Uralte Pflanzengestalten
Farne, die heute noch die Wälder aller Erdteile besiedeln, lassen sich bis in Urzeiten zurückverfolgen. Sie sind weitaus älter als unsere Blütenpflanzen. Während des Karbons (geologische Periode des Erdaltertums vor 350 Mill. Jahren) erlangten die Farne in mehreren Verwandtschaftskreisen einen Höhepunkt der Entwicklung und wiesen einen riesigen Formenreichtum auf. Im jüngeren Teil der Schichten des Devons, dem Oberkarbon, führte eine Massenentwicklung der Pflanzenwelt zur Bildung umfangreicher Kohlenlagerstätten.
Nach einem deutlichen Rückgang der karbonischen Farngruppe erfolgte eine weitere Abnahme in den erdgeschichtlichen Formationen des Perms vor 250 Mill. Jahren und der Trias vor 200 Mill. Jahren; im Jura (vor 150 Mill. Jahren) war wieder eine Zunahme und stärkere Entfaltung der Farne zu verzeichnen. Zu diesen jüngeren Gruppen gehören die eigentlichen Farne, die sich bis heute erhalten konnten. Man muss sich einmal vorstellen, dass die heutigen Naturformen seit Millionen von Jahren in unseren Wäldern ohne erkennbaren Vitalitätsverlust gedeihen. Von ihnen stammen einige Garten-Farne - meist Abkömmlinge heimischer Arten - ab, die zu den auffälligsten Schattenpflanzen gehören. Im Wanderschatten von Bäumen und Sträuchern und auf Humusböden mit ausreichender Feuchtigkeit fühlen sich diese Farne wohl und schaffen Gartenbereiche von besonderem Reiz.
Arten und Formen
Ein zarter, feingliedriger Vertreter aus dem Farnreich ist der sommergrüne Hufeisenfarn (Adiantum pedatum), besser als Pfauenrad-Farn bekannt. Seine hellgrünen, kniehohen und hand- bzw. fächerförmig ausgebreiteten Wedel auf straffen, dunklen Stielen erinnern an einen Rad schlagenden Pfau. Er zählt zu den langlebigen Farnen mit mäßigem Ausbreitungsdrang, bildet aber allmählich kräftige Stöcke, die sich vorsichtig teilen lassen. Für den kleinen Garten ist die Zwergform Adiantum pedatum 'Imbricatum'besser geeignet. Dieser zierliche Farn wird nur 10 bis 15 cm hoch und hat die gleichen Ansprüche wie sein größerer Bruder. Ein reizender Verwandter, der Himalajafrauenhaar-Farn oder Anmutiges Venushaar (Adiantum venustum) ist ebenfalls etwas graziler als der Pfauenrad-Farn. Er wächst höchstens 35 cm hochund besticht durch seine wunderschönen,frischgrünen Wedel. Mit einer schützenden Laubdecke ist auch dieser Farn winterhart.
Der heimische Wald-Frauenfarn (Athyrium filix-femina) zählt zu den bei uns weit verbreiteten und bekannten Farnen - eine wunderschöne Art mit 2 bis 3-fach gefiederten, hellgrünen Wedeln und einer Wuchshöhe bis zu 1m. Die Pflanze ist anspruchslos und passt sich im Garten auch weniger günstigen Standorten gut an. Mit den Jahren bildet diese genügsame Art eine mehrköpfige, breite Pflanze. In Katalogen findet man meist auch den Kamm-Frauenhaarfarn (Athyrium filix-femina 'Cristata') mit fein zerteilten Wedeln und die Zwergform Athyrium filixfemina 'Minutissima', die nur 30 cm hoch wird. Robust, ja nahezu unverwüstlich ist der heimische Gewöhnliche Wurmfarn (Dryopteris filix-mas), ähnlich wie der heimische Wald-Frauenfarn. Beide vertragen auch einmal vorübergehende Trockenheit, und der zählebige Wurmfarn macht sogar in zeitweise voller Sonne nicht schlapp - er ist ein wahrer Gartenschatz. Die breiten, dunkelgrünen Wedel sind trichterförmig angeordnet, und mit einer Wuchshöhe bis zu 1m gehört er zu den eindrucksvollen Farngestalten.
Aus Großbritannien stammen einige besondere Formen, z.B. der Steile Wurmfarn (Dryopteris filixmas 'Barnesii') mit wintergrünen, steileren und längeren Wedeln. Weitere schöne Formen sind D. affinis mit aufrechten, glänzenden Wedeln; der Kamm-Wurmfarn (D. cristata) mit breit gefächerten, kammartigen Fiederspitzen und der Rotschleier-Farn (D. erythrosora) mit dichten, 1 m hohen Wedelbüschen, die im Jugendstadium rötlich braun gefärbt sind. Naturvorkommen von D. cristata, früher im norddeutschen Tiefland häufig anzutreffen, sind geschützt. Ein ähnlich stattlicher Vertreter aus dem Farnreich kann an geeigneter Stelle spielend Meterhöhe erreichen. Die Rede ist vom heimischen Straußfarn oder Trichterfarn (Matteuccia struthiopteris), der sich an feuchten, lichten bis schattigen Gartenplätzen aufgrund seiner Wuchskraft zu zauberhaften Farnkolonien entwickeln kann. Mittels seiner flach im Boden umherstreichenden Ausläufer entsteht bald reiche Nachkommenschaft, deshalb Vorsicht! Der Straußfarn ist ein "Wucherfarn", der in wenigen Jahren einige Quadratmeter in Besitz nimmt. Sonnige Plätze sind abträglich, hier färben sich die schönen grünen Wedel bald braun. Wildbestände an Waldbächen und in Bachschluchten sind sehr selten geworden und nach der Bundesartenschutzverordnung geschützt.
