Herbst

Was geht Gartenbauvereine die lokale Agenda 21 an?

Damit werden wir aber der Verantwortung gegenüber der Bevölkerung ärmerer Länder und vor allem nachfolgender Generationen nicht gerecht! Das Ziel ist, die Güter dieser Erde nachhaltig und sinnvoll zu bewirtschaften, nicht auf Teufel komm raus zu verwirtschaften. Um das zu erreichen, ist es notwendig, daß wir unser Handeln und Wirtschaften auf den Dreiklang Ökologie, Ökonomie und Soziales ausrichten. Das heißt, wir müssen uns stets die Frage stellen, ob das, was wir tun, nicht nur wirtschaftlich sondern auch naturverträglich ist und ob es der Gesellschaft dient oder schadet.

Die Lokale Agenda wendet sich an Städte und Gemeinden. Diese sollen die Agendaprozesse ins Leben rufen, koordinieren und letztlich auch umsetzen. Prima, sollen sie machen! Hat niemand etwas dagegen! Aber was geht das uns Kleingärtner an, wird der geneigte Leser vielleicht denken? Eine ganze Menge, meine ich, denn woraus besteht denn eine Gemeinde, die Gesellschaft? Das wird im Kapitel 23 der Agenda von Rio ausdrücklich festgehalten. Dort wird die Bedeutung gesellschaftlicher Gruppen an den Entscheidungsprozessen hervorgehoben. Sie sollen in die Gestaltung der Lokalen Agenda mit einbezogen werden. Ein Agendaprozeß wird sich nämlich nur dann umsetzen lassen, wenn alle Beteiligten davon überzeugt sind, daß es sich hierbei um einen gute Sache handelt.

"Jeder von uns hat, kurz gesagt, die Möglichkeit zu begreifen, daß auch er, sei er noch so bedeutungslos und machtlos, die Welt verändern kann. Jeder aber muß bei sich anfangen. Würde einer auf den anderen warten, warteten alle vergeblich." (Vaclav Havel)

Wenn also gesellschaftliche Gruppen in den Agendaprozeß eingebunden werden sollen, was stünde dem dann im Weg, unabhängig von Initiativen aus Gemeinde oder Verein, schon mal anzufangen und eine ganz persönliche Agenda anzugehen? Das sollte allerdings nach Möglichkeit nicht im "stillen Kämmerlein" erfolgen. Das aktive Vorbild scheint mir der beste Weg, die Einleitung eines solchen Prozesses in der Kommune anzuregen, v. a. aber in eine l(i)ebenswertere Zukunft.

Wie kann das geschehen?

  1. Schritt: Der Beschluss
  2. Schritt: Entwicklung eines Leitbildes
  3. Schritt: Bestandsaufnahme
  4. Schritt: Analyse
  5. Schritt: Formulieren von Zielen
  6. Schritt: Aktionsplan
  7. Schritt: Umsetzung
  8. Schritt: Überprüfung

Der Beschluss

"Wer zur Quelle kommen will, muß gegen den Strom schwimmen". (Anonymus)
Der Agendaprozeß ist grundsätzlich freiwillig. Es ist also die ich hier nicht genannt habe. Es soll ja auch eine persönliche Agenda sein! Und noch einmal: Ein Leitbild ist noch keine Zielsetzung! Hier sollen Sie alles sammeln, was Ihnen erstrebens- oder wünschenswert erscheint. Die Zielsetzung erfolgt an anderer Stelle.

Nach dem Motto

"Damit das Mögliche entsteht, muß immer wieder das Unmögliche versucht werden" (Hermann Hesse) kann es nicht schaden, Nachbarn, Vereinsvorstände, und, wer so weit gehen will, Bürgermeister und möglichst viele Stadt- bzw. Gemeinderäte anzusprechen und zum Mitmachen zu gewinnen. Hieraus kann kommunale Überzeugung und Hilfestellung erwachsen. Schon das Entwickeln des Leitbildes kann viel Spaß machen, besonders wenn es im Familien- und/oder Freundeskreis stattfindet. Ist das Leitbild erstellt, ist es dem Ist-Zustand gegenüber zu stellen. Hierzu dient die

Bestandsaufnahme

"Sehen um vorauszusehen, Voraussehen um voraus zu handeln." (Augustinus)

Dem gefundenen Leitbild ist die gegenwärtige Situation gegenüber zu stellen. Einige beispielhafte Fragen hierzu, die direkten Bezug zum eigenen Handeln haben, könnten lauten:

  • Wie ist die Beschaffenheit /der Zustand des Bodens in meinem Garten?
  • Wie ist der Zustand der Gewässer / des Grundwassers? Welchen Anteil habe ich daran?
  • Gebe ich mein Wissen an Jugendliche und Kinder weiter und versuche sie zu begeistern, damit sie auch soviel Freude am Gartenwesen haben wie ich?
  • Wie gehe ich, mit Ressourcen (z.B. Torf, Energie, Verpackungsmaterial) um?
  • Wie hoch ist der Grad der Bodenversiegelung in meinem Garten?
  • Wie groß ist der Anteil an naturnahen Lebensräumen?
  • Wie hoch ist der Anteil an heimischen Bäumen und Ziersträuchern?
  • Welchen Beitrag leistet mein Garten zum Biotopverbund? Kann ich ihn verbessern?
  • Wie ist die Kommunikation zwischen Alt und Jung? Was trage ich dazu bei?
  • Wie ist die Kommunikation zur übrigen Bevölkerung? Wie ist mein Beitrag dazu?

Um diese Fragen sachlich und (soweit möglich) emotionsfrei zu beantworten, sollten Sie Papier und Bleistift zur Hand nehmen und die erforderlichen Daten hierzu zusammentragen. Die Bestandsaufnahme hilft Ihnen, die Analyse der Situation von persönlich gefärbten Eindrücken oder Überzeugungen unbeeinflußt zu lassen. Sie vermeiden Fehleinschätzungen. Darüber hinaus sind auf ihrer Grundlage Ziele besser zu formulieren und Erfolge später leichter zu messen.

Analyse

"Berge, die man empor steigt, sind weniger steil, als sie aussehen". (Aus Savoyen)

Auf der Grundlage der Bestandsaufnahme ist zu analysieren, was die gegenwärtige Situation vom Leitbild trennt. Drei Fragen sind hierbei von besonderer Bedeutung:

  • In welchen Bereichen liegen die größten Widersprüche bzw. Defizite gegenüber dem Leitbild?
  • Welches sind die dringendsten Probleme in Bezug auf die Zukunftsfähigkeit?
  • Bei welchen Problemen kann am schnellsten, einfachsten und kostengünstigsten Abhilfe geschaffen werden?

Gerade die Beantwortung der letzten Frage scheint mir wichtig, da ein langewährender Prozeß von Zwischenerfolgen begleitet werden muß, soll die Motivation auf Dauer erhalten bleiben.

Formulieren von Zielen

"Von dem, was man heute denkt, hängt das ab, was morgen auf den Straßen und Plätzen gelebt wird." (José Ortega y Gasset)

Auf der Grundlage der Analyse sollen Ziele festgelegt werden. Wichtig ist dabei, nicht alles auf einmal angehen zu wollen. Das gibt zu große Durststrecken. Legen Sie Prioritäten fest und Termine, bis wann Sie ein Ziel erreicht oder umgesetzt haben wollen. Wenn Sie die Agenda im Familien- und/oder Freundeskreis erarbeiten, denken Sie bitte daran, daß es unbedingt notwendig ist, die Ziele im Konsens mit allen Beteiligten festzulegen. Jeder, der eine Maßnahme mit tragen soll, will und soll auch mit entscheiden dürfen.

