Blauglöckchen und Kaukasusvergissmeinnicht

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Blau blühende Pflanzen sind zwar vergleichsweise rar, doch gerade unter den Frühlingsblühern finden sich sehr reizvolle Arten, die das blaue Band des Lenzes freigiebig wehen lassen. Zu den Schönsten unter ihnen gehören diese beiden Gartenschätze.
Es müssen nicht immer Stief- mütterchen und Traubenhyazinthen sein, die Himmelsfarben in die Beete bringen. An einem halbschattigen Plätzchen gedeihen auch die hier vorgestellten beiden Staudenarten vorzüglich.
Dauerhaftes Vergissmeinnicht
Jeder Hobbygärtner kennt das zweijährige Vergissmeinnicht (Myosotis sylvatica), das sich bereitwillig aussät. Ähnliche porzellanblaue Blüten bilden auch die dauerhaften Staudengattungen Gedenkemein (Omphalodes) und Kaukasusvergissmeinnicht (Brunnera). Beide treiben recht früh grundständiges Laub aus und schmücken sich ab April mit kleinen, meist blauen Streublümchen auf feinen, aber festen drahtigen Stielen. Erst später zeigen sich die Unterschiede: Gedenkemein hat eher eiförmiges, etwas zugespitztes Laub, während das Kaukasusvergissmeinnicht Blätter ausbildet, die an eine überdimensionale Pfeilspitze erinnern. Bei beiden Stauden finden sich auch weiß blühende Selektionen im Sortiment.
Das Kaukasusvergissmeinnicht bietet aber noch mehr Überraschungen. Hier gibt es Sorten mit einer äußerst reizvollen hellen Blattzeichnung. Unregelmäßige cremefarbene Blattränder hat etwa ‘Hadspen Cream’, bei ‘Dawson’s White’ fallen sie klarer weiß aus. Schon recht lange im Sortiment findet sich die Auslese ‘Langtrees’. Bereits bei der Wildform zeigen sich hier und da silbrige Tupfen auf dem dunkelgrünen Laub – bei ‘Langtrees’ sind sie etwas verstärkt und ähneln den Tupfen einer Forelle. Aus dieser Sorte gibt es eine weitere Steigerung: ‘Jack Frost’. Hier sind nur noch die Blattadern grün, das gesamte Blatt wirkt silbrig weiß. Und wem das noch zu viel Grün sein sollte, der freut sich bestimmt über ‘Looking Glass’ und ‘Silver Wings’, deren Nervatur sich wesentlich blasser abzeichnet.
Trotz reduzierten Blattgrüns sind alle Brunnera-Sorten äußerst wüchsig; lediglich sengende Sommersonne mögen sie nicht. Alle genannten Züchtungen und Auslesen haben klarblaue Blüten, die etwa bis Ende Mai erscheinen. Wer aber nun puristisches Weiß vorzieht: Die grünlaubige ‘Betty Bowring’ blüht ebenso reinweiß wie ‘Mrs Morse’, deren Laub dem von ‘Jack Frost’ gleicht.
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Unbekanntes Blauglöckchen
Kaum eine Pflanze hat so sanft himmelblaue Blüten wie das Blauglöckchen (Mertensia virginica). Sie ähneln ein wenig denen des Lungenkrautes (Pulmonaria), die gesamte Pflanze wächst aber aufrechter und wird gut 40 cm hoch. Ihr Laub ist matt grün, was sie irgendwie „verwunschen“ wirken lässt.
Blauglöckchen lieben einen eher sauren Boden im Halbschatten und passen somit ausgezeichnet zu einem weiteren Blaublut, dem Blauen Scheinmohn (Meconopsis betonicifolia). Etwa zwischen Azaleen und Rhododendren sind sie unschlagbar und bereichern die Farbpalette. Doch man muss wissen, dass Blauglöckchen und Blauer Scheinmohn wenige Wochen nach der Blüte einziehen – die Blätter verschwinden. Aus diesem Grund passen sie vorzüglich zu spät austreibenden Pflanzen wie Farnen oder Funkien (Hosta), deren Blattwedel und -horste sich erst im fortschreitenden Frühling voll entfalten.
Blauglöckchen müssen sich erst ein wenig eingewöhnen, was trotz aller Vorbereitungen nicht immer gelingt. Doch wenn die Pflanzen sich am neuen Standort akklimatisiert haben, säen sie sich reichlich aus – ein gewaltiges Geschenk, denn diese herrlichen, sanftblauen Blüten sind im April und Mai absolut unwiderstehlich. Mögen Sie also Ihr blaues Wunder erleben...
Andreas Barlage, Bielefeld
Quelle:
Fotos: Gaissmayer, Barlage
Dieser Artikel ist erschienen in der Verbandszeitschrift „Obst & Garten“ (04/2013).
Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart, www.ulmer.de, www.oug.de