Die Hirschzunge oder der Hirschzungenfarn (Asplenium scolopendrium, Phyllitis scolopendrium) gehört zu den ausgesprochenen Gartenfarnen. Wie die Hirschzunge verwenden wir übrigens grundsätzlich alle in diesem Artikel aufgeführten Farne als gärtnerisch vermehrte Kulturformen. Der Hirschzungenfarn gehört zu den wenigen kalkverträglichen Arten, deshalb liegen die Naturstandorte der bei uns urwüchsigen Pflanze meist in den Muschelkalkgebieten. Dort ist sie streng geschützt. Im Garten gedeiht die Hirschzunge in jedem normalen Gartenboden auch ohne Kalk, aber in schattiger Lage. Die zungenförmigen, glänzenden Wedel sind wintergrün und sehr zierend. Mit einer Wuchshöhe von ca. 30 cm passt der beliebte Farn auch in kleine Gärten. Von der heimischen Art sind einige interessante Kulturformen verbreitet: 'Angustifolia', der Schmale Hirschzungenfarn; 'Crispa', die wertvollste Form mit am Rande gewellten, hellgrünen Wedeln, oft fälschlich als 'Undulata' bezeichnet, und 'Cristata', ein Sonderling - die Wedel sind am Rande mehr oder weniger gekräuselt, und am Ende bilden sie einen großen rispigen Kamm. Diese Form ist auch unter dem Namen 'Capitata' bekannt.
Zwei Schildfarne sind vornehmlich für den Garten zu empfehlen: Der heimische Glanzschildfarn oder Dorniger Schildfarn (Polystichum aculeatum) gehört mit seinen bis zu 1 m langen und oberseits glänzenden Wedeln zu den schönsten, immergrünen Farnen unserer Flora. Die Art ist hier bei uns urwüchsig, sie gedeiht an schattigen und feuchten, steilen Hängen, vorzugsweise in Schluchtwäldern. Im Garten benötigt der Glanzschildfarn einen gut feuchten Platz unter lichtkronigen Gehölzen. Der Südliche oder Borstige Schildfarn (Polystichum setiferum) ist genauso schön wie sein Verwandter. Mit seinen ca. 60 cm langen, glanzlosen Wedeln, die doppelt gefiedert sind, bleibt er außerdem etwas kleiner als der Glanzschildfarn. Der Wedelstiel ist mit Spreuhaaren besetzt und ohne Fiedern, was ihn deutlich vom Glanzschildfarn unterscheidet.
Unter der Bezeichnung "Filigranfarne" existieren ferner von der Art wertvolle Kulturformen, die für den Garten besonders gut geeignet sind: 'Dahlem', 'Herrenhausen', 'Plumosum Densum'und 'Proliferum'. Die Form 'Proliferum', der Brutfiligranfarn, ist in Gärten weit verbreitet, nicht zuletzt deshalb, weil er auf der Mittelrippe der Wedel zahlreiche Brutknospen bildet. Ohne Übertreibung kann man die beiden Schildfarne als Krone des Gartenfarnreichs bezeichnen. Mit ihnen lassen sich im Garten attraktive und unverwechselbare, waldähnliche Partien gestalten. Alle heimischen Arten des Schildfarns wie P. aculeatum, P. braunii, P. lonchitis und P. setiferum stehen unter Artenschutz. Sehr hübsche Begleitpflanzen für alle bisher genannten Farne sind beispielsweise Hosta-Arten sowie die Formosa-Krötenlilie (Tricyrtis formosana) und die Wachsglocke (Kirengeshoma palmata).
Farne im Steingarten
Auch im Steingarten lassen sich Farne mit entsprechenden Eigenschaften ansiedeln und mit alpinen Pflanzen zu fast lebensechten Vegetationsgemeinschaften zusammenfügen. Der zwergige Pfauenradfarn (Adiantum pedatum 'Imbricatum') wurde bereits erwähnt. Ein Farn, der in seinen Ansprüchen nicht allzu wählerisch ist, nur genügend Feuchtigkeit verlangt. Die Mauerraute oder der Mauer-Streifenfarn (Asplenium ruta-muraria), eine lichtund kalkliebende Zwergform, fühlt sich auch in nicht zu trockenen Felsspalten wohl und bringt es fertig, selbst an zeitweise besonnten Mauern emporzuklettern. Der Braune Streifenfarn (Asplenium trichomanes), auch Steinfeder genannt, erreicht etwa die doppelte Wuchshöhe der Mauerraute. Zum guten Gedeihen benötigt dieser Farn humose,feuchte Erde am besten in einer Steinfuge im Mittagsschatten eines großen Steins. Bleiben wir bei den kleinen Farnen, dann gehört zweifellos der Milzfarn oder Schriftfarn (Asplenium ceterach, Ceterach officinarum) zu den botanischen Kostbarkeiten. Es heißt, dass dieser Farn seit prähistorischer Zeit bei uns eingebürgert ist. Heute kommt er leider nur noch sehr zerstreut und selten in wärmeren Gebieten vor. Die Wildart gilt als gefährdet bis stark gefährdet und ist geschützt. Zum bevorzugten Lebensraum gehören sonnige bis halbschattige, mäßig feuchte Felsspalten. Mit seinen bis zu 20 cm langen Wedeln schmiegt sich der Zwerg flach dem Untergrund an. Meist möchte man man dieses Kleinod bereits nach der ersten Begegnung besitzen, doch zufrieden stellend wächst die einmalig schöne Pflanze nur im Weinklima oder im Alpinenhaus. Auf Winterkälte und mehr noch auf Winternässe reagiert dieser Farn empfindlich, er verlangt also sorgfältigen Winterschutz.