Die Ziele sollen konkret formuliert werden - und zwar schriftlich. Konkret sind Ziele dann, wenn sie eindeutig meßbar bzw. definiert sind und eine klare Zeitvorgabe beinhalten. Die Formulierung darf nicht lauten, "was alles getan werden könnte", sondern "was zu tun wir uns vornehmen".

Aktionsplan

"Auch die größte Reise beginnt mit dem ersten Schritt" (Chinesisches Sprichwort)

Es ist hinlänglich bekannt: Auch die besten Zielvorstellungen bleiben auf der Strecke, wenn nicht von Anfang an festgelegt wird, welche Schritte bzw. Maßnahmen

  • von und mit wem
  • wie und womit
  • in welcher Reihenfolge
  • bis wann

zu erledigen sind.

Der Aktionsplan setzt Prioritäten und Schrittfolgen der einzelnen Umsetzungsmaßnahmen fest. Er enthält eindeutige Aussagen über Verantwortung, Kompetenzen, Aufgabenverteilung und Termine. Je genauer die Ziele und die damit verbundenen Einzelmaßnahmen beschrieben werden, desto realistischer wird der aufzustellende Terminplan sein können. Auf einhaltbare, realistische Zeitplanung sollten Sie dringend achten. Ansonsten besteht die Gefahr, die Motivation durch illusorische Vorgaben zu beeinträchtigen.

Der Aktionsplan hat noch weiteren Nutzen:

  • Mit ihm wird gleichzeitig das Ergebnis der bisherigen Arbeit dokumentiert.
  • Er wird für jedermann sicht-bar und nachvollziehbar ver-öffentlicht.
  • Die Beteiligten werden zur Umsetzung motiviert.
  • Alle haben später die Möglichkeit, zu überprüfen, ob die im Programm enthaltenen Ziele erreicht worden sind.

Umsetzung

"Es gibt nichts Gutes, außer man tut es." (Erich Kästner)

Um dem bereits angesprochenen Motivationsschwund in einem langwierigen Verfahren entgegen zu wirken, ist es gut, schnell sichtbare Erfolge zu erzielen. Daher ist es ratsam, die bereits in der Analyse ermittelten Probleme, die am einfachsten zu bearbeiten sind, schnellstmöglich anzugehen.

Überprüfung

"Wer etwas wirken will und keinen Erfolg hat, der suche den Grund bei sich selber." (Mong Dsi)

Damit das nicht erforderlich wird, ist es sinnvoll, in geregelten Zeitabständen Bilanz zu ziehen und den Stand der Dinge zu überprüfen. Auch die beste Planung, gerade bei der Umsetzung von Langzeitperspektiven, ist nicht davor gefeit, auf unerwartete Schwierigkeiten zu stoßen. Zeigt es sich, daß Einzelziele bisher nicht erreicht werden konnten, sind diese entweder zu korrigieren oder andere geeignete Maßnahmen zu beschließen, welche es ermöglichen, die Ziele zu erreichen.

Prozessbegleitende Maßnahmen

Information und Öffentlichkeitsarbeit

"Wir müssen Kerzen anzünden, keine Fässer mit Wissen füllen." (Gerhard Trommer)

Jeder der beschriebenen Schritte ist es wert, durch Information und Öffentlichkeitsarbeit im Freundeskreis und in der Vereinszeitung begleitet und unterstützt zu werden. Sehr wichtig ist mir dabei, neben der Informationsweitergabe, Begeisterung für das Vorhaben zu wecken. Ganz im Sinne des obigen Spruches.

Das macht zwar Arbeit, die Vorteile aber liegen auf der Hand:

  • Es schafft Transparenz.
  • Es schafft Interesse.
  • Es unterstreicht die Vereinsaktivitäten.
  • Es wirbt für Sympathie.
  • Es motiviert die Beteiligten und kann deren Kreis erweitern.

Kooperation

"Einer ist nicht viel, viele sind mächtig, miteinander sind wir unüberwindlich." (Anonymus)

Es ist schön, hilfreich und anspornend zugleich, wenn man sich austauschen kann. Gegenseitiger Erfahrungsaustausch, gemeinsame Beratung und Problemerörterungen helfen, die eigene Situation aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten und sich nicht allein auf weiter Flur zu fühlen. Die Kooperation wäre z.B. möglich mit gleichgesinnten Vereinsmitgliedern, die ja ähnliche Interessen haben werden. So kann über Erfolge oder auch Schwierigkeiten informiert werden, es können aktuelle Fragestellungen in größerem Forum gelöst werden. Einschlägige Literatur kann empfohlen und vermittelt oder ausgetauscht werden, ohne daß jeder erst wieder den gesamten Recherchenaufwand vom Nullpunkt an betreiben muß, es können gemeinsam Maschinen und Geräte ausgeliehen werden usw.

Schlussempfehlung

"Viele kleine Leute an vielen kleinen Orten, die viele kleine Dinge tun, werden das Gesicht der Erde verändern." (Afrikanisches Sprichwort)

Bitte seien Sie sich dessen bewußt, daß auch der kleinste Schritt in dieser Richtung schon ein beachtlicher Beitrag im Sinne der Agenda 21 ist. Der Phantasie zu weiteren Maßnahmen sind keine Grenzen gesetzt. Das Ziel aller Überlegungen soll sein, daß alles, was wir tun, nachhaltig ist. Unser Handeln soll immer auf die drei Komponenten der Agenda hin überprüft werden:

  • soziale Verträglichkeit
  • ökologische Verträglichkeit
  • ökonomische Verträglichkeit

Nun ist es ja eine durchaus menschliche Eigenschaft, etwas lieber gar nicht erst zu beginnen, bevor man sich einer Selbstverpflichtung und vielleicht sogar einem öffentlichen Bekenntnis unterzieht. Eine Einzelmaßnahme, ohne sie gleich unter dem offiziellen Anspruch der Agenda durchzuführen, kann allerdings bei der Familie, den Freunden und Vereinsmitgliedern Impulse setzen. So leisten Sie bereits einen wertvollen Beitrag für die Gesundheit und Qualität von Boden, Grundwasser und Nahrungsmitteln wenn Sie Ihren Garten nach der Überzeugung bearbeiten: "Decksaat und hacken statt spritzen". Das ist gewiß ein Beitrag, den jeder Gartenfreund leisten kann. Es entstehen keine Kosten, Fremdhilfe ist nicht erforderlich. Was allerdings erforderlich ist, ist Überzeugung, Engagement und Begeisterung.

Letztlich wird der Erfolg die Triebfeder zu weiterem Handeln sein, denn: Nichts ist erfolgreicher und anspornender als der Erfolg. Dennoch sollten Sie sich das Vergnügen gönnen, ein Leitbild für sich zu entwickeln: es macht Spaß und gibt Anlaß einmal etwas tiefgründiger über unser Handeln nachzudenken. Ich denke, es lohnt sich, den Anfang zu wagen und eine möglichst große Zahl von Mitmenschen zum Mitmachen anzuregen, denn auch der Tropfen auf den heißen Stein kann der Beginn eines großen Regens sein. Reinhart Herzog

Mit freundlicher Unterstützung des Ministeriums für Umwelt des Saarlandes
Dieser Artikel ist 1999 in den  Verbandszeitschriften UNSER GARTEN; DER HESSICHE OBST- UND GARTENBAU und RATGEBER FÜR DEN GARTENLIEBHABER erschienen. Mit freundlicher Genehmigung der Unser Garten Verlagsgesellschaft mbH, Kaiserstraße 77, 66133 Saarbrücken-Scheidt, Tel. 0681-812040, Fax 0681-812025.

