Lästige Essigmücken

Der fast schon liebevolle pfälzische Name „Woimiggel“ täuscht daruber hinweg, wie lästig das so bezeichnete, nur zwei Millimeter große Insekt ist: die Frucht-, Obst- oder Essigfliege. Der „Lästling“ aus der großen Drosophila-Familie ist keine Mucke, sondern eine von 50 in Deutschland vertretenen Taufliegenarten. Der Geruch von Vergärendem, Faulenden, aber auch Hefegeruch, Essig und Milchsäure zieht sie geradezu magisch an.
Besonders massenhaft treten sie im Herbst auf, wenn milde Tagestemperaturen vorliegen und die Nächste noch frostfrei sind. Ist ihre Wohlfühltemperatur in etwa gegeben, vermehren sich die vermeintlichen „Mücken“ geradezu explosionsartig. Taufliegen-Weibchen legen bis zu 400 Eier in gärende Pflanzenstoffe, die als Nahrung für die nach 24 Stunden schlüpfenden Larven dienen. Diese Larven durchlaufen zunächst drei Madenstadien. Dann bildet sich eine braune Tönnchenpuppe, die, sobald die Temperaturen drastisch sinken, als solche in frostfreien Räumen, auf dem Kompost oder Müllplatz überwintert. Solange es aber warm genug ist, schlüpft daraus eine weitere Fliegengeneration.
Sind die Mücken erst einmal da, genügt es nicht, die Futterquelle – etwa herumliegendes Obst oder Getränkereste – sorgfältig zu beseitigen und den organischen Abfall möglichst zweimal täglich, in jedem Fall aber abends aus dem Haus zu schaffen. Manch einer entfernt die Plagegeister mit dem Staubsauger, aber da sie nicht nur von draußen laufend nachkommen, sondern auch schon in Form von Eiern auf zugekauftem Obst im Haus sein können, sind auch spezielle Fallen sinnvoll. Nachdem alle sichtbaren Taufliegen-Brutstätten entfernt sind, stellt man in der Küche ein Glas auf, das gut zwei Zentimeter hoch gefüllt ist mit einer Mischung aus Fruchtsaft oder Bier und Essig, dazu ein Tropfen Spülmittel. Dank der fehlenden Oberflächenspannung ertrinken die vom Geruch angelockten Fliegen sofort. Die Glasöffnung kann man durch Auflegen eines Stücks Karton etwas verengen, Abdecken mit Lochfolie funktioniert ebenfalls. Im Handel gibt es auch fertige Fruchtfliegenfallen, die je nach Anbieter 3 bis 7 € kosten, darunter Biolock von Agrinova, Permanent von Neudorff, Attrafall von Spiess-Urania oder Blattanex von Bayer. Gaststätten und Kellereien setzen meist UV-Lampen ein. Die angelockten Fliegen werden an einem unter Hochspannung
In der Tassenfalle ertrinken die Taufliegen. Ab und an sollte das Gefäß aber geleert und gesäubert werden
stehenden Gitter abgetötet oder bleiben auf einer Klebefolie haften. Da auch andere Insekten von UV-Geräten angezogen werden, ist die Anwendung im Freien verboten. Mit dem ersten Frost ist dann Schluss mit der Plage – größtenteils. Unsere Fruchtfliegen (Drosophila melanogaster), ursprünglich aus den Tropen stammend, erleiden schon bei 6 °C erste Kälteschäden, bei wenigen Graden unter null sterben sie ab, da sich in ihren Zellen Eiskristalle bilden, die das Gewebe zerstören.
Dr. Helga Buchter-Weisbrodt
Eigentlich harmlos
Zwar sind Taufliegen lästig und in Kellereien auch gefürchtet, da sie hier Essigbakterien und unerwünschte Hefebakterien eintragen können, aber es gibt keinerlei Hinweise, dass sie auch Krankheitserreger übertragen. Zwar sind auch die mit den Essigmücken verwandten Kirschessigfliegen nach bisherigem Wissensstand keine Krankheitsüberträger, aber sie richten bedeutend größeren Schaden an. Während Essigmücken ihre Eier auf faulendes, verletztes, überreifes Obst ablegen, stechen Kirschessigfliegen völlig gesunde Früchte an und legen ihre Eier hinein.
Wirksames Hausmittel: Gefäß mit Fruchtsaft, Essig und Spülmittel
Vorbeugende Maßnahmen gegen Essigfliegen
Im Aussenbereich Fallobst entfernen
Ein beliebtes Ziel der Fruchtfliegen ist Fallobst. Wer Obstbäume hat, kann der Vermehrung und Ausbreitung auf folgende Weise entgegenwirken:
- verwertbare Früchte ernten und nicht im Garten verrotten lassen
- Kompost von verfaultem Obst mit anderen organischen Abfällen abdecken
- Abgabe der Abfälle beim nächsten Kompostwerk
- Biotonne gut verschließen
Im Innenbereich Wohnbereich sauber halten
Das wichtigste und einfachste Mittel gegen Fruchtfliegen ist eine gute Hygiene, beispielsweise das direkte Entsorgen von Müll und Essensresten, vor allem von organischen Abfällen.
- Sammeln von feuchtem Müll in Eimern mit eng abschließendem Deckel und tägliche Entsorgung
- regelmäßige Überprüfung von O bst und Gemüse auf faule Stellen
- Obst mit einer Haube abdecken oder in einer Dose im Kühlschrank aufbewahren
- Saft-, Wein- und Bierflaschen geschlossen halten und im Kühlschrank lagern
- Sammeln von Pfandflaschen und -gläsern in verschlossenen Behältern
- Wischlappen nach Aufwischen süßer Speisen/Getränke gründlich heiß auswaschen
Zusammenstellung: Dr. Helga Buchter-Weisbrodt
Quelle:
Dieser Artikel ist in den Verbandszeitschriften „Unser Garten“, „Der Hessische Obst- und Gartenbau“ und „Ratgeber für den Gartenliebhaber“ (09/2015) erschienen. Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung der Unser Garten Verlag GmbH, Kulturzentrum Bettinger Mühle, Hüttersdorfer Straße 29, 66389 Schmelz, Telefon 06887 / 90 32 99 9, Telefax 06887 / 90 32 99 8,
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