Dr. Werner Mischke, Weil der Stadt
Artikel aus Obst&Garten (12/2001), mit freundlicher Genehmigung Verlag Ulmer, Stuttgart
Remontierende Sorten
Das frühere Sortiment an Herbsthimbeeren wurde bis zum 2. Weltkrieg von 'Lloyd George' dominiert. Dann folgten 'Zefa Herbsternte', eine Züchtung aus der Schweiz und 'Korbfüller' (Himbaba) aus Deutschland. In Nordamerika werden 'Amity', 'Scepter', 'Southland' und 'Redwing' angepflanzt. In Frankreich sind 'September' und 'Heritage' verbreitet. Inzwischen löst die englische Züchtung 'Autumn Bliss' weltweit die meisten anderen Sorten ab. Vielfach kam der Anbau von Herbsthimbeeren überhaupt erst mit dieser Sorte in Schwung.
In der Schweiz gibt es bereits mehr Anbauflächen mit 'Autumn Bliss' als mit allen anderen sommertragenden Sorten zusammen. Der kometenhafte Aufstieg hat mehrere Gründe: die einfache Erziehungsform, die nur wenige Handgriffe erfordert, der hohe Ertrag und die überdurchschnittlich hohe Widerstandsfähigkeit gegen Krankheiten.
Im Frühjahr 2000 kam mit 'Himbo-Top' eine weitere Herbsthimbeere auf den Markt. Sie reift Ende August und besticht durch ihre großen, leuchtend roten, aromatischen und im Gegensatz zu 'Autumn Bliss' gut lösenden Früchte.
Aufgrund der hohen Nachfrage ist Pflanzmaterial erst ab Frühjahr 2002 wieder erhältlich (Promo-Fruit, Telefax 004118791188, www.promo-fruit.ch).
Es gibt auch Besonderheiten unter den herbstreifenden Himbeeren, die sich durch ihre Fruchtfarbe von den herkömmlichen Sorten abheben:
'Fallgold' hat mittelgroße, mittelfeste, aromatisch-süße, bei Vollreife leuchtend gelb gefärbt Früchte.
'Golden Bliss' ist eine gelbfrüchtige Mutante der Sorte 'Autumn Bliss', alle übrigen Eigenschaften entsprechen der Muttersorte.
'Bababerry' wurde 1973 in Kalifornien gefunden. Die mittelgroßen, relativ festen Früchte sind tief dunkelrot gefärbt und haben ein ausgeprägtes Wildbeerenaroma. Die Herbsternte setzt im September ein, die Sommerernte bereits Anfang Juni. Die Pflanzen sind anfällig für Spinnmilben und Botrytis, die Winterfrosthärte ist gering.
Erziehung
Im Gegensatz zu anderen Himbeersorten lässt sich die Herbsthimbeere 'Autumn Bliss' mit einem einfachen Hilfsgerüst ohne Bindearbeiten erziehen. Als Gerüst genügt ein 60 cm breites, waagerecht angebrachtes Knotengitter in 80 bis 90 cm Höhe. Die Jungruten wachsen durch das Gitter und finden ausreichend Halt für die etwa 140 cm langen Ruten.
Die Früchte setzen größtenteils oberhalb des waagerechten Drahtgitters an. Der Schnitt besteht lediglich im Abschneiden sämtlicher Ruten nach Ernteabschluss Anfang November bis spätestens Mitte Dezember direkt über dem Boden.
Im Erwerbsanbau werden vielfach Motorsensen oder Mähbalken eingesetzt. Im Frühjahr treiben neue Ruten aus und wachsen durch das Maschengitter.
Die Reihen sollten nicht breiter als 60 cm sein, da sonst die Fruchtqualität im Reiheninnern leidet.
Autumn Bliss
Die sortengeschützte Mehrfachkreuzung aus 'East Malling', England/GB ist seit 1983 im Handel und bei zahlreichen Obstbaumschulen und Gartencentern erhältlich.
Die Früchte sind groß, fest, mittel- bis dunkelrot und leicht bereift, also nur schwach glänzend. Mittelspäter Austrieb, starker Wuchs und zahlreiche mittelstark bewehrte, bereifte Jungruten kennzeichnen die Pflanze. Aufgrund der hohen Widerstandsfähigkeit gegen Phytophthora-Wurzelfäule und weil sie nicht von Blattläusen befallen werden, die Himbeermosaik-Viren übertragen, eignet sich 'Autumn Bliss' auch für den Garten.
Die positiven Eigenschaften bezüglich Pflanzengesundheit und Erziehung werden ergänzt durch die Fruchtqualität, vor allem aber durch die Ertragsleistung. In Leistungsversuchen mit anderen Herbstsorten liefert 'Autumn Bliss' meist doppelt so hohe Erträge.
Im Vergleich zu vielen Sommer-sorten hat 'Autumn Bliss' allerdings ein weniger ausgeprägtes Aroma bei leicht säuerlichem Geschmack und nur mittlerer Pflückbarkeit.
Dr. Helga Buchter-Weisbrodt
Mit freundlicher Genehmigung der Unser Garten Verlagsgesellschaft mbH., Kaiserstr. 77, 66133 Saarbrücken-Scheidt, Tel. 0681-812040, Fax 0681-812040. Erschienen in den Sptember-Ausgaben 2001 der Verbandszeitschriften "Unser Garten", "Der Hess. Obst- und Gartenbau" und "Ratgeber für den Gartenliebhaber".
