Herbst

Gärtnern unter Glas

Gewächshäuser für den Garten

Gärtnern unter Glas

Glashäuser und Folienzelte sind Sonnenfallen: Sie lassen das Sonnenlicht durch und speichern die Wärme. Zudem schützen sie vor Wind und Regen. Die Auswahl richtet sich nach der Art der Nutzung, der verfügbaren Fläche und den Kosten.

Der wohl einfachste Gewächshaustyp ist ein Folienzelt oder Folientunnel. So eine Abdeckung aus Drahtbügeln (oder Holzrahmen) und Folie (oder Faservlies) dient gewöhnlich zur Erntezeitverfrühung oder -verlängerung etwa von Salat, Spinat oder Kohlrabi. Ein Folienzelt oder -tunnel ist schnell gebastelt, sehr effektiv und jederzeit versetzbar, wenn z.B. ein Beet abgeerntet ist. Eine gute Konstruktion aus stabilen Metallbügeln oder Holzlatten (bei einem Folienzelt zur Beetabdeckung gewöhnliche Dachlatten) und spezieller UV-lichtstabiler Gartenfolie (z.B. Gewächshausfolie aus Polyethylen mit 0,2 mm Stärke) hält länger als 3 Jahre. Das gilt auch für einen Frühbeetkasten aus Holz, Metall- oder Betonformteilen, der mit Glasfenstern eingedeckt ist.

Solche „Flachgewächshäuser“ sind für den Gemüseanbau oder die Jungpflanzenanzucht und -abhärtung nützlich, auch wenn ein Gewächshaus im Garten steht. Als günstige Größe für ein Frühbeet hat sich eine Breite von 120 cm bewährt (Beetbreite), die Länge kann beliebig sein. Der Kasten sollte eine geringe Neigung haben, die Rückwand also höher sein als die Vorderwand. Dadurch kann das Sonnenlicht besonders im Frühjahr und Herbst besser eindringen.

gewaechshaus 230 01« Ein Erdgewächshaus mit bodenebenen Hochbeeten erleichtert die Pflege- und Erntearbeiten

Gewächshaus-Typen

Der klassische Typ eines Gewächshauses hat ein Satteldach. Satteldachhäuser sind in vielen Größen und Ausführungen im Handel erhältlich und lassen sich aus Holz- oder Metallrahmen mit Glas oder Folieneindeckung auch selbst bauen. Wie bei Fertighäusern muss auch bei Eigenbauten die Statik stimmen, v.a. muss der Rahmen tragfähig und sturmsicher sein. Immerhin hat er bei einer Glaseindeckung eine zentnerschwere Last zu tragen und stellt einen großflächigen Windfang dar. So dürfen die Rahmenteile oder Profile keine zu großen Strecken überspannen. Zudem muss der Rahmen ausgesteift sein, bei einer Holzkonstruktion durch Eckstreben.

Je nach Baumaterial sind ausreichend stabile Konstruktionsteile nötig (belastbare Metallprofile oder Holzbalken mit ausreichender Stärke). Zudem ist auch eine feste Verankerung am besten auf einem Betonfundament zu empfehlen. Ein Streifenfundament oder Punktfundamente, die mit Betonstürzen (Fensterstürze vom Baustoffhandel) überbrückt werden und etwa 70 cm tief gründen, sind sichere Anker. Darauf hält ein Glashaus jedem Sturm stand, wenn es gut festgedübelt ist. Ideal sind 10er Dübel, die dazu passenden Schrauben gewähren einen sicheren Stand.

Zu beachten sind auch die Dachneigung und -statik. Das Satteldach muss steil genug sein, damit das Regenwasser gut abläuft, und belastbar, damit es den Schneedruck aushält! Handelsübliche Glashäuser haben Scheiben mit mindestens 3 mm Dicke und eine Dachneigung von 30°. Die Statik muss ebenso wie die Verankerung (Fundamentierung) natürlich bei jedem Glashaustyp stimmen.

