Herbst

Konstruktiver Holzschutz

Konstruktiver Holzschutz

« Pergolen und Rankbögen müssen lange halten, tragen sie doch die ganze Pracht der Kletterpflanzen alleine auf ihren hölzernen Schultern – und das für viele Jahre!

Zaun, Pergola, Sichtschutzwand... Holz passt sehr gut in den Garten. Das häufig gehörte Argument, Holzbauten hielten nicht lange, stimmt nur dann, wenn beim Einkauf und beim Bau Fehler begangen werden. Beachtet man aber die wichtigsten Regeln im Umgang mit dem universellen Baustoff, so halten Holzbauten auch unter Freiluftbedingungen Jahrzehnte.

Holz hat viele Vorteile

Da ist zum einen der Preis. Verglichen mit anderen Materialien wie Steinplatten, Pflastersteinen oder den Kosten für eine massive Mauer ist der finanzielle Aufwand für Holz relativ gering. Holz lässt sich mit gängigen, einfachen Maschinen (Bohrer, Kreissäge, Band- schleifer...) – verglichen mit Metall oder Stein – selbst bearbeiten, die Maschinen sind meist schon vorhanden oder können leicht ausgeborgt werden. Als nachwachsender Rohstoff ist Holz eine gute, ökologisch vertretbare Alternative zu aufwändig produzierten Materialien. Es ist vielseitig und unerreicht in seinen universellen Verwendungsmöglichkeiten. Und schließlich: sollte doch einmal ein Steher morsch werden oder eine Latte brechen: Sanierungen sind meist rasch erledigt. Die zu tauschenden Teile sind, wenn sie nicht mit Holzschutzmitteln oder Lacken behandelt wurden, zu 100 % biologisch abbaubar.

holzschutz 230 01« Holzschutz seit alters her, ohne chemische Hilfsmittel: Pfeilförmig zugespitzte Zaunlatten lassen Wasser schneller abfließen

Material besorgen

Holzeinkauf braucht Zeit. Nur so können Sie beurteilen, ob sich das Holz feucht anfühlt oder trocken, ob es gerade ist oder verzogen, ob es Risse hat oder Schwachstellen. Frisches Holz, das kaum trocknen konnte, egal ob in der Trockenkammer oder im Freien, ist noch Spannungen unterworfen. Es dreht sich, bekommt Risse, schrumpft. Meist erkennt man frisches Holz auch schon am Gewicht: Verglichen mit trockenem Material der gleichen Stärke fühlt es sich viel schwerer an. Mit einem zugekniffenen Auge lässt sich beim Überblicken der ganzen Länge am ehesten sagen, ob ein Pfosten oder ein Brett gerade oder verzogen ist. Bei längeren dünnen Latten spielen minimale Verdrehungen keine Rolle. Kleinere Krümmungen lassen sich mit einem Holz unter Hebeleinwirkung zurechtbiegen oder beim Anschrauben ausgleichen.

holzschutz 230 02« Abgeschrägte Latten, das richtige Holz: so halten Zäune beinahe ewig

Das richtige Holz

Eiche, Robinie, Edelkastanie, Lärche, Kiefer, Fichte . . .welches Holz eignet sich für den Bau im Freien am besten? Neben Geschmack, Preis und Haltbarkeit sollten auch ökologische Gesichtspunkte nicht zu kurz kommen. Statt aufwändiger chemischer Holzschutzmittel, Imprägnierungen oder Anstriche ist es sinnvoller, in teureres Holz zu investieren und beim Bau Fehler zu vermeiden. Am häufigsten wird Lärche verwendet: Obwohl es zu den Weichhölzern zählt, ist das Nadelholz dank seines hohen Anteils an Harz und Gerbstoffen gut witterungsbeständig. Dächer aus gespaltenen Schindeln überdauern auf Almhütten mühelos 60 Jahre. Lärchenholz lässt sich leicht bearbeiten und ist vergleichsweise billig. Es bekommt mit der Zeit eine silbergraue, angewitterte und raue Oberfläche – eine schöne Patina eben. Vom niedrigen Preis bei Kiefer und Fichte sollte man sich keinesfalls verführen lassen. Sie halten nur wenige Jahre und machen im Freien einfach keinen Sinn.