Standortansprüche
Bereits im Mittelalter wurden in Deutschland bis hoch in den Norden Rebstöcke an Südwänden spalierartig gezogen. Viele Sorten lassen sich außerhalb der Weinbauregionen kultivieren, wenn sie eine geschützte Südost- bis Südwestlage erhalten. An den Boden stellt die Rebe geringe Ansprüche. Sie wurzelt sehr tief. Ältere Pflanzen können sich deshalb aus dem Untergrund ausreichend mit Wasser versorgen. Nur in den ersten zwei Jahren sollten Jungpflanzen an trockenen Standorten ausreichend bewässert werden. Mit entsprechenden Unterlagen ist es möglich, den jeweiligen Bodenverhältnissen gerecht zu werden. Für Hausreben, die meist ein umfangreiches Stockgerüst aufbauen sollen, sind starkwüchsige Unterlagen zu bevorzugen:
- Kober 5 BB: sehr starkwachsend, gut kalkverträglich, auch für nährstoffarme, trockene Standorte
- Kober 125 AA: stark wachsend, gut kalkverträglich, nicht für magere Standorte
- SO4: mittelstark wachsend, für stark kalkhaltige, nährstoffreiche Böden.
Sortenwahl
Bislang wurden vorwiegend Weinrebensorten als Hausreben verwendet, meist 'Dornfelder', 'Müller-Thurgau', 'Gutedel', 'Trollinger', 'Muskateller' oder 'Silvaner'. Keine dieser Sorten ist resistent gegen Echten und Falschen Mehltau. Werden solche Reben nicht regelmäßig mit Fungiziden behandelt, überziehen sich Holz, Blätter und Früchte mit Pilzbelägen. Die Pflanze wird nicht nur geschwächt, sie verliert auch ihren Nutz- und Zierwert. Es ist für Haus- und Gartenbesitzer nicht wünschenswert, je nach Infektionsdruck fünf bis siebenmal spritzen zu müssen. Resistente Sorten erkranken nicht an Echtem und Falschem Mehltau. Bei den ersten pilzresistenten Sorten (Hybridreben, interspezifische Züchtungen) war der unangenehme Beigeschmack (Foxton, im Volksmund als "Katzenseichler" bezeichnet) der eingekreuzten Amerikanerreben noch ausgeprägt. Inzwischen gibt es aber qualitativ ausgezeichnete Sorten, die mit importierten Tafeltrauben konkurrieren können. Bietet der Garten eine gut geschützte Stelle und ist das Klima nicht allzu rau, lohnt sich ein Versuch mit den ganz neuen robusten Tafeltraubensorten. Sie haben ähnlich große Trauben mit knackig-fruchtigen Beeren wie die Importfrüchte aus dem Süden. Vom Aussehen her lassen sich die blauen Sorten 'Nero' und 'Esther' oder die weißen Sorten 'Angela', 'Fanny', 'Lilla', 'Palatina' und 'Theresa' kaum von Handelstrauben unterscheiden. Ihr Plus: sie kommen ohne Pflanzenschutz aus.
Ein besonderes Extra bietet' Birstaler Muskat': Die aromatischen, runden Beeren sind zwar nicht ganz so riesig, reifen aber über einen langen Zeitraum und halten sich so gut am Stock, dass man die Früchte wochenlang genießen kann. Wer bezüglich Pflanzengesundheit auf Nummer Sicher gehen will, wählt am besten die bewährte Sorte 'Muscat bleu'. Die genannten Neuheiten müssen sich erst noch beweisen. Auch kommen laufend weitere Sorten auf den Markt. Es dauert einige Jahre, bis sich diese Vielfalt umfassend beurteilen und eingrenzen lässt.
Jungpflanzen
Die Rebe stellt nur geringe Ansprüche an den Boden. Trotzdem ist es vorteilhaft, das Pflanzloch gut vorzubereiten. Pfropfreben werden im Frühjahr gepflanzt, Containerpflanzen lassen sich in der gesamten frostfreien Zeit setzen. Bei Pfropfreben müssen die Wurzeln auf 15 cm Länge, der Trieb bis zum zweiten sichtbaren Auge oberhalb der Veredlungsstelle zurückgeschnitten werden. Die Pfropfrebe wird so tief eingepflanzt, dass die Veredlungsstelle knapp über der Bodenoberfläche liegt. Bis die Rebe ausgetrieben hat, sollte der Kopf mit Erde bedeckt sein. Nach dem Austrieb muss die Veredlungsstelle wieder freistehen, damit sich oberhalb der Veredlung keine Wurzeln entwickeln. An der Hauswand empfiehlt es sich, die Rebe schräg zur Wand zu pflanzen, so dass der Wurzelstock mindestens 25 cm von der Wand entfernt steht. Die Jungrebe soll zunächst nur einen Trieb entwickeln. Bilden sich mehrere Triebe, werden Anfang Juni alle bis auf den kräftigsten weggebrochen. Der Jungtrieb wird sukzessive am Pflanzstab festgebunden, da in diesem jungen Stadium die Gefahr groß ist, dass er abbricht. Nebentriebe in den Blattachseln sollte man im ersten Jahr ebenfalls entfernen.
Pflanzenaufbau
Im Frühjahr nach der Pflanzung beginnt die Erziehung des Grundgerüstes (Altholz). Sind die Jungpflanzen schwach und schlecht verholzt, muss nochmals zurückgeschnitten und ein neuer Stamm gezogen werden. Ist der Vorjahrestrieb gut verholzt, wird er auf die Höhe eingekürzt, auf der die waagrechten Triebe verlaufen sollen. Die Triebe aus den hier austreibenden Augen werden waagrecht gebunden, die übrigen ausgebrochen. Bei der weiteren Erziehung in den Folgejahren ist zu beachten, dass Trauben nur an einjährigem Holz wachsen, das zweijährigem Holz entspringt. Der Vorjahrestrieb, der aus dem Altholz wächst, wird ausgangs Winter auf zwei Augen zurück geschnitten. Aus dem oberen Auge wächst die Fruchtrute, die den Ertrag liefert, aus dem unteren Auge die Ersatzrute, aus der im nächsten Jahr die Fruchtrute entspringt. Die abgeerntete Fruchtrute wird wiederum Ende Winter entfernt, die Ersatzrute auf zwei Augen eingekürzt. Auf diese Weise bildet sich im Lauf der Jahre ein Zapfen. Wird er zu lang, kann ein "Wasserschoss" (Jungtrieb, der direkt dem Altholz entspringt) als neuer Zapfen gezogen werden. Der Abstand zwischen den einzelnen Zapfen auf dem Altholz sollte etwa 25 cm betragen.
