Herbst

Beurteilung von Apfel-Herbstsorten und deren Mutanten

Beurteilung von Apfel-Herbstsorten und deren Mutanten

Gala mit Mutanten

Den Reigen frühreifender Herbstsorten eröffnet 'Gala', eine neuseeländische Sorte, die aus der Kreuzung 'Kidds Orange' x 'Gol-den Delicious' hervorgegangen und durch Importe aus dem Mutterland bei uns bestens eingerührt ist. 'Gala' zeichnet sich aus durch sichere und regelmäßige Erträge. Sie gilt im gesamten Sortiment als spätfrostwiderstandsfähigste Sorte. Trotz guter Lagerfähigkeit ist sie bereits ab Ernte genußreif. DerApfel  ist mit wenig Säure ausgestattet und schmeckt süßfruchtig. Trotzdem werden die Geschmackseigenschaften vom Verbraucher gut beurteilt Nachteilig muß das bestenfalls mittelgroße Fruchtkaliber vermerkt werden. Anstelle des Standard-Galas, der nur mäßig ausfärbt, stehen zahlreiche interessante und gut ausfärbende Mutationen zur Verfügung.
Was die Reifezeit und frühe Ausfärbung der Mutanten anbelangt, eröffnet 'Galaxy' den Reigen, eine Submutante von 'Royal Gala', gefolgt von 'Regal Prince' (GalaMust). 'Regal Prince' zeigt ein intensives verwaschenes Rot und ist als Gala nicht mehr zu erkennen, da ihm die sortentypische Streifenbildung fehlt. Er fällt größer aus als alle anderen Mutanten, was zurückzuführen ist auf den lockeren Behang. Der Geschmack ist etwas weniger süßlich.

'Royal Gala' (Tenroy) hat sich als Standardmutante mit guter Streifenbildung durchgesetzt, wenngleich es durch genetische Instabilität farblich und baumweise immer noch zu Ausreißern kommen kann. Ähnlich ist auch 'Imperial Gala' (Mondial Gala) zu beurteilen. Bei dieser Mutante sind die Früchte etwas länger gebaut und wirken größer. Störend wird ein auftretender Silberschleier auf der Frucht beurteilt. Als weitere rote Galamutanten können genannt werden: 'Scarlet', 'Galagored' und 'Gala Baigent'.

Elstar mit Mutanten

'Elstar' ist eine am Markt bestens eingeführte Sorte. Ihr frischer feinsäuerlicher und hocharomatischer Geschmack macht sie zu einer Spitzentafelsorte. Gezüchtet wurde sie 1955 in den Niederlanden aus der Kreuzung 'GoldenDelicious' x 'Ingrid Marie'. An den Kultivator stellt sie höchste Anforderungen in Bezug auf Ertragsverhalten und Baumerziehung. Darüber hinaus läßt die Ausfärbung beim Normaltyp in nicht optimalen Lagen häufig zu wünschen übrig. Infolge des starken und reich verzweigenden Wuchses muß unbedingt ein Sommerschnitt durchgeführt werden nach dem Motto: "Sie errötet, wenn man sie entkleidet". Doch darf dieser Schnitt nicht zu früh vorgenommen werden, sonst droht Sonnenbrand an den Früchten und zudem wird das Fruchtwachstum augenblicklich eingeschränkt.

Der Schnittzeitpunkt ist daher erst 2 - 3 Wochen vor der Ernte richtig terminiert. Beim Winterschnitt, den man zweckmäßig weit ins Frühjahr verlagert, muß eine Überbauung der Krone vermieden werden. Von 'Elstar' gibt es inzwischen einige -zig Mutationen, vom Hellrot bis zum dunkelsten Ochsenblutrot Aus dieser Vielzahl haben sich als sehr empfehlenswert durchgesetzt: 'Red Elstar', der angenehm rot ausfärbt und vor allem 'Eishof', der zeitlich früher und etwas dunkler ausfärbt.