Robinie ist ebenso witterungsbeständig wie die sprichwörtlich beständige Eiche, nur noch härter und daher ideal für alle Arten von Stehern geeignet. Robinie ist auch in direktem Kontakt mit dem Boden sehr dauerhaft und wird daher für Stützen in den Rebzeilen des Weingartens auch heute noch verwendet. Dass sie seltener und teurer zu kaufen ist und schwerer zu bearbeiten, schreckt qualitätsbewusste Kon- sumentInnen nicht ab. Immer häufiger sieht man auch Gartenmöbel aus diesem harten Holz im Handel – eine erfreuliche, heimische Alternative zum hervorragend witterungsbeständigen Teak und anderen, im Freien ebenfalls brauchbaren Hölzern, die aber aus weit entfernten Weltgegenden herangeschafft werden müssen. Eichenholz ist durch seinen hohen Gerbsäureanteil besonders resistent gegen Fäulnis und Pilzbefall und daher sehr dauerhaft. Das bezahlt man mit einem höheren Preis und muss eine etwas schwierigere Bearbeitung – verglichen mit dem Weichholz Lärche – in Kauf nehmen. In der Nähe von Mauern oder Pflaster kann die durch Regen ausgeschwemmte Gerbsäure manchmal bräunliche Spuren hinterlassen. Richtig eingesetzt ist ein Möbelstück oder ein Gartenbauwerk aus Eiche aber ein Ding für die Ewigkeit.

holzschutz 230 03holzschutz 230 04« Eine Blechabdeckung bei Zaunstehern ist oft kontraproduktiv, da Feuchtigkeit (auch als Kondenswasser) im Holz nicht abtrocknen kann

 

Konstruktiver Holzschutz

Je besser ein Zaun, eine Pergola oder ein anderes Bauwerk gebaut ist, desto länger hält es. Einfache, aber logische Kleinigkeiten sind es, die seine Haltbarkeit um viele Jahre verlängern. So sieht man landauf landab immer wieder Zäune, die schon weit mehr als ein Jahrzehnt den Garten schützen, ohne durch Regen von oben, Bodenfeuchte von unten oder Spritzwasser von der Seite gelitten zu haben. Überall, wo Feuchtigkeit ins Holz eindringen kann, wird der natürliche Verfallsprozess beschleunigt. Im feuchten Holz finden zerstörende Pilze, Bakterien und Insekten ideale Lebensbedingungen vor. Alle wesentlichen Faktoren des konstruktiven Holzschutzes wie die richtigen Abstände, schonende Holzbearbeitung und die passende Verankerung im Boden sollen dies verhindern.