Pflegehinweise
Während der Vegetationszeit sind einige Laubarbeiten durchzuführen. Die Wasserschosse aus dem Stamm sollte man entfernen und zu lang gewordene Jahrestriebe einkürzen. Bei einigen Sorten entstehen aus den Blattachseln Seitentriebe (Geiztriebe), die aber nicht zwingend entfernt werden müssen. Als wichtigste Rebkrankheiten gelten Echter und Falscher Mehltau, für die Europäerreben anfällig sind. Im Hausgarten sollten nur weitgehend resistente Hybridsorten angepflanzt werden. Der Echte Mehltau (Oidium tuckeri) überzieht Blätter, Triebe und Beeren mit einem mehligen Pilzmycel, die Beeren platzen bereits im unreifen Zustand (Samenbruch).Beim Falschen Mehltau (Peronospora, Plasmoporaviticola) zeigt sich nur auf der Blattunterseite ein weißlicher Belag. Eine weitere Pilzkrankheit ist Graufäule(Botrytis cinerea), die bei feuchter Witterung und dichten Beständen verstärkt auftritt. Besonders gefährdet sind Sorten mit kompakten Trauben, also dicht aneinander sitzenden Beeren.
Schädlinge
Die Resistenz der robusten Tafeltrauben bezieht sich auf die genannten Pilzkrankheiten. Von Schädlingen können sie jedoch befallen werden. Gelegentlich treten Blattgallmilben bzw. Pockenmilben auf. Nur bei sehr starkem Befall sollte man ein nützlingsschonendes Akarizid einsetzen. Im Frühjahr, vor allem bei feuchter Witterung, wenn die jungen Blätter nicht "davonwachsen" können, schädigen Kräuselmilben den Neuaustrieb. Normalerweise halten Raubmilben und andere Nützlinge die auftretenden Spinnmilbenarten im Gleichgewicht. Größere Schäden kann der Traubenwickler anrichten. Die erste Generation der Räupchen schlüpft zur Heuzeit (Heuwurm),die zweite vor der Fruchtreife (Sauerwurm).Die Heuwürmer zerstören allenfalls einige Blütenanlagen, der Sauerwurm verursacht durch die Fraßstellen an den Beeren Fäulnis. Vor allem bei sehr kompakten Fruchtständen können auch gesunde Beeren angesteckt werden. Normalerweise ist es im Hausgarten aber nicht nötig, den Traubenwickler zu bekämpfen, da die Verluste gering sind. Unter normalen Bedingungen können robuste Tafeltraubensorten problemlos ohne Pflanzenschutzmittel über viele Jahre hinweg gleichmäßig gute Erträge an gesunden Früchten liefern und sind zugleich ein attraktiver Blickfang.
Dr. Helga Buchter-Weisbrodt
Artikel aus Obst&Garten (9/2001), mit freundlicher Genehmigung Verlag Ulmer, Stuttgart
Beerenwein herstellen
Reine Beerenessige, im Beispiel hier der Himbeeressig, sind nur aus dem entsprechenden vergorenen Saft der Beeren hergestellt. Erste Aufgabe des Essigherstellers ist also die Bereitung eines Grundweines aus den Früchten. Zu diesem Thema gibt es umfangreiche Literatur. Die reifen Beeren werden zerkleinert und mit Gärhefe, Hefenährsalz und Pectinenzym der mehrtägigen Maischegärung bei 14 bis 18°C in einem mit Gärverschluss gesicherten Kunststofffass angegoren. Nach ungefähr 10 Tagen wird die Maische mit einer ausgekochten Windel oder einem Nylon-Handpressbeutel abgepresst und endvergoren. Nachdem sich der ausgegorene Wein geklärt hat, wird er von der sich abgesetzten Hefe abgezogen und sofort zur Essigbereitung eingesetzt. Wichtig ist die Vermeidung jeglicher Schwefelung, da Schwefel das Wachstum von Essigbakterien unterbindet. Der so erhaltene Grundwein ist ein perfektes Ausgangsmaterial für einen hochwertigen Beerenessig.
Essiggärung
In der Regel wird das Oberflächenverfahren angewendet, da es kaum Anschaffungskosten und Aufwand, jedoch – bedingt durch die fast einjährige Fermentationsdauer – große Geduld erfordert. Bei diesem Verfahren lässt man den Grundwein einfach offen stehen. Essigbakterien gelangen aus der Luft auf die alkoholhaltige Flüssigkeit und bilden an der Oberfläche eine Haut. Mit Hilfe des Luftsauerstoffs wird der Alkohol zu Essigsäure umgesetzt. Als Behältnisse dienen alte Holzfässer oder Glasballons mit möglichst großer Oberfläche. Mit einigen Verbesserungen ist das Oberflächenverfahren auch noch heute erfolgreich anwendbar, wenn man über die bei der Essigfermentation ablaufenden Vorgänge gewisse Grundkenntnisse besitzt und den Vorgang der Essigbildung entsprechend unterstützen und kontrollieren kann.