Rubinette

In die geschmacklichen Spitzensorten kann man 'Rubinette' einordnen. Die feine Würze, gepaart mit harmonischer Säure, erfreut jeden Gaumen. 'Royal Gala'gilt als dieStandard-Galamutante Die Sorte ist als Zufallssämling entstanden, als Muttersorte steht 'Golden Delicious' fest, als Vatersorte wird 'Cox Orange' vermutet. Der Geschmack stellt auch die herausragende Eigenschaften dar, denn ansonsten schlagen einige Merkmale negativ zu Buche. Zu nennen sind: Kleinfrüchtigkeit, Schrumpfen auf dem Lager, mäßige Fruchtausfärbung, Schorfanfälligkeit und ein gewisses Alternanzverhalten. Die Sorte benötigt viel Wasser, bei anhaltender Trockenheit macht sich ein Saftmangel in der Frucht bemerkbar. Eine Zusatzbewässerung kann nötig werden. Um die Fruchtgröße positiv zu beeinflussen, müssen bei der Handausdünnung die Fruchtbüschel auf nur eine Frucht gestellt werden. 'Rubinette' zeigtsich sehr frohwüchsig. Bei Erziehung und Schnitt sollte auf Vermeidung von hängendem Fruchtholz geachtet werden. Auch von 'Rubinette' werden inzwischen rote Mutanten angeboten, die aber hinsichtlich ihrer Leistungsfähigkeit noch überprüft werden müssen.

Arlet

'Arlet' wurde 1958 in der Schweiz aus der Kreuzung 'Golden Delicious' x 'Idared' gezüchtet. Aufgrund ihrer Eigenschaften ist es eine Sorte, die sich vor allem im Hausgarten oder für die Direktvermarktung anbietet. Kennzeichnend ist der etwas hängende Wuchs. Zu erwarten sind regelmäßige gute Erträge. Eine offene Krone muß gewährleistet sein, weil verdeckt hängende Früchte schlecht ausfärben und diese zudem geschmacklich abfallen. Gut belichtete Früchte hingegen schmecken sehr aromatisch, wobei sich der Geschmack erst ab November voll entwickelt. Die Frucht weist eine leichte Berostung auf und wird besonders bei zu später Ernte leicht fettig. Dabei gestaltet sich die Ermittlung des optimalen Erntetermins nicht leicht.

'Arlet' verfügt über eine ausgesprochen gute Haltbarkeit und trotzdem muß die Ernte bereits Ende August bis Anfang September erfolgen. Sobald die erste Frucht fällt, muß unverzüglich gepflückt werden. Negativ macht sich auch die Schorfanfälligkeit bemerkbar.

Berlepsch mit Mutanten

Die Sorte 'Freiherr von Berlepsch' braucht eigentlich nicht vorgestellt werden, handelt es sich doch um eine altbekannte deutsche Züchtung von 1880 aus den Partnern 'Ananasrenette' x 'Rib-ston Pepping'. Die Vor- und Nachteile dürften hinreichend bekannt sein. Der 'Berlepsch' hat aber nach wie vor seine Anhänger, denn die geschmacklichen Qualitäten und der hohe Vitamin C-Gehalt sind 'Spitze'.

Doch soll bei dieser Sortenvorstellung auf zwei gut ausfärbende Mutanten hingewiesen werden, nämlich auf 'Lieberz' und 'Roter Berlepsch' -Herkunft Hannover. Diese sind bei Neupflanzungen vorzuziehen.

Falstaff

Zu den geschmacklich hochwertigen Sorten zählt auch 'Falstaff', der aus den Sorten 'James Grieve' x 'Golden Delicious' in England gezüchtet wurde. Er bietet sich für einen Anbau im Haus- und Kleingarten an. Ertragsmäßig bringt er gute Ergebnisse, und auch auf dem Lagerer weisen sich die Früchte als recht stabil, vor allem was das Fruchtfleisch anbelangt. Leider ist es vor Jahren infolge von Reiserverwechslung zur Vermehrung von ungeeignetem Material gekommen; auf eine sichere Herkunft sollte also beimPflanzwaren bezug geachtet werden.