Serienhäuschen von der Industrie lassen sich gut zu Reihenhäusern zusammenstellen. Ein Reihenhaus aus zwei, drei und mehr Häuschen bietet sich z.B. als Schall- und Sichtschutz an einer Straße an oder zur vielfältigen Nutzung in einem schmalen Reihenhausgarten. Auf einer großen freien Fläche wirkt ein rundes Pavillon-Gewächshaus besser. Die aufwendige Konstruktion hat allerdings ihren Preis und lohnt sich nur für ausgesprochene Pflanzenliebhaber oder -züchter – es sei denn, sie bekommt einen besonderen Platz als Gestaltungselement und Blickfang.

Als Sonnenfalle ideal ist ein Anlehngewächshaus mit Pultdach. Es steht am besten an einer Südwand und ist so nach Norden hin optimal abgeschirmt. Das Pultdach kann bis zum Boden reichen oder wird wie beim Satteldach auf senkrechte Wände aufgesetzt. Die Rückwand ist vorzugsweise weiß gestrichen, damit sie das Sonnenlicht reflektiert, oder dunkel, damit sie die Sonnenstrahlung sammelt und langsam Wärme in den Raum abgibt.

Ein Folienhaus kann mit Satteldach, Pultdach oder als Pavillon gebaut sein. Es ist nur anstatt mit Glas mit spezieller UV- lichtstabiler Gartenfolie bespannt. Der Rahmen kann leichter gebaut sein, weil er wesentlich weniger Gewicht zu tragen hat. Die Sturmsicherheit muss natürlich gewährleistet und der Rahmen gut im Boden verankert sein (z.B. mit Spreizankern aus Metall). Für Folienhäuser gibt es Bausätze bzw. Steckverbinder aus Kunststoff, die den Aufbau erleichtern.

Nahezu kostenlos lässt sich ein großes stabiles Glashaus aus alten Fenstern aufstellen. Allerdings braucht dies viel Zeit zur Beschaffung und richtigen Zusammenstellung der Fenster. Grundsätzlich lohnt sich die Mühe, wenn etwa bei einer Hausrenovierung viele gleiche Fenster mit Rahmen anfallen. Sie lassen sich dann leicht zusammenstellen und verschrauben.

gewaechshaus 230 02« ein Pultdach-Anlehngewächshaus an einer Ziegelmauer

Technische Ausstattung

Für jeden Glashaus-Typ sind gute Lüftungseinrichtungen wichtig, sonst herrschen an sonnigen Sommertagen tödliche Temperaturen für Pflanzen. Je nach Größe ist außer der Türe wenigstens ein Dachfenster nötig, so dass die heiße Luft nach oben entweichen kann. In einem guten Warmhaus (professionelles Gewächshaus für tropische Pflanzen) wird die Lüftung per Wärmefühler elektronisch geregelt, was ziemlich aufwendig ist; ebenso die Schattierung, die gleichermaßen vor Überhitzung schützt. Für gewöhnliche Kleinglashäuser, Frühbeete und dergleichen gibt es einfache Lüftungsautomaten bzw. Fensterheber, die jederzeit nachträglich in die Fenster einsetzbar sind. Als Sonnenschutz genügen Strohmatten oder spezielle Schattiermatten aus Kunstfasergewebe.

Zur optimalen Raumausnutzung empfehlen sich Hängeborde und Glashaus- tische – ein stabiler Tisch dient zum Topfen, Stecklinge schneiden und für andere Arbeiten.

Der ideale Standort

Ein Gewächshaus sollte möglichst sonnig stehen. Vor allem im Frühjahr und Herbst, wenn die Sonne tief steht und Jungpflanzen viel Licht zum Wachsen oder Gemüse zum Ausreifen brauchen, darf der Schatten von Gebäuden nicht stören. Für die Pflege und Wartung u.a. der Bewässerung, Lüftung und Schattierung ist ein Standort nahe am Haus günstig. Die größten Fensterflächen sind vorzugsweise nach Süden auszurichten. An der Nordseite kann eine schützende Mauer stehen.