Einfaches Oberflächenverfahren
Damit sich von Anfang an eine befriedigende Essigkultur entwickeln kann, sollten Starterkulturen vom Fachhandel oder einem bekannten Essighersteller bezogen werden. Von sich spontan einfindenden Essigsäurebakterien ist abzuraten. Manchmal wird z.B. eine Beimpfung mit Brot empfohlen. Dabei kann es jedoch vorkommen, dass eine mehrere Zentimeter dicke Haut entsteht, die den halbfertigen Essig vollständig von der Umgebung, d.h. von dem für die Essigbakterien lebenswichtigen Sauerstoff abschirmt. Normalerweise setzt man 100 bis 250ml Starterkultur mit 1 Liter Grundwein in einem Fermentationsbehälter aus Glas oder Plastik an, verschließt das Gefäß mit einem Fliegenschutz und sorgt für Temperaturen von 25 bis 28°C. Bereits nach wenigen Tagen bildet sich eine dünne Haut auf der Oberfläche und dem Gärgefäß entströmt ein ungewöhnlicher Geruch. Dies ist das Kennzeichen für arbeitende, aktiv fermentierende Essigbakterien und die Bildung von Essigsäure. Der dabei auftretende Geruch ist charakteristisch für Essigsäureethylester, er erinnert an Klebstoff oder Lösungsmittel. Ab diesem Zeitpunkt kann der Ansatz verdoppelt werden, wobei darauf zu achten ist, dass die auf der Oberfläche schwimmende Essigmutter nicht absinkt und die Bakterien nicht „ertrinken“. Das geschieht durch vorsichtiges, langsames Nachfüllen von Grundwein. Ist die gewünschte Endmenge erreicht, lässt man den Ansatz am besten mehrere Monate bei 26 bis 28°C stehen. Verschwindet der klebstoffartige Geruch, ist die Essigfermentation beendet. Praktische Versuche bei der Herstellung von Essigen im kleinen Oberflächenverfahren haben gezeigt, dass selbst bei einer ständigen Temperatur von 23°C die Essigfermentation zwischen 6 und 8 Monate in Anspruch nahm. Das Verfahren lässt sich mit dem verbesserten Oberflächenverfahren verkürzen.
Verbessertes Oberflächenverfahren
Um die Essigbildung zu beschleunigen und das Absinkender Essigmutter zu verhindern, sind nur wenige Verbesserungen des bestehenden Oberflächenverfahrens nötig. Das Verfahren beruht auf einer einfachen Temperatursteuerung mit zusätzlicher Belüftung und einer Stabilisierung der Essigmutter durch Schwimmkörper, wodurch auch ein einfaches Umsetzen der Haut in einen anderen Behälter möglich ist. Benötigt wird eine Plastikwanne und ein in der Leistung auf die Füllmenge der Wanne angepasster Heizstab mit Thermostat (z.B. Aquarienheizung). Man füllt die Plastikwanne mit lauwarmem Wasser, stellt den Essigfermenter, ein oder mehrere Weithalsglasballons, in die Wanne und befestigt den Heizstab im Gefäß. Aufgrund Verdunstungsverlusten genügt ein kleiner Luftzutritt von ungefähr 2 cm Durchmesser. Mit diesem Verfahren halbiert sich die Fermentationszeit auf 3 Monate. In praktischen Versuchen entstanden auf diese Weise fast vollständig vergorene Essige aus Brombeer,- Pfirsich- und Holunderwein mit Restalkoholgehalten von 0,3bis 0,4%vol und Säuregehalten um 5%.
Essigpflege
Bei beiden Oberflächenverfahren ist unbedingt das Eindringen von Essigfliegen zu vermeiden. Ein feines Drahtnetz oder eine Stoffwindel schützen hierbei. Essigfliegen legen auf der Oberfläche der Essigmutter über 200 Eier ab, aus denen lebhafte Maden schlüpfen, die dem Gärgefäß entsteigen – die Lust auf diesen Essig wird Ihnen sicher vergehen. Weitere Verfahren der Essigherstellung sind das einfache Fesselverfahren und ein automatisches Submersverfahren, bei denen im einen Fall die Essigbakterien auf Holzspänen oder anderem Trägermaterial sitzen oder im anderen Fall einfach in Schwebe gehalten werden. Genaueres ist der Literatur zu entnehmen. Vorteil ist in beiden Fällen eine sehr kurze Fermentationsdauer von bis zu 4 Tagen. Nachteilig sind die hohen finanziellen Investitionen.
Nachbehandlung
Die nach den Oberflächenverfahrenhergestellten Essige sollten nach der Entnahme aus dem Behälter noch mindestens 4 Wochen in ganz gefüllten und gut verschlossenen Behältern, z.B. lebensmittelechten Kunststoffkanistern oder Glasballons, kühl und dunkel gelagert werden. Die noch im Essig verbliebenen Bakterien sterben größtenteils aufgrund Nahrungs- und Luftmangel ab und setzen sich mit den Trübstoffen und Schleimen am Behälterboden als meist sehr fester Satz ab – eine Selbstklärung der Essige setzt ein. Nun ist es ratsam, den Essig gleich in Flaschen abzufüllen. Eine leichte Schwefelung und das Vermeiden von zuviel Lufteintrag in Verbindung mit dem luftdichten Verschließen der Flaschen verhindern die Neubildung einer Kahmhaut am Flaschenhals. Natürlich besteht auch die Möglichkeit der Heißabfüllung oder auch Pasteurisierung. Durch die Wärmeeinwirkung fallen aber wiederum Eiweiße aus und führen zu Trübungen und Bodensatz.