Beurteilung von Apfel-Herbstsorten und deren Mutanten

Beurteilung von Apfel-Herbstsorten und deren Mutanten

Gala mit Mutanten

Den Reigen frühreifender Herbstsorten eröffnet 'Gala', eine neuseeländische Sorte, die aus der Kreuzung 'Kidds Orange' x 'Gol-den Delicious' hervorgegangen und durch Importe aus dem Mutterland bei uns bestens eingerührt ist. 'Gala' zeichnet sich aus durch sichere und regelmäßige Erträge. Sie gilt im gesamten Sortiment als spätfrostwiderstandsfähigste Sorte. Trotz guter Lagerfähigkeit ist sie bereits ab Ernte genußreif. DerApfel  ist mit wenig Säure ausgestattet und schmeckt süßfruchtig. Trotzdem werden die Geschmackseigenschaften vom Verbraucher gut beurteilt Nachteilig muß das bestenfalls mittelgroße Fruchtkaliber vermerkt werden. Anstelle des Standard-Galas, der nur mäßig ausfärbt, stehen zahlreiche interessante und gut ausfärbende Mutationen zur Verfügung.
Was die Reifezeit und frühe Ausfärbung der Mutanten anbelangt, eröffnet 'Galaxy' den Reigen, eine Submutante von 'Royal Gala', gefolgt von 'Regal Prince' (GalaMust). 'Regal Prince' zeigt ein intensives verwaschenes Rot und ist als Gala nicht mehr zu erkennen, da ihm die sortentypische Streifenbildung fehlt. Er fällt größer aus als alle anderen Mutanten, was zurückzuführen ist auf den lockeren Behang. Der Geschmack ist etwas weniger süßlich.

'Royal Gala' (Tenroy) hat sich als Standardmutante mit guter Streifenbildung durchgesetzt, wenngleich es durch genetische Instabilität farblich und baumweise immer noch zu Ausreißern kommen kann. Ähnlich ist auch 'Imperial Gala' (Mondial Gala) zu beurteilen. Bei dieser Mutante sind die Früchte etwas länger gebaut und wirken größer. Störend wird ein auftretender Silberschleier auf der Frucht beurteilt. Als weitere rote Galamutanten können genannt werden: 'Scarlet', 'Galagored' und 'Gala Baigent'.

Elstar mit Mutanten

'Elstar' ist eine am Markt bestens eingeführte Sorte. Ihr frischer feinsäuerlicher und hocharomatischer Geschmack macht sie zu einer Spitzentafelsorte. Gezüchtet wurde sie 1955 in den Niederlanden aus der Kreuzung 'GoldenDelicious' x 'Ingrid Marie'. An den Kultivator stellt sie höchste Anforderungen in Bezug auf Ertragsverhalten und Baumerziehung. Darüber hinaus läßt die Ausfärbung beim Normaltyp in nicht optimalen Lagen häufig zu wünschen übrig. Infolge des starken und reich verzweigenden Wuchses muß unbedingt ein Sommerschnitt durchgeführt werden nach dem Motto: "Sie errötet, wenn man sie entkleidet". Doch darf dieser Schnitt nicht zu früh vorgenommen werden, sonst droht Sonnenbrand an den Früchten und zudem wird das Fruchtwachstum augenblicklich eingeschränkt.

Der Schnittzeitpunkt ist daher erst 2 - 3 Wochen vor der Ernte richtig terminiert. Beim Winterschnitt, den man zweckmäßig weit ins Frühjahr verlagert, muß eine Überbauung der Krone vermieden werden. Von 'Elstar' gibt es inzwischen einige -zig Mutationen, vom Hellrot bis zum dunkelsten Ochsenblutrot Aus dieser Vielzahl haben sich als sehr empfehlenswert durchgesetzt: 'Red Elstar', der angenehm rot ausfärbt und vor allem 'Eishof', der zeitlich früher und etwas dunkler ausfärbt.

Rubinette

In die geschmacklichen Spitzensorten kann man 'Rubinette' einordnen. Die feine Würze, gepaart mit harmonischer Säure, erfreut jeden Gaumen. 'Royal Gala'gilt als dieStandard-Galamutante Die Sorte ist als Zufallssämling entstanden, als Muttersorte steht 'Golden Delicious' fest, als Vatersorte wird 'Cox Orange' vermutet. Der Geschmack stellt auch die herausragende Eigenschaften dar, denn ansonsten schlagen einige Merkmale negativ zu Buche. Zu nennen sind: Kleinfrüchtigkeit, Schrumpfen auf dem Lager, mäßige Fruchtausfärbung, Schorfanfälligkeit und ein gewisses Alternanzverhalten. Die Sorte benötigt viel Wasser, bei anhaltender Trockenheit macht sich ein Saftmangel in der Frucht bemerkbar. Eine Zusatzbewässerung kann nötig werden. Um die Fruchtgröße positiv zu beeinflussen, müssen bei der Handausdünnung die Fruchtbüschel auf nur eine Frucht gestellt werden. 'Rubinette' zeigtsich sehr frohwüchsig. Bei Erziehung und Schnitt sollte auf Vermeidung von hängendem Fruchtholz geachtet werden. Auch von 'Rubinette' werden inzwischen rote Mutanten angeboten, die aber hinsichtlich ihrer Leistungsfähigkeit noch überprüft werden müssen.

Arlet

'Arlet' wurde 1958 in der Schweiz aus der Kreuzung 'Golden Delicious' x 'Idared' gezüchtet. Aufgrund ihrer Eigenschaften ist es eine Sorte, die sich vor allem im Hausgarten oder für die Direktvermarktung anbietet. Kennzeichnend ist der etwas hängende Wuchs. Zu erwarten sind regelmäßige gute Erträge. Eine offene Krone muß gewährleistet sein, weil verdeckt hängende Früchte schlecht ausfärben und diese zudem geschmacklich abfallen. Gut belichtete Früchte hingegen schmecken sehr aromatisch, wobei sich der Geschmack erst ab November voll entwickelt. Die Frucht weist eine leichte Berostung auf und wird besonders bei zu später Ernte leicht fettig. Dabei gestaltet sich die Ermittlung des optimalen Erntetermins nicht leicht.

'Arlet' verfügt über eine ausgesprochen gute Haltbarkeit und trotzdem muß die Ernte bereits Ende August bis Anfang September erfolgen. Sobald die erste Frucht fällt, muß unverzüglich gepflückt werden. Negativ macht sich auch die Schorfanfälligkeit bemerkbar.

Berlepsch mit Mutanten

Die Sorte 'Freiherr von Berlepsch' braucht eigentlich nicht vorgestellt werden, handelt es sich doch um eine altbekannte deutsche Züchtung von 1880 aus den Partnern 'Ananasrenette' x 'Rib-ston Pepping'. Die Vor- und Nachteile dürften hinreichend bekannt sein. Der 'Berlepsch' hat aber nach wie vor seine Anhänger, denn die geschmacklichen Qualitäten und der hohe Vitamin C-Gehalt sind 'Spitze'.

Doch soll bei dieser Sortenvorstellung auf zwei gut ausfärbende Mutanten hingewiesen werden, nämlich auf 'Lieberz' und 'Roter Berlepsch' -Herkunft Hannover. Diese sind bei Neupflanzungen vorzuziehen.