Kleingewächshäuser sind übrigens genehmigungsfrei. Selbstverständlich ist aber der ortsübliche Grenzabstand einzuhalten (meist 3 m). Erkundigen Sie sich vor dem Aufstellen beim Bauamt.

Die optimale Größe

Ein Gewächshaus ist fast immer zu klein, d.h. man kann es nicht groß genug planen und bauen. Doch meistens setzen der vorhandene Platz und das Haushaltsbudget Grenzen. Immerhin haben die Profile und Scheiben ihren Preis. Nicht zu vergessen sind die Heizkosten bei einem Warmhaus. Deshalb ist eine ergonomische Größe empfehlenswert, so dass die Wartung keine Mühe macht. Auf alle Fälle sollte der Zugang und am besten auch die Zufahrt mit der Schubkarre leicht möglich sein. Für Anfänger lohnt es sich zunächst klein einzusteigen, also etwa mit einem Kleinglashaus zu beginnen und später den Erfahrungen entsprechend größer zu bauen. Das bereits vorhandene Kleinglashaus lässt sich weiterhin nutzen.

gewaechshaus 230 3« ein Gewächshaus mit ausstellbaren Seitenwänden

 

Materialkunde

  • Klarglas hat eine glatte und eine genörpelte Oberfläche; das Glas ist durchscheinend und erzeugt diffuses Licht; Verbrennungen an den Pflanzen, die bei direkter Sonneneinstrahlung vorkommen können, sind bei dieser Eindeckung selten. Die Scheiben sind relativ schwer und brauchen ein sicheres Auflager.
  • Blankglas hat zwei glatte Oberflächen und ist durchsichtig; an klaren Tagen ist eine Schattierung notwendig. Die Gebäude sind einsehbar, was nicht immer erwünscht ist. Allerdings bringen sie eine optimale Lichtausbeute.
  • Stegdoppelplatten: die durchscheinenden, undurchsichtigen Kunststoffdoppelplatten sind mit Stegen verbunden, die Luft dazwischen wirkt dämmend; sehr leichte und bruchsichere Eindeckung, die aber gut befestigt werden muss. Material lässt sich zudem gut bearbeiten (bohren, sägen etc.).
  • Gitterfolie: besonders reißfeste, UV-lichtstabile Spezialfolie für den Gewächshausbau; recht preiswert, aber typischer „Plastik-Charakter“.
  • Luftpolsterfolie: spezielle Gartenfolie mit eingeschweißten Luftpölsterchen; nicht als Eindeckung geeignet, sondern nur zur zusätzlichen Wärmedämmung; hilft Energie und Kosten sparen.
  • Schlitzfolie, Kunststofffaservlies: Kunststoffplanen bzw. -vliese zur Abdeckung der Beete oder für kleine Tunnel und Zelte oder als zusätzlicher Frostschutz unter Glas.

Kosten und Einkaufsquelle

Für ein Kleingewächshaus gleicher Größe kann man 500 bis 5000 e ausgeben, je nach Art und Bauweise. Vor dem Kauf sind deshalb auf jeden Fall die Prospekte der Hersteller zu vergleichen und Musterhäuschen zu besichtigen. Oft bieten auch die Kreislehrgärten, Gartenschauen, Gartencenter, Baumärkte und die Hersteller Ausstellungen mit verschiedenen Modellen; dort kann man das richtige Haus für den eigenen Garten finden.

Peter Himmelhuber, Regensburg
Fotos: Himmelhuber

Quelle:
Dieser Artikel ist in der Verbandszeitschrift „Obst & Garten“ (01/2014) erschienen. Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Verlages Eugen Ulmer, Wollgrasweg 41, 70599 Stuttgart,
www.ulmer.de / www.oug.de

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