Die Bereitung von hochwertigen Beerenessigen ist mit großem Aufwand verbunden, der im Endeffekt nur ein entsprechend befriedigendes Ergebnis bringt, wenn peinlich genau auf Sauberkeit und ordentliche Vergärung – sei es nun bei der alkoholischen oder auch der essigsauren – geachtet wird. In beiden Fällen sind Mikroorganismen beteiligt, die auf falsche Behandlung sofort durch entsprechende Gärungsstillstände oder Gärfehler reagieren. Deshalb ist es wichtig, diese kleinen Helfer gut zu behandeln und die von ihnen erzeugten Produkte, zumindest den Säuregehalt, zu kontrollieren und zu dokumentieren – man muss wissen, was in den Behältern vor sich geht. Dann erhält man für die geleistete Arbeit ein absolut hochwertiges und aromatisches Produkt, das schon beim tropfenweisen Genuss wahre Begeisterung auslösen wird.
Dr. Klaus Hagmann, Göppingen
Artikel aus Obst&Garten (6/2001), mit freundlicher Genehmigung Verlag Ulmer, Stuttgart
Erfolgserlebnis
Eigentlich ist der Kürbis, bei den Chinesen als „Kaiser des Gartens“ bezeichnet, ein ideales Gewächs, um Kinder für den Garten zu begeistern: Einfache Aussaat dank großer Samen, rasches Auflaufen in wenigen Tagen, in kurzer Zeit viel Blattmasse, intensiv farbige Riesenblüten, kaum Pflegeaufwand bis zur Ernte und unzählige Verwendungsmöglichkeiten. Aber auch für den erwachsenen Müßiggänger im Garten ist der Kürbis genau das Richtige: Hoher Zierwert, vielseitiger Nutzen und kaum Arbeit. Rankende Sorten bedecken in kürzester Zeit große Flächen und ersparen das Jäten. Auch Hacken erübrigt sich. Mauern, Zäune und Gerüste las sen sich auf effektvolle Weise begrünen. Wer eine große Wandfläche oder einen abgestorbenen Baum mit einem besonderen Gewächs überziehen will, wählt am besten einen Flaschenkürbis. Seine samtigweichen, intensiv dunkelgrünen Blätter, die bis zum Frost erscheinenden weißen Blüten und die aparten Früchte bieten einen außergewöhnlichen Anblick.
Von der Aussaat ...
Frost vertragen die wärmeliebenden Pflanzen nicht. Sie dürfen also erst nach den letzten Frostnächten ins Freie. In milden Klimaten kann das bereits Mitte/ Ende April sein. Dementsprechend beginnt die Anzucht etwa 3 Wochen vorher. Wird der Garten von Schnecken heimgesucht, sollte die Kürbispflanze mindestens 8 gut entwickelte Blätter tragen, um diesen Kürbisliebhabern davonwachsen zu können. Sommerkürbisse mit ihrer kurzen Entwicklungszeit zwischen Blüte und Ernte kann man bis Anfang Juli aussäen. Die meisten Winterkürbisse benötigen über 100 Tage bis zur Erntereife, sollten also spätestens Ende Mai ausgesät werden, falls der erste AussaatVersuch erfolglos blieb. Die wichtigsten Zahlenangaben: Saattiefe entsprechend der Samengröße 1 bis 2 cm. Pflanzabstand in Abhängigkeit von der Wuchsform 1 m in der Reihe und 1 m zwischen den Reihen bei buschig wachsenden Kürbissen; 3 m in der Reihe, 1 m zwischen den Reihen bei rankenden Sorten.
Wenn man bedenkt, dass die Ranken bei einzelnen Sorten problemlos 12 m lang werden, empfiehlt es sich, die Pflanzstelle mit einem absolut verlustsicheren Namensschild zu versehen, um die Sorte zur Erntezeit entlang der Ranken zurückverfolgend an ihrem Ursprung identifizieren zu können, falls man sie nicht an ihren Früchten erkennt.
... über die Pflege
Wurden die Jungpflanzen mit einem Eimer Kompost versehen, erübrigt sich weiteres Düngen. Zuviel Stickstoff fördert die Blattmasse zulasten des Blütenansatzes, das entsprechend weiche Blattgewebe bietet auch dem Mehltaupilz weniger Widerstand. Bei ZucchiniPflanzen lohnt es sich, vergleichsweise mehltaufeste Sorten wie ‘Afrodite’ oder ‘Black Forest’ zu wählen, da befallene Pflanzen keine weiteren Früchte nachliefern. Lagerkürbisse dagegen reifen meist trotz verpilzter Blätter noch gut aus. Bei ausreichend Wärme bildet das rasch wuchernde Grün in kurzer Zeit eine geschlossene Decke, so dass Hack- oder Jätarbeiten entfallen. Da der Wasseranspruch vergleichsweise gering ist, halten sich auch die Gießzeiten in Grenzen. Um die Lagerkürbisse muss man sich erst zur Ernte wieder kümmern, bei Sommerkürbissen beschränkt sich der Einsatz auf das Ernten. Hier empfiehlt es sich, ein oder zweimal mit Brennesseljauche oder einem vergleichbaren Stickstoff Lieferanten nachzudüngen, damit die Pflanzen willig weitere Früchte ansetzen. Blüten ergeben feingeschnitten eine delikate Soßen, Suppen oder Salatkräuter-Beigabe. Sie lassen sich auch rasch füllen und anbraten. Dazu eignen sich Zucchini und andere Speisekürbisblüten gleichermaßen. Kürbisblüten halten sich nur einen Tag. Man muss sie also am Tag der Aufblüte nutzen. Männliche und weibliche Blüten lassen sich dabei ganz leicht unterscheiden: die männlichen sitzen auf einem dünnen, bis zu 30 cm langen Stiel, die weiblichen tragen direkt unter der Blüte bereits den Fruchtansatz in Form einer kleine Kugel oder länglichen Walze. Will man die Blüten nicht nutzen, kann man sich auch nur an ihrem schönen Anblick erfreuen: Knallgelb und meist mindestens 20 cm im Durchmesser leuchten sie von weitem. Im Näherkommen betört ihr süßschwerer Duft.