Falstaff

Zu den geschmacklich hochwertigen Sorten zählt auch 'Falstaff', der aus den Sorten 'James Grieve' x 'Golden Delicious' in England gezüchtet wurde. Er bietet sich für einen Anbau im Haus- und Kleingarten an. Ertragsmäßig bringt er gute Ergebnisse, und auch auf dem Lagerer weisen sich die Früchte als recht stabil, vor allem was das Fruchtfleisch anbelangt. Leider ist es vor Jahren infolge von Reiserverwechslung zur Vermehrung von ungeeignetem Material gekommen; auf eine sichere Herkunft sollte also beimPflanzwaren bezug geachtet werden.

Jonagold mit Mutanten

Der großfrüchtige 'Jonagold', entstanden 1943 in den USA aus den Weltsorten 'Golden Delicious' x'Jonathan', besitzt einen ausgezeichneten Geschmack. Er ist zurückzuführen auf das ausgewogene Zucker-Säure-Verhältnis. Diese Sorte hat sich genetisch als instabil erwiesen. In den letzten Jahren sind etwa 80-100 Mutationen bekannt geworden. Um eine gewisse Systematik in die Vielzahl der Mutanten zu bekommen, hat man sie nach ihrerAusfärbung in 5 Farbgruppen eingeteilt

Die Ausfärbung des Standard-Jonagolds ist von vielen Faktoren abhängig. Besonders bei älteren Bäumen, in ungünstigen Standorten, in einem warmen Herbst und bei Rostmilbenbefall läßt sie sehr zu wünschen übrig. Doch nur gut ausgefärbte Früchte entwickeln auch das typische Aroma. Daher sollte beim Bezug von Jonagold-Pflanzgut großer Wertauf gut ausfärbende Typen bzw. Mutanten gelegt werden. Aus den einzelnen Farbgruppen können folgende Selektionen und Mutanten empfohlen werden:

1. Standardtypen

Typen dieser Gruppe entsprechen in der Ausfärbung dem Standard. Sie sind zu empfehlen für gut ausfärbende Lagen. Zu nennen sind die Nr. 2291 und 2361,dazu noch 'Wilmuta'.

2. Hellrote Mutanten

Diese Mutationen weisen eine deutlich intensivere Farbgebung auf, die sich meist auf die Sonnenseite der Früchte beschränkt, allerdings nicht immer die typische Streifenbildung zeigen sondern das Rot mehr verwaschen ist. Bewährt haben sich in dieser Gruppe 'Crowngold', 'Jonagold 2000' und 'King Jonagold'.

3. Mitteldunkelrote Mutanten

Die Ausfärbung bei diesen Mutationen umfaßt meist die ganze Frucht und geht bis zur Ernte schon in ein intensiveres und dunkles Rot. Dieses dunkle Rot hellt sich im Laufe der Lagerdauer zu freundlicheren Tönen auf. Vertreter dieser Gruppe sind 'Novajo', 'Dacosta' und 'JonagoredHR'.

4. Dunkelrote Mutanten

Bei den Vertretern dieser Gruppe setzt die Ausfärbung der Früchte am Baum sehr früh ein. Sie sind in erster Linie für eine frühe Ernte und eine Langzeitlagerung, wie CA- und ULO-Lägern, geeignet. In diesen Lagern kann 'Jonagold' bis Juni-Juli des nächsten Jahres gelagert werden. Die zunächst unangenehm dunkle Ausfärbung schlägt auch hier bei der Nachlagerung in ein freundlicheres Rot um. Die Mutationen 'Jonagored' und 'Rubinstar' können aus dieser Gruppe empfohlen werden.

5. Braunrote Mutanten

Früchte dieser Gruppenmitglieder weisen eine unschöne braun-rote Färbung auf. Im Anbau erlangten sie keine Bedeutung und sind nicht zu empfehlen.

Boskoop mit Mutanten

Diese alte und um 1860 in den Niederlanden entstandene Sorte hat nach wie vor aufgrund des erfrischenden säuerlichen Geschmacks und der guten Kücheneignung ihre Liebhaber. Der ursprünglich angebaute 'Schöner aus Boskoop' wurde später ersetzt durch die rote Mutante 'Schmitz-Hübsch'. Heute spricht man praktisch nur noch vom 'Roten Boskoop'. Doch vom Typ 'Schmitz-Hübsch' gibt es durch Aufspaltungen soviel Herkünfte mit schlechter bzw. ungenügender Ausfärbung, so daß 'Schmitz-Hübsch' nicht mehr empfohlen werden kann. Bevorzugt werden heute im Anbau die wesentlich besser und früh ausfärbenden roten Mutanten 'Herr' und 'Welbo', die auch die boskoop-typische Berostung behalten haben. Dieses im Gegensatz zu der Mutante 'Bakker' oder auch 'Bakley' genannt, der bei zweifellos guter Ausfärbung soglattschalig ist, so daß er als 'Boskoop' äußerlich nicht mehr erkannt wird.

boskoop 250
Aus Pellkartoffeln zubereitete Bratkartoffeln enthalten geringere Acrylamidwerte als solche aus rohen Kartoffeln
Fotos: Buchter

Schorfresistente Sorten

In den letzten Jahren sind weltweit sehr viele schorfresistente Apfelsorten gezüchtet worden. Dabei handelte es sich zunächst um Kreuzungen mit der Wildapfelform Malus floribunda und Rückkreuzungen mit Tafelsorten. Trotz Mehfachresistenzen gegenüber Schorf, Mehltau und z.T. auch Feuerbrand und guten Ertragsleistungen konnten sie sich bisher im Tafelapfelanbau nicht durchsetzen, da sie geschmacklich nicht befriedigten. Inzwischen sind in Züchtungsreihen in der CSR Sorten entstanden, die sowohl im Aussehen wie im Geschmack zu den guten Tafelsorten eingereiht werden können. Zu dieser Generation gehören 'Topaz' und 'Rubinola'. Diese beiden Sorten sind nicht nur für Haus- und Kleingärtner, sondern auch für einen Plantagenanbau interessant

Topaz

'Topaz' entstand 1984 aus der Kreuzung 'Rubin' x 'Vanda', wobei 'Vanda' eine resistente Sorte ist und 'Rubin' aus einer Kreuzung von 'Lord Lamboume' x'Cox Orange' entstanden ist. Die Frucht ist mittelgroß, abgeplattet bis kugelförmig. Die Schale ist glatt, leicht fettig und färbt orangerot, gestreift bis verwaschen sehr attraktiv. Das Fleisch ist gelb, saftig, fest und aromatisch. Als Herbstapfel erweist sich die Sorte als gut lagerfähig bis ins Frühjahr hinein. Die Früchte hängen meist einzeln, die Erträge sind gut und regelmäßig. Der Baum wächst gut mittelstark, aufrecht, garniert aber gut

Rubinola

.Rubinola' entstand 1980 aus der Kreuzung 'Prima' x 'Rubin'. 'Prima' wurde als frühe Herbstsorte der ersten resistenten Generationbekannt Im Gegensatz zu 'Topaz' wächst 'Rubinola' breit, und bei mäßiger Garnierung neigt die Sorte zu Kahlästigkeit. Sie trägt an den Triebenden des jungen Holzes. Die Fruchtgröße kann bestenfalls als nur mittelgroß bezeichnet werden, in der Form ähneln die Früchte einem 'Berlepsch'. Die Schale ist auch bei 'Rubinola' glatt, leicht fettig und zeigt sich ebenfalls attraktiv gelborange mit roter verwaschener Deckfarbe. Das Fleisch ist gelb, fettig und saftig, allerdings mit einem süßlicheren Aroma als 'Topaz' ausgestattet. Geerntet wird 'Rubinola' etwa 10Tage vor 'Golden Delicious'. Die Früchte sind bis ins Frühjahr haltbar. Im Anbau müssen diese resistenten Sorten noch intensiv überprüft werden. Das trifft auch zu für die anderen resistenten Sorten aus dieser Generation, wie 'Rosana', 'Rajka', 'Nela', 'Victoria' und 'Lotos'.