Jonagold mit Mutanten

Der großfrüchtige 'Jonagold', entstanden 1943 in den USA aus den Weltsorten 'Golden Delicious' x'Jonathan', besitzt einen ausgezeichneten Geschmack. Er ist zurückzuführen auf das ausgewogene Zucker-Säure-Verhältnis. Diese Sorte hat sich genetisch als instabil erwiesen. In den letzten Jahren sind etwa 80-100 Mutationen bekannt geworden. Um eine gewisse Systematik in die Vielzahl der Mutanten zu bekommen, hat man sie nach ihrerAusfärbung in 5 Farbgruppen eingeteilt

Die Ausfärbung des Standard-Jonagolds ist von vielen Faktoren abhängig. Besonders bei älteren Bäumen, in ungünstigen Standorten, in einem warmen Herbst und bei Rostmilbenbefall läßt sie sehr zu wünschen übrig. Doch nur gut ausgefärbte Früchte entwickeln auch das typische Aroma. Daher sollte beim Bezug von Jonagold-Pflanzgut großer Wertauf gut ausfärbende Typen bzw. Mutanten gelegt werden. Aus den einzelnen Farbgruppen können folgende Selektionen und Mutanten empfohlen werden:

1. Standardtypen

Typen dieser Gruppe entsprechen in der Ausfärbung dem Standard. Sie sind zu empfehlen für gut ausfärbende Lagen. Zu nennen sind die Nr. 2291 und 2361,dazu noch 'Wilmuta'.

2. Hellrote Mutanten

Diese Mutationen weisen eine deutlich intensivere Farbgebung auf, die sich meist auf die Sonnenseite der Früchte beschränkt, allerdings nicht immer die typische Streifenbildung zeigen sondern das Rot mehr verwaschen ist. Bewährt haben sich in dieser Gruppe 'Crowngold', 'Jonagold 2000' und 'King Jonagold'.

3. Mitteldunkelrote Mutanten

Die Ausfärbung bei diesen Mutationen umfaßt meist die ganze Frucht und geht bis zur Ernte schon in ein intensiveres und dunkles Rot. Dieses dunkle Rot hellt sich im Laufe der Lagerdauer zu freundlicheren Tönen auf. Vertreter dieser Gruppe sind 'Novajo', 'Dacosta' und 'JonagoredHR'.

4. Dunkelrote Mutanten

Bei den Vertretern dieser Gruppe setzt die Ausfärbung der Früchte am Baum sehr früh ein. Sie sind in erster Linie für eine frühe Ernte und eine Langzeitlagerung, wie CA- und ULO-Lägern, geeignet. In diesen Lagern kann 'Jonagold' bis Juni-Juli des nächsten Jahres gelagert werden. Die zunächst unangenehm dunkle Ausfärbung schlägt auch hier bei der Nachlagerung in ein freundlicheres Rot um. Die Mutationen 'Jonagored' und 'Rubinstar' können aus dieser Gruppe empfohlen werden.

5. Braunrote Mutanten

Früchte dieser Gruppenmitglieder weisen eine unschöne braun-rote Färbung auf. Im Anbau erlangten sie keine Bedeutung und sind nicht zu empfehlen.

Boskoop mit Mutanten

Diese alte und um 1860 in den Niederlanden entstandene Sorte hat nach wie vor aufgrund des erfrischenden säuerlichen Geschmacks und der guten Kücheneignung ihre Liebhaber. Der ursprünglich angebaute 'Schöner aus Boskoop' wurde später ersetzt durch die rote Mutante 'Schmitz-Hübsch'. Heute spricht man praktisch nur noch vom 'Roten Boskoop'. Doch vom Typ 'Schmitz-Hübsch' gibt es durch Aufspaltungen soviel Herkünfte mit schlechter bzw. ungenügender Ausfärbung, so daß 'Schmitz-Hübsch' nicht mehr empfohlen werden kann. Bevorzugt werden heute im Anbau die wesentlich besser und früh ausfärbenden roten Mutanten 'Herr' und 'Welbo', die auch die boskoop-typische Berostung behalten haben. Dieses im Gegensatz zu der Mutante 'Bakker' oder auch 'Bakley' genannt, der bei zweifellos guter Ausfärbung soglattschalig ist, so daß er als 'Boskoop' äußerlich nicht mehr erkannt wird.