  • An den Verbindungspunkten der Konstruktion darf sich kein Wasser ansammeln können.
  • Die Verschraubungen müssen einwandfrei sein. Niemals darf von oben nach unten senkrecht geschraubt werden (etwa bei einer Pergola).
  • Direkter Kontakt von Holz zu Boden oder Beton setzt seine Haltbarkeit stark herab. Ein Doppel-H-Anker oder andere Systeme sorgen für die nötige Distanz.
  • Als Schutz gegen Spritzwasser sollte der Abstand zwischen Holzlatten oder Stehern und Boden bei Zäunen mindestens 5 cm betragen.
  • Hartes, engporiges Kernholz aus dem Stamminneren ist immer witterungsbeständiger als das weichere, lockerporigere Splintholz.
  • An glattgehobelten oder entlang natürlich gewachsener Strukturen gespaltenen Brettern (Dachschindeln!) rinnt Wasser schneller und vollständiger ab als bei sägerauen.
  • Die offenporige Querschnittsfläche des Holzes („Hirnholz“) saugt Wasser wie ein Schwamm auf. In den senkrechten Leitungsbahnen dringt das Wasser tiefer ins Holz. Solche Flächen sind, wo sie oben und der Witterung ausgesetzt zu liegen kommen, immer konstruktiv zu überbauen oder zumindest abzuschrägen, damit das Wasser rasch abrinnen kann. Zaunsteher können am oberen Ende dachförmig zugeschnitten werden.
  • Alle Übergänge von Metall zu Holz (Abdeckungen, Steherschuhe), aber auch von Holz zu Holz, müssen so gestaltet sein, dass sich kein Wasser (auch kein Kondenswasser) darunter oder darin ansammeln kann.
  • Querhölzer eines Zaunes, einer Sichtschutzwand oder eines Rankgerüstes für die Wand, an denen Latten befestigt werden, sollten an ihrer Oberseite in einem Winkel von mind. 15° nach außen (weg von der Wand, von den Latten) abgeschrägt werden, damit Wasser rasch abrinnen kann.
  • Achtung im Schatten: Holz trocknet langsamer ab. Im tiefen Schatten sind andere Lösungen (etwa Metall) eventuell vorzuziehen.
  • Neueste Einhängsysteme bei Pergolas minimieren die Auflagenflächen von Holz zu Holz.

holzschutz 230 05« Je regenreicher die Gegend, desto steiler abgeschrägt werden die Zaunlatten an ihrem oberen Ende

Verbindung zum Boden

Als konstruktiven Holzschutz versucht man Steher von Zaun, Pergola oder anderen Bauten durch einen Metallträger so im Untergrund zu verankern, dass sie keinen direkten Bodenkontakt haben. Am besten eignen sich als Träger einbetonierte Doppel-H-Anker, die seine sehr solide Lösung darstellen. Neuerdings wird davon auch eine unverwüstliche Edelstahlvariante angeboten. Bei einer Zaunmontage auf einem bestehenden Mauersockel sind U-Mauerlaschen praktisch: sie werden einfach auf die Mauer angedübelt. Im Gegensatz zu einem geschlossenen Pfostenschuh sammelt sich kein Wasser an, das dem darin fußenden Steher zusetzen könnte. Bodenhülsen, die in den Boden gedreht oder mit einem Hammer eingeschlagen werden, bieten meist nur mangelhafte Verankerung, können aber für kleinere Zäune durchaus reichen.

 

holzschutz 230 07« Einschraubhülsen werden in den Erdboden gedreht, bieten weniger Halt als einbetonierte Teile

 

holzschutz 230 08« Pergola-Steher: Das Holz darf keinen Kontakt zum Boden haben, aber auch im Schuh ist auf Abstand zwischen Metall und Holz zu achten

 

holzschutz 230 09« Steher auf Metalldorn im Betonfundament: eine elegante, langlebige Lösung

 

holzschutz 230 10« Die Möglichkeiten, Zaunsteher im Boden zu verankern, sind vielfältig

 

Die Verbindung zur Wand

Rankgerüste an Hauswänden müssen lange halten, klettern an ihnen doch Pflanzen hoch, die viele Jahre alt werden. Hier sanieren zu müssen, bedeutete schließlich auch, Trompetenblume, Kletterrose oder Blauregen großflächig zu entfernen. Viele Jahre alte Kletterpflanzen bringen im Übrigen auch ein hohes Gewicht auf die Waage und damit aufs Spalier, daher müssen die Dimensionen und die Verankerung in der Wand entsprechend vorausschauend dimensioniert werden. Im optimalen Fall haben die Querlatten einen Abstand von 0,5 bis 1 cm von der Wand, damit Wasser hinter ihnen ablaufen kann. Viele historische Beispiele zeigen aber, dass die Querlatten oft auch direkt ans Gebäude geschraubt waren, allerdings wurde dann fast immer witterungsbeständige Eiche dafür verwendet. Eine Abschrägung leitete auch hier das Wasser sofort nach vorne ab. Die Längslatten sollten oben von der Wand weg zugespitzt sein, es schadet aber auf keinen Fall, auch die unteren Enden auf diese Weise abzuschrägen, damit das Wasser von der Wand weg abtropfen kann. Ein Abstand von 30 oder 40 cm zwischen Latten und Boden wird empfohlen.