Garlef Steinborn

Dieser Artikel ist 1999 in den Oktober-Ausgaben der Verbandszeitschriften UNSER GARTEN; DER HESSICHE OBST- UND GARTENBAU und RATGEBER FÜR DEN GARTENLIEBHABER erschienen. Mit freundlicher Genehmigung der Unser Garten Verlagsgesellschaft mbH, Kaiserstraße 77, 66133 Saarbrücken-Scheidt, Tel. 0681-812040, Fax 0681-812025.

Richtige Vergärung

Auswahlkriterien für geeignete Rohstoffe:

  • hoher Zuckergehalt (d.h. reifes Obst)
  • ausgeprägtes, sortentypisches Aroma
  • saubere, gesunde Früchte

Geeignetes Obst ist eine wichtige Voraussetzung für die Erzeugung qualitativ hochwertiger Brände. Es ist jedoch unumgänglich, dieses Obst auch richtig, d.h. sauber und kontrolliert zu verarbeiten.

Das richtige Einmaischen beginnt beim Waschen des Obstes nach dem Aussortieren evtl. beschädigter Früchte. Eine anschließende, an die Obstart angepaßte, sorgfältige Zerkleinerung der Früchte ist für eine optimale Vergärung unerläßlich. Durch die Zerstörung der Zellmembranen beim Mahlen oder Pressen werden die Inhaltsstoffe, die für die Hefeernährung wichtig sind, vor allem aber die Zucker, für die Hefen besser zugänglich gemacht.

Einmaischen:

  • Reinigung des Obstes
  • richtige, an die Obstart angepaßte Zerkleinerung(Vorsicht: Steine!)
  • bei dickflüssigen Maischen Enzymzusatz
  • Maische bei Bedarf ansäuern
  • Zusatz von Reinzuchthefe

Bei der Zerkleinerung von Steinobst ist Vorsicht geboten. Um einen zu starken Steinton im Destillat zu vermeiden, sollten beim Zerkleinern möglichst keine Steine zerstört werden. Qualitätsbewußte Brenner entfernen sogar je nach Betriebsphilosophie einen Großteil der Steine vor der Vergärung. Dickflüssigen Maischen (z.B.Quitten) sollten pektolytische Enzympräparate zur besseren Verflüssigung zugesetzt werden. Von entscheidender Bedeutung ist das Ansäuern der Maische nach vorheriger Bestimmung des pH-Wertes.

Den pH-Wert der Maische kann der Brenner leicht selbst messen (Teststäbchen, einfach handhabbare Meßgeräte). Der optimale pH-Wert-Bereich für eine saubere Vergärung liegt bei 3 - 3,2. Bei höheren pH-Werten ist mit einer erhöhten Bakterienaktivität zurechnen, was zu Gärfehlern und später zu sensorischen Mängeln führt. Bei säurearmen Früchten, wie z.B. Williams-Birnen, ist daher ein Zusatz von Schwefelsäure oder entsprechenden Kombinationspräparaten bis zu einem pH-Wert von 3 - 3,2 dringend geboten. Die Maische sollte beim Ansäuern gründlich durchmischt und unmittelbar im Anschluß daran mit Reinzuchthefe versetzt werden.

Nur ein möglichst rascher Zusatz der Reinzuchthefe nach dem Zerkleinern des Obstes sichert eine reintönige Vergärung. Haben die natürlich vorkommenden, sogenannten "wilde Hefen" vor der Zugabe der Reinzuchthefe ausreichend Zeit zur Vermehrung, können sie Fehltöne produzieren (z.B. Essigsäureethylester = Uhuton), bevor die gärintensiven Hefen sich durchsetzen.

Generell gilt, daß die Verarbeitung des Obstes bis zum Einfüllen in den Gärbehälter so zügig und sauber wie möglich erfolgen sollte. Lange Standzeiten vor dem Ansäuern oder der Zugabe der Reinzuchthefe führen leicht zu sensorischen Mängeln aufgrund von Fehlgärungen durch Bakterien und wilde Hefen. Als Gärbehälter sollten nur geeignete Gefäße verwendet werden. Ausgediente Chemikalienfässer oder ähnliches führen zu sensorischen Fehlern durch Fremdsubstanzen, die von der Maische aufgenommen werden können.

Gärführung:

  • saubere, geeignete Behälter(Gärtrichter)
  • auf Tresterhut-Bildung achten
  • Gärtemperatur kontrollieren

Die Behälter sollten max. zu ? befüllt und zur Verhinderung von Luftzutritt mit einem Gärtrichter verschlossen werden. Die Vergärung in offenen Behältern führt fast immer zu Fremdinfektionen und/oder Oxidation der Maische. Das häufig praktizierte Umrühren der Maische zur Vermeidung der Bildung eines Tresterhutes sollte nur zu Beginn der Gärung erfolgen. In diesem Stadium kann sich das schützende Kohlendioxidpolster über der Maischeoberfläche nach dem Zerstören des Tresterhutes wieder erneuern, da durch die noch starke Gärintensität ausreichend Kohlendioxid neu gebildet wird.

In der fortgeschrittenen Gärung sollte die Maische nicht mehr umgerührt bzw. belüftet werden, da der Kohlendioxidschutz verlorengeht und die Bakterien dadurch Zugriff haben. Wichtig ist auch die Kontrolle der Gerätetemperatur. Zu niedirge Teperaturen führen leicht zu Gärstockungen, zu hohe Temperaturen zu Aromaverlusten, da die empfindlichen Aromastoffe bei starker Gärintensität ausgeblasen werden. Nach follständig abgeschlossener Gärung (überprüfen!) sollte die Maische in randvollen, luftdicht abgeschlossenen Behältern bis zum Brennen in geeigneten Räumen (Kein Fremdgeruch) kühl und möglichst kurz gelagert werden.

Dr. G. Scholten u. M. Kacprowski, Institut für Ökologie der SLVA Trier

Dieser Artikel ist 1998 in den September-Ausgaben der Verbandszeitschriften UNSER GARTEN; DER HESSICHE OBST- UND GARTENBAU und RATGEBER FÜR DEN GARTENLIEBHABER erschienen. Mit freundlicher Genehmigung der Unser Garten Verlagsgesellschaft mbH, Kaiserstraße 77, 66133 Saarbrücken-Scheidt, Tel. 0681-812040, Fax 0681-812025.