boskoop 250
Aus Pellkartoffeln zubereitete Bratkartoffeln enthalten geringere Acrylamidwerte als solche aus rohen Kartoffeln
Fotos: Buchter

Schorfresistente Sorten

In den letzten Jahren sind weltweit sehr viele schorfresistente Apfelsorten gezüchtet worden. Dabei handelte es sich zunächst um Kreuzungen mit der Wildapfelform Malus floribunda und Rückkreuzungen mit Tafelsorten. Trotz Mehfachresistenzen gegenüber Schorf, Mehltau und z.T. auch Feuerbrand und guten Ertragsleistungen konnten sie sich bisher im Tafelapfelanbau nicht durchsetzen, da sie geschmacklich nicht befriedigten. Inzwischen sind in Züchtungsreihen in der CSR Sorten entstanden, die sowohl im Aussehen wie im Geschmack zu den guten Tafelsorten eingereiht werden können. Zu dieser Generation gehören 'Topaz' und 'Rubinola'. Diese beiden Sorten sind nicht nur für Haus- und Kleingärtner, sondern auch für einen Plantagenanbau interessant

Topaz

'Topaz' entstand 1984 aus der Kreuzung 'Rubin' x 'Vanda', wobei 'Vanda' eine resistente Sorte ist und 'Rubin' aus einer Kreuzung von 'Lord Lamboume' x'Cox Orange' entstanden ist. Die Frucht ist mittelgroß, abgeplattet bis kugelförmig. Die Schale ist glatt, leicht fettig und färbt orangerot, gestreift bis verwaschen sehr attraktiv. Das Fleisch ist gelb, saftig, fest und aromatisch. Als Herbstapfel erweist sich die Sorte als gut lagerfähig bis ins Frühjahr hinein. Die Früchte hängen meist einzeln, die Erträge sind gut und regelmäßig. Der Baum wächst gut mittelstark, aufrecht, garniert aber gut

Rubinola

.Rubinola' entstand 1980 aus der Kreuzung 'Prima' x 'Rubin'. 'Prima' wurde als frühe Herbstsorte der ersten resistenten Generationbekannt Im Gegensatz zu 'Topaz' wächst 'Rubinola' breit, und bei mäßiger Garnierung neigt die Sorte zu Kahlästigkeit. Sie trägt an den Triebenden des jungen Holzes. Die Fruchtgröße kann bestenfalls als nur mittelgroß bezeichnet werden, in der Form ähneln die Früchte einem 'Berlepsch'. Die Schale ist auch bei 'Rubinola' glatt, leicht fettig und zeigt sich ebenfalls attraktiv gelborange mit roter verwaschener Deckfarbe. Das Fleisch ist gelb, fettig und saftig, allerdings mit einem süßlicheren Aroma als 'Topaz' ausgestattet. Geerntet wird 'Rubinola' etwa 10Tage vor 'Golden Delicious'. Die Früchte sind bis ins Frühjahr haltbar. Im Anbau müssen diese resistenten Sorten noch intensiv überprüft werden. Das trifft auch zu für die anderen resistenten Sorten aus dieser Generation, wie 'Rosana', 'Rajka', 'Nela', 'Victoria' und 'Lotos'.

Garlef Steinborn

Dieser Artikel ist 1999 in den Oktober-Ausgaben der Verbandszeitschriften UNSER GARTEN; DER HESSICHE OBST- UND GARTENBAU und RATGEBER FÜR DEN GARTENLIEBHABER erschienen. Mit freundlicher Genehmigung der Unser Garten Verlagsgesellschaft mbH, Kaiserstraße 77, 66133 Saarbrücken-Scheidt, Tel. 0681-812040, Fax 0681-812025.

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