holzschutz 230 06« Moderne Sichtschutzwand im Reihenhausgarten

Rautenverschalung

Sichtschutzwände sind umso mehr gefragt, je kleiner die Gärten und je näher die Nachbarn sind. Solide, formschöne Holzelemente können einem Garten Charakter verleihen, anstatt nur die Sicht zu verstellen. Im Kommen sind Wände aus an Stehern montierten Querlatten, die einen rautenförmigen Querschnitt haben. Ihre horizontal liegenden Oberflächen neigen sich von der Wand weg, sodass das Wasser leicht und schnell abrinnen kann. Die parallel dazu verlaufenden Unterseiten überlappen dank des rautenförmigen Lattenquerschnitts die darunter liegende Latte ein wenig. So wird der Spalt dazwischen elegant überdeckt, ohne dass sich die beiden Hölzer berühren müssen. Der Optimalfall liegt dann vor, wenn die horizontalen Latten mittels Abstandshalter ein wenig Spiel lassen zu den senkrechten Stehern. So kann überall Luft dazu, der Sichtschutz beträgt 100 % und Wasser kann sich nirgendwo sammeln. Diese Bauweise garantiert eine lange Lebensdauer – ohne aufwändige Streich- und Imprägnierarbeiten zwischendurch.

Empfehlenswerte Holzarten

Mit dem FSC (Forest Stewardship Council) -Gütesiegel gekennzeichnete Hölzer geben den KonsumentInnen die Garantie, dass es sich um Holz aus nachhaltig und umweltfreundlich geführter Waldwirtschaft handelt. Im Handel sind aber auch Hölzer mit anderen, vergleichbaren Gütesiegeln. Fragen Sie nach Produkten aus nachhaltig geführten Betrieben.

  • Lärche:
    Sie ist wegen ihres hohen Harzgehaltes und den ebenfalls enthaltenen Gerbstoffen gut im Freien verwendbar und lässt sich als Weichholz auch leicht bearbeiten. Gebirgslärchen sind wegen ihres härteren Holzes noch dauerhafter, dabei aber teurer und selten zu bekommen.
  • Robinie, Stieleiche, Edelkastanie:
    sehr schön, noch witterungsbeständiger als Lärche, aber etwas schwieriger zu bearbeiten, teurer und seltener im Handel.
  • Thermoholz:
    durch Hitzebehandlung (170 bis 230° C) verändert sich die zelluläre Struktur des Holzes. Es zeichnet sich durch eine herabgesetzte Wasseraufnahmefähigkeit und damit erhöhte Resistenz gegen Holz zerstörende Pilze und Bakterien aus. Verschiedene Holzarten sind im Handel erhältlich.

holzschutz 230 holzarten 01« Eichenholz ist durch seinen hohen Gerbsäuregehalt sehr widerstandsfähig gegen Pilze und Fäulnis

 

holzschutz 230 holzarten 02« Lärche ist vergleichsweise günstig und daher das am häufigsten verwendete Holz für den Außenbereich

 

holzschutz 230 holzarten 03« Robinie: zum Glück nicht mehr so selten wie noch vor ein paar Jahren

 

Alice Thinschmidt

Quelle:
Dieser Artikel ist in den Verbandszeitschriften „Unser Garten“, „Der Hessische Obst- und Gartenbau“ und „Ratgeber für den Gartenliebhaber“ (11/2013) erschienen. Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung der Unser Garten Verlag GmbH, Kulturzentrum Bettinger Mühle, Hüttersdorfer Straße 29, 66389 Schmelz, Telefon 06887 / 90 32 99 9,
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