Flüssiges Gold

Flüssiges Gold

Die Sorte macht's

Die Geschmackswerte der Apfelsorten resultieren aus dem Verhältnis der enthaltenen Zucker und Säuren. Dies bestätigt sich bei sämtlichen Geschmackstests. Einen Blick auf die Inhaltsstoffe des Golden-Cox-Abkömmlings ‘Rubinette’ erklärt, weshalb die Verbraucher schon seit mehreren Jahren dieser Sorte den ersten Rang einräumen (siehe O&G 7/99, S. 238: Apfel des Jahres). Kaum eine Apfelsorte bietet eine solche Aromafülle, verbunden mit überdurchschnittlich hohen Zucker- und Säuregehalten von 70 ° Oechsle bzw.
9 g/l Säure. Schnapsbrenner erzielen entsprechend hohe Ausbeuten und der daraus gewonnene sortenreine Edelbrand liefert ein intensives Apfelaroma.
Auch Safthersteller haben die Vorzüge von ‘Rubinette’ entdeckt. Saftwerte von 60 bis 70 ° Oechsle werden problemlos erreicht. Als besonderer Hausaperitif gilt ‘Rubinette’-Apfelsaft mit trockenem ‘Riesling’-Sekt. Kenner bezeichnen ‘Rubinette’ als ‘Riesling’ unter den Apfelsorten und geben der Züchtung damit den Rang des edelsten Geschmacksträgers. Da ‘Rubinette’ auch als Frischfrucht überaus begehrt ist, stehen viele Verarbeiter vor dem Problem, ausreichend Früchte aufzutreiben.

Zucker und Säure

Auch andere sortenreine Apfelsäfte bieten hohe Geschmackswerte, darunter ‘Cox Orange’, ‘Jonagold’ und ‘Elstar’, also die Sorten, die auch als Frucht zu den begehrtsten zählen. Sorten wie ‘Boskoop’ und ‘Glockenapfel’ liefern säurebetonte Säfte. Bei Zuckergehalten von 60 °Oechsle, also vergleichbar mit ‘Cox Orange’ oder ‘Elstar’, liegen die Säu-rewerte mit 12 g/l dreimal so hoch wie bei ‘Gloster’, ‘Gala’ oder der Frühsorte ‘Delbarestivale’ (Tabelle).
Auch die Äpfel aus Streuobstbeständen enthalten reichlich Säure. Die Fruchtsaftindustrie verwendet sie, um zu süße Import-Konzentrate zu verschneiden, also das nötige Zucker-Säure-Verhältnis in solchen Säften einzustellen.
In Bezug auf den Säurewert der Früchte spielt die Frische eine besondere Rolle. Am besten direkt nach der Ernte, spätestens aber bis Weihnachten sollten die Früchte verarbeitet sein. Die Äpfel veratmen die Säure, auch die Aromastoffe verflüchtigen sich. Dementsprechend süß und fad schmecken Säfte aus lange gelagertem Obst.

Saft selber machen

Apfelsaft selber herstellen kostet vor allem Zeit. Damit sich diese Mühe lohnt, muss zunächst der Rohstoff von allerbester Qualität sein. Richtig gut schmeckt Apfelsaft erst, wenn die Äpfel voll ausgereift sind, nicht bereits einige Zeit unter dem Baum lagen (Fallobst) und keine Faulstellen aufweisen. Wichtig ist auch die Baumgesundheit. Kränkelnde, mit Nährstoffen unterversorgte Bäume haben eine zu schwache Photosynthese, die Äpfel bleiben klein und inhaltsstoff-arm. Früchten von verschorften oder stark mit Mehltau behafteten Pflanzen fehlt das „Volumen“.
Das beste Ausgangsmaterial nützt nichts, wenn beim Aufbereiten gravierende Fehler passieren und beispielsweise Oxidationsprozesse ablaufen können. Nach dem Vorzerkleinern der Früchte muss sofort abgepresst werden. Der so gewonnene Saft darf ebenfalls nicht lange stehen. Erst rasches Konservieren, sauber und schonend, garantiert eine gute Saftqualität.

Klar oder trüb?

Ein wesentlicher Vorteil, wenn man Saft selber macht: die Saftbehandlung, die bei der großtechnischen Herstellung nötig ist, entfällt. Dazu zählen Behandlungsschritte wie Filtrieren, Klären und Schönen. Beim Filtrieren wird der Feintrub des Saftes entfernt. Er würde sich als Bodensatz am Flaschengrund absetzen. Das sieht unappetitlich aus, ist bezogen auf den Gesundheitswert aber positiv.
Um völlig klare Säfte zu erhalten, reicht Filtrieren nicht aus. Damit der filtrierte Saft nicht nachtrübt, müssen Pektine und wärmelabile Eiweiße entfernt werden – sie passieren den Filter. Hierfür kommen Pektin abbauende Enzyme, Gelatine und Kieselsol zum Einsatz. Allerdings sind es gerade die dabei ausgefällten Pektine und Gerbstoffe, die den hohen Gesundheitswert des Apfelsaftes ausmachen. Pektine transportieren die Fruchtsäuren besser in die Darmregion; die darmreinigende und damit immunfördernde Wirkung der Säuren setzt dadurch erst richtig ein. Gerbstoffe spielen nachweislich eine Rolle bei der Krebsvorsorge und Herz-Kreislauf-Stärkung.

Saft haltbar machen

Die häufigste Methode, um zu verhindern, dass der Fruchtsaft gärt, ist das Haltbarmachen durch Pasteurisieren. Es beruht auf Temperaturen deutlich unter dem Siedepunkt, ist also kein Sterilisieren. Saft von völlig gesundem Obst hat einen vergleichsweise niedrigen Keimgehalt. Im Durchschnitt genügen folgende Pasteurisier-Zeiten: 30 Minuten bei 65 °C bzw. 3 Minuten bei 75 °C. Bei Temperaturen über 75 °C verändern sich Geschmack und Inhaltsstoffe zu stark.
Geräte zum Erhitzen des Saftes reichen vom einfachen Kochtopf für ganz kleine Mengen über Süßmostglocken und Plattenwärmeaustauscher bis zu professionellen Pasteurisieranlagen.
Es gibt verschiedene Verfahren, um den pasteurisierten Apfelsaft stabil zu lagern. Eine effektive Methode ist das Süßmost-Fass mit Schwimmdeckel. Die zwischen 50 und 300 Litern fassenden Behälter garantieren ein Jahr lang haltbaren Saft, das Abfüllen in Flaschen entfällt. Man kann den Apfelsaft sukzessive entnehmen, der mit lebensmittelechter, geschmacksneutraler Vaseline-Öl-Schicht abgedichtete Schwimmdeckel sinkt dabei allmählich in Richtung Behälterboden.
Eine weitere Lösung ist das Druckmostfass. Hier entfällt das Abfüllen in Flaschen und der Saft muss auch nicht erhitzt werden. Der frische Saft wird unter Druck mit Kohlensäure gesättigt und bei 8 bar gelagert, der Tank sollte zudem kühl stehen. Lässt der Druck durch Saftentnahme zu stark nach, beginnen Gärprozesse. Laufende Kontrollen und weitere Kohlensäure-Zugaben sind erforderlich.
Kleine Saftmengen kann man auch einfrieren, zum Beispiel in Tetrapacks. Bei -18 °C halten sie bis zu einem Jahr. Bei 0 °C lassen sich Frischsäfte maximal 6 bis 8 Tage lagern. Gibt man Vitamin C (Ascorbinsäure) zu, verlängert sich die Haltbarkeit um einige Tage.