... bis zur Ernte
Zucchini sind erntereif, wenn sie 20, maximal 30 cm Länge erreicht haben. Bei Lagerkürbissen fällt es schwer, den rechten Zeitpunkt zu erkennen. Ein wichtiges Merkmal ist der Stielansatz: er muss hol zig verkorkt sein. Die Schale muss ausgehärtet und der Klang beim Anklopfen hell sein. Für das Langzeitlager bestimmte Früchte erntet man in jedem Fall mit möglichst langem Stielansatz, damit an dieser Stelle keine Fäulnispilze eindringen. Am besten gewährt man ihnen 2 bis 3 Wochen einen trockenen Platz an der Sonne, dann härtet die Schale nochmals nach. Je nach Sorte halten sich Winterkürbisse 3 bis 12, teilweise sogar 24 Monate. Dazu müssen aber nicht nur die Reife und Erntekriterien erfüllt sein, auch das Lager muss stimmen. Die sonnenhungrigen Kürbisse wollen nicht nur im Garten den wärmsten Platz, auch im Winter mögen sie es warm. Ideal sind trockenwarme Heizräume oder gar die gute Stube. Temperaturen unter 15 °C schränken die Haltbarkeit deutlich ein. Viele Sorten sehen so hübsch aus, dass die Lagerzeit als Dekorationszeit genutzt werden kann. Die inzwischen verbreiteten kleinfrüchtigen Delikatess-Sorten übertreffen problemlos den Dekorationswert von Zierkürbissen - sie dienen somit als essbare Zierde, die sich irgendwann genussvoll über den Kochtopf entsorgen lässt.
Die Sorte macht's
Es gibt weit über 1000 Kürbissorten, in Deutschland sind über 300 verfügbar. Die Fruchtgewichte reichen von 100 g bis weit über 100 kg der Weltrekordkürbis 2000 brachte 497 kg auf die Waage. Genauso vielfältig wie Form und Farbe präsentiert sich das Aroma: von faserigfad, neutral, mildwürzig, karottenartig, nussig, maronenähnlich bis muskat-würzig. Efreulich ist, dass die Sorten mit den höchsten Karoten-Gehalten (vergleichbar mit Karotten) erkennbar am dunkelorangen Fruchtfleisch, fast durchweg hocharomatisch schmecken. Viele dieser Sorten haben nicht nur handliche Größen von 500 bis 2000 g, sie sehen auch sehr dekorativ aus (Tabelle). Zu den Favoriten bezüglich Geschmack, Inhaltsstoffen, Aussehen und Handhabbarkeit zählen ‘Sweet Dumpling’, ‘Jack be Little’, ‘Olive, Roter’ und ‘Grüner Hokkaido’, ‘Butternut’ und ‘Futsu Black Rinded’. Langweiligfad schmecken ‘Gelber Zentner’ (der bislang in Deutschland am meisten verbreitete Kürbis), Halloween und Spaghetti-Kürbisse.
Woher nehmen?
Bis vor kurzem waren Beziehungen zu Experten oder Kontakte ins Ausland nötig, um an Kürbis-Saatgut zu kommen. Außer ‘Gelber Zentner’ und bestenfalls ‘Hokkaido’, daneben natürlich Zucchini und Squash, fand sich kaum eine Sorte in den Samenregalen. Inzwischen bietet jedes gut sortierte Gartencenter mindestens 10 Sorten an. Spezielle Versender können 50, 100 oder wie Samen Jansen sogar 250 Sorten liefern. Saatgut aus eigener Nachzucht hat seine Tücken. Standen mehrere Sorten im Garten, ist eine Vermischung nicht ausgeschlossen. Die Samen aus einer sortentypischen Hokkaido-Frucht können ganz anders aussehende, vielleicht aber hoch interessante Früchte liefern, wenn die Blüten mit Pollen einer anderen Sorte bestäubt wurden. Wuchsen Zierkürbisse in der Nähe, kann das Ergebnis ein ungenießbares Etwas sein - ein weiterer Grund, anstelle von Zierkürbissen dekorative Mini-Speisekürbis-Sorten auszusäen.
Dr. Helga Buchterweisbrodt
Bezugsquellen im örtlichen Fachhandel oder bei: Sainte Marthe, Ulla Grall, Eulenweg 3, 55288 Armsheim, Tel. 06734/960 379, Fax 014 (60 Kürbissorten, BioSaatgut) Jansen, Postfach 300115, 46399 Bocholt, Tel. 0031 315/651235, Fax 4706, info@jansenzaden.nl (250 Kürbissorten) Kürbiserie Vogler, Falltorstr. 19, 35440 Linden, Tel. 0640371278, Fax 940881, www.kuerbiserie.de (50 Sorten /Samen, Pflanzen, Früchte) Syringa, Bachstr. 7, 78247 HilzingenBinningen, Tel. 077391452, Fax 677, www.syringasaatgut.de (20 Kürbissorten)
Mit freundlicher Genehmigung der Unser Garten Verlagsgesellschaft mbH., Kaiserstr. 77, 66133 Saarbrücken-Scheidt, Tel. 0681-812040, Fax 0681-812040. Erschienen in den April-Ausgaben 2001der Verbandszeitschriften "Unser Garten", "Der Hess. Obst- und Gartenbau" und "Ratgeber für den Gartenliebhaber".