Druckmostfass

Im Mus-Max-Druckmostfass, das in Größen von 50 bis 280 l erhältlich ist, können Obst- und Beerensäfte ohne Erhitzen und ohne Chemikalien-Zusatz gelagert werden. Nach dem Einfüllen des frisch gepressten Saftes entsteht mit einsetzender Gärung Kohlensäure, der Druck im Fass steigt nach wenigen Tagen an. Nach 6 Wochen liegt ein klarer, spritziger Saft mit einem Alkoholge-halt von 1 bis 2 % vol. vor.
Eine zweite Möglichkeit ist das Haltbarmachen des Saftes mit Schankgas: Man füllt das Druckmostfass zu 95 % mit dem frisch gepressten Saft auf und setzt den Behälter mit Schankgas unter Druck (8 bis 10 bar). Es entsteht ein sofort trinkbarer aromatischer Saft mit einem Alkoholgehalt von weniger als 1 % vol.
Info: Konrad Geiß, Richolfstr. 18, 87463 Reicholzried, Tel. 08474-8463, Fax -9552

Ideale Lösung?

Vor wenigen Jahren haben direktvermarktende Obstbauern ein neues Abfüllverfahren der Getränkeindustrie übernommen. Es eignet sich für Saftmengen von 5 bis zu beliebig vielen Litern. Dabei wird der pasteurisierte Fruchtsaft in spezielle Karton-Kunststoff-Behälter gefüllt. Es handelt sich um sterile Folienbeutel mit gut handhabbarem Auslass-Ventil. Die mit 5 oder 10 Litern Saft heiß abgefüllten Beutel werden nach dem Erkalten in eine stabile Karton-Umverpackung gesteckt, das Ventil ragt aus dem Karton. Hier kann man glasweise Saft abzapfen. Der Folienbeutel zieht sich dabei zusammen. Gut 3 Wochen lang bleibt eine solche angebrochene Saftbox bei Zimmertemperatur haltbar. Die als „Bag-in-Box“ bezeichneten Verpackungen gibt es in 5- und 10-Liter-Einheiten zum Preis von knapp 3 DM, allerdings bei Mindestabnahme von 900 Stück. Einige Kellereibedarf-Lieferanten bieten diese Kartons mit sterilem Innenbeutel auch einzeln an, der Preis liegt dann aber bei 4 bis 5 DM. Eine Bag-in-Box lässt sich nur einmal verwenden. Vorteil bei dieser Abfülltechnik ist das geringe Volumen. Eine 10-Liter-Box passt in eine normale Polyethylen-Einkaufstüte (Box-Außenmaße: 30x20x20cm). Das lästige Flaschenschleppen in sperrigen Kästen entfällt. Nach Gebrauch muss die Box entsorgt werden: der Karton über das Altpapier, Folienbeutel und Ventil sind aus Kunststoff.
Bei Kindern ist diese Verpackungsart besonders beliebt. Sie können jederzeit kleine Mengen Saft abzapfen, wenn man den Behälter geschickt plaziert. Dieses bequeme Angebot verführt dazu, eher zum Apfelsaft zu greifen und so von weitaus weniger gesunden Limonaden und Nektaren fern zu bleiben.

Dr. Helga Buchter-Weisbrodt

Artikel aus Obst&Garten 10/99, mit freundlicher Genehmigung Verlag Ulmer

Neue Apfelfrühsorten

Neue Apfelfrühsorten

ARKSCHARM ist eine interessante Neuzüchtung aus den USA

Die Apfelsaison wird nach wie vor von der Sorte ‘Weißer Klar’, auch ‘Klarapfel’ genannt, eingeleitet. Frühzeitiger Fruchtfall, eine auf nur wenige Tage begrenzte Haltbarkeit, Druckempfindlichkeit, die Anfälligkeit gegenüber zahlreichen Krankheiten (z.B. Schorf) und Schädlingen (z.B. Obstmade, Blutlaus) und eine ausgeprägte Alternanz bereiten aber immer wieder Kummer beim Anbau dieser Sorte. Nur die Frühreife vom ‘Klarapfel’ ist auch unter den Neuzüchtungen unübertroffen.
Auch die Standardfrühsorte ‘James Grieve’ weist erhebliche Anbaunachteile auf. Sie ist anfällig für Obstbaumkrebs, Stippigkeit, Kragenfäule, Feuerbrand und Blutlaus, zeigt vorzeitigen Fruchtfall, ist druckempfindlich und wenig haltbar. Doch kann sie auch zahlreiche Pluspunkte für sich verbuchen wie regelmäßige Fruchtbarkeit, gute Geschmackseigenschaften und eine hervorragende Küchen- bzw. Verwertungseignung. So stellt ‘James Grieve’ nach wie vor eine anbauwürdige Frühsorte für den Garten dar. Sie gilt als eine der besten Befruchtersorten (Pollenspender) für frühblühende Sorten.

Problematische Neuzüchtungen

'Vista Bella' reift 3 bis 4 Wochen vor ‘James Grieve’, erwies sich aber als zu wenig haltbar, leidet unter extremem Vorerntefruchtfall und zu später Fruchtausfärbung. Die Fruchtgröße ist nur bei konsequenter Fruchtausdünnung zufrieden stellend.
‘Astramel’ reift 5 bis 8 Tage nach ‘Weißer Klar’. Was Fruchtqualität und Ertrag anbelangt, wäre die Sorte eine ideale Ergänzung des Frühsortiments. Doch ihre extreme Blütenfrostempfindlichkeit, die bereits bei Temperaturen knapp über 0 °C während der Blühperiode zu einer ausgeprägten Frostzungenbildung und Rissigkeit der Früchte führt, macht eine Empfehlung selbst für spätfrostfreie Lagen unmöglich.
‘Rheingold’ ist aus einer Kreuzung mit ‘James Grieve’ hervorgegangen und reift 1 bis 2 Wochen vor der Vatersorte. Fruchtgröße und Geschmack lassen jedoch zu wünschen übrig. Die Früchte neigen zu Stippigkeit und bekommen leicht Sonnenbrand.
‘Sommerregent’ stammt von den gleichen Eltern wie ‘Rheingold’ ab und reift wenige Tage bis 1 Woche vor ‘James Grieve’. Trotz Vorteilen wie guter Fruchtbarkeit, wenig oder kaum auftretender Stippe, guter Transportfestigkeit und angenehmem Geschmack erwies sich der Nachteil einer sehr spät einsetzenden und schwachen Ausfärbung als gravierend. Auf Grund der Schwachwüchsigkeit und der Neigung, sich nur wenig zu verzweigen, bleiben die Erträge unter den Erwartungen.
‘Jersey Mac’ reift 3 bis 5 Tage vor ‘James Grieve’ und ist recht ertragreich. Wegen ihrer ungleichmäßigen Ausfärbung, dem nur mittelmäßigen Geschmack, einer nur auf wenige Tage begrenzten Pflückzeit, starkem Vorerntefruchtfall und Anfälligkeit für Schorf, Mehltau und Rote Spinne kann ein Anbau der Sorte jedoch nicht empfohlen werden.
‘Delprim’ zeichnet sich durch eine ausgeprägte Rotfärbung und einen angenehmen feinsäuerlichen Geschmack des knackigen, saftigen, weißen Fruchtfleisches aus. Leider bleiben die Früchte zu klein, zudem wächst der Baum sehr stark bei einer geringen Verzweigungsneigung, so dass es zu Erziehungsproblemen kommt. Eine verminderte Ertragsleistung ist die Folge.
‘Jamba’ entstand ebenfalls aus einer Kreuzung mit ‘James Grieve’ und reift wenige Tage vor der Vatersorte. Trotz guter Baum- und Fruchteigenschaften wurde die Sorte wegen ihrer hochgradigen Stippeanfälligkeit aus der Anbauempfehlung gestrichen.
‘Summerred’ ist ein Abkömmling von ‘Golden Delicious’ und galt wegen der intensiven dunkelroten Färbung vor Jahren als echte Alternative zu ‘James Grieve’. Inzwischen hat die Sorte jedoch an Bedeutung verloren. Als nachteilig erwies sich die kurze Haltbarkeit; vor allem gut ausgefärbte Früchte werden schnell mehlig. Die Fruchtgröße lässt bei gutem Behang zu wünschen übrig, eine Handausdünnung ist zwingend erforderlich.
Für den Kleingärtner sind die hohe Schorfanfälligkeit, die Empfindlichkeit gegenüber Feuerbrand und die ausgeprägte Alternanz problematisch. Trotzdem kann ‘Summerred’, auch als guter Pollenspender, in geeigneten und schorffreien Lagen das Frühsortiment ergänzen.
‘Prima’ ist eine schorfresistente Sorte. Mit einer Reifezeit von 10 bis 14 Tagen nach
‘James Grieve’ könnte sie die Lücke bis zu den Frühherbst-sorten schließen. Doch die frohwüchsige und gesunde Sorte kann die Geschmacksanforderungen nicht erfüllen. Negativ ist auch die hohe Stippeanfälligkeit. Zudem färben die Früchte nicht immer befriedigend aus, bleiben oft grünlich und entwickeln sich in der Form sehr ungleichmäßig. Ein Anbau kommt nur im extensiven Streuobstbau in Frage.

Empfehlenswerte neue Apfelfrühsorten

‘Piros’ entstammt einer Kreuzung von ‘Helios’ ? ‘Apollo’ und wurde in Dresden-Pillnitz gezüchtet. Die Reifezeit liegt zwischen ‘Klarapfel’ und ‘James Grieve’. Bei einer gleichmäßigen Ausreife lassen sich die Früchte ca. 3 Wochen lagern. Sie sind gleichmäßig groß und rund mit einer leuchtend zinnoberroten Deckfarbe und schmecken angenehm feinsäuerlich aromatisch.
Der Baum wächst eher schwach und baut sich locker auf. Die Blüte fällt mittelfrüh. ‘Piros’ ist ein guter Pollen-spender. Die Früchte hängen meist einzeln. Die Sorte trägt regelmäßig, ein Vorerntefruchtfall tritt nicht auf. ‘Piros’ ist schwach anfällig für Schorf und Mehltau, nicht anfällig für Stippe, jedoch hoch anfällig für Feuerbrand. Die Neuzüchtung kann als Sommersorte für den Anbau im Garten empfohlen werden.
‘Arkcharm’ ist eine Neuzüchtung aus den USA mit ‘Prima’ als Muttersorte. Sie reift ca. 1 Woche vor ‘James Grieve’. Der Baum ist schwachwüchsig und neigt zur Bildung längerer Kahlstellen, weshalb Schnitteingriffe auf eine bessere Verzweigung und die Bildung von Kurztrieben ausgerichtet sein müssen. Die großen bis sehr großen Früchte färben leicht streifig bis geflammt und bis zu 50 % leuchtend rot aus. Das Fleisch ist weiß, sehr saftig und schmeckt feinsäuerlich aromatisch. Vollreife Früchte halten sich nur begrenzt, daher sollte die Grundfarbe beim Pflücken noch grün sein. Die Sorte erweist sich als sehr fruchtbar, eine gewisse Mehltauanfälligkeit konnte beobachtet werden. Nach ersten Erfahrungen gilt ‘Arkcharm’ durchaus als interessante Frühsorte.

apfel3 230‘Earligold’ sieht als Abkömmling von ‘Golden Delicious’ dieser Sorte sehr ähnlich, nur zeigt sich die Schale glatter, glänzender, ohne Berostung und ohne die markant ausgebildeten Lentizellen. Das feste Fruchtfleisch ist saftig und feinsäuerlich ohne das Süßaroma der Muttersorte. ‘Earligold’ reift einige Tage vor ‘James Grieve’. Die Früchte halten sich mehrere Wochen, Stippigkeit tritt nicht auf. Der Ertrag ist für eine Frühsorte hoch bei geringer Alternanzneigung. Die Sorte blüht mittelfrüh und eignet sich gut als Pollenspender. ‘Earligold’ kann als früh reifender, glattschaliger und berostungsfreier ‘Golden Delicious’ bezeichnet werden.

Delbarestivale überzeugt durch beste Fruchteigenschaften

apfel2 136‘Delbarestivale’ (Synonym ‘Delcorf’) wurde in Frankreich von der Baumschule Delbard aus der Kreuzung ‘Stark Jon Grimes’ ? ‘Golden Delicious’ gezüchtet. Die Sorte reift etwa 1 Woche nach ‘James Grieve’ und zeigt eine ausgezeichnete Haltbarkeit ohne Qualitätsverluste. Die mittelgroß bis großen Früchte sind rund bis hoch mit einer ansprechenden Form. Die Schale färbt gelbgrün und nur sonnenseitig gestreift rot. Die Ausfärbung setzt jedoch erst kurz vor der Reife ein. Das Fleisch ist knackig, saftig mit betonter Süße und gutem Zucker-Säure-Verhältnis. ‘Delbarestivale’ wird auf Grund des ähnlichen Geschmacks auch als „Sommerjonagold“ bezeichnet.
Die Früchte von ‘Delbarestivale’ werden nicht stippig und sind gut transportfähig. Die Sorte ist wenig anfällig für Schorf und Mehltau. Nachteilig ist der Vorerntefruchtfall, der ein mehrmaliges Überpflücken erforderlich macht. Der Baum blüht mittelfrüh, wächst mittelstark und zeigt ein ausgeprägtes Alternanzverhalten. Deshalb sollte auf wüchsigen Böden auf schwächer wachsende Unterlagen wie P 16, P 22 oder gar M 27 gepflanzt werden.
Auf Grund der hervorragenden Fruchteigenschaften und guter Pollenspendereigenschaften stellt ‘Delbarestivale’ eine Bereicherung des Apfelsortiments dar und kann für einen Anbau im Garten und in Erwerbsanlagen uneingeschränkt empfohlen werden. Von der Sorte stehen einige rot ausfärbende Mutanten zur Verfügung wie ‘Ambassy’ und ‘Celeste’. Durch die gute Haltbarkeit der Früchte lässt sich die Zeit bis zur Ernte der ersten Herbstsorten wie ‘Gala’ und ‘Elstar’ gut überbrücken. Auf den Anbau von Spätsommersorten wie ‘Alkmene’ kann dann verzichtet werden.
‘Sunrise’ entstammt einer Kreuzung von ‘Golden Delicious’ ? ‘Mc Intosh’ und reift 3 bis 5 Tage vor ‘Delbarestivale’. Die Blütezeiten beider Sorten fallen zusammen, weshalb ‘Sunrise’ eine Bedeutung als Befruchtersorte für ‘Delbar-estivale’ erlangen kann, die auf einen guten Pollenspender angewiesen ist. Bei praktisch gleichen Reifezeiten kann ‘Sunrise’ in eine ‘Delbarestival’-Anlage eingestreut und in gleichen Pflückdurchgängen abgeerntet werden.
Auch ‘Sunrise’ erfordert mehrere Pflückdurchgänge. Dabei ist festzustellen, dass die erste Pflücke in der Ausfärbung sehr gut ausfällt, die Nachfärbung aber nur zögernd erfolgt. Auch fallen die guten Geschmackseigenschaften bei späteren Pflücken ab.

Garlef Steinborn, Worms

Artikel aus Obst&Garten 9/99, mit freundlicher Genehmigung Verlag Ulmer

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