Herbst

Neue Apfelfrühsorten

Neue Apfelfrühsorten

ARKSCHARM ist eine interessante Neuzüchtung aus den USA

Die Apfelsaison wird nach wie vor von der Sorte ‘Weißer Klar’, auch ‘Klarapfel’ genannt, eingeleitet. Frühzeitiger Fruchtfall, eine auf nur wenige Tage begrenzte Haltbarkeit, Druckempfindlichkeit, die Anfälligkeit gegenüber zahlreichen Krankheiten (z.B. Schorf) und Schädlingen (z.B. Obstmade, Blutlaus) und eine ausgeprägte Alternanz bereiten aber immer wieder Kummer beim Anbau dieser Sorte. Nur die Frühreife vom ‘Klarapfel’ ist auch unter den Neuzüchtungen unübertroffen.
Auch die Standardfrühsorte ‘James Grieve’ weist erhebliche Anbaunachteile auf. Sie ist anfällig für Obstbaumkrebs, Stippigkeit, Kragenfäule, Feuerbrand und Blutlaus, zeigt vorzeitigen Fruchtfall, ist druckempfindlich und wenig haltbar. Doch kann sie auch zahlreiche Pluspunkte für sich verbuchen wie regelmäßige Fruchtbarkeit, gute Geschmackseigenschaften und eine hervorragende Küchen- bzw. Verwertungseignung. So stellt ‘James Grieve’ nach wie vor eine anbauwürdige Frühsorte für den Garten dar. Sie gilt als eine der besten Befruchtersorten (Pollenspender) für frühblühende Sorten.

Problematische Neuzüchtungen

'Vista Bella' reift 3 bis 4 Wochen vor ‘James Grieve’, erwies sich aber als zu wenig haltbar, leidet unter extremem Vorerntefruchtfall und zu später Fruchtausfärbung. Die Fruchtgröße ist nur bei konsequenter Fruchtausdünnung zufrieden stellend.
‘Astramel’ reift 5 bis 8 Tage nach ‘Weißer Klar’. Was Fruchtqualität und Ertrag anbelangt, wäre die Sorte eine ideale Ergänzung des Frühsortiments. Doch ihre extreme Blütenfrostempfindlichkeit, die bereits bei Temperaturen knapp über 0 °C während der Blühperiode zu einer ausgeprägten Frostzungenbildung und Rissigkeit der Früchte führt, macht eine Empfehlung selbst für spätfrostfreie Lagen unmöglich.
‘Rheingold’ ist aus einer Kreuzung mit ‘James Grieve’ hervorgegangen und reift 1 bis 2 Wochen vor der Vatersorte. Fruchtgröße und Geschmack lassen jedoch zu wünschen übrig. Die Früchte neigen zu Stippigkeit und bekommen leicht Sonnenbrand.
‘Sommerregent’ stammt von den gleichen Eltern wie ‘Rheingold’ ab und reift wenige Tage bis 1 Woche vor ‘James Grieve’. Trotz Vorteilen wie guter Fruchtbarkeit, wenig oder kaum auftretender Stippe, guter Transportfestigkeit und angenehmem Geschmack erwies sich der Nachteil einer sehr spät einsetzenden und schwachen Ausfärbung als gravierend. Auf Grund der Schwachwüchsigkeit und der Neigung, sich nur wenig zu verzweigen, bleiben die Erträge unter den Erwartungen.
‘Jersey Mac’ reift 3 bis 5 Tage vor ‘James Grieve’ und ist recht ertragreich. Wegen ihrer ungleichmäßigen Ausfärbung, dem nur mittelmäßigen Geschmack, einer nur auf wenige Tage begrenzten Pflückzeit, starkem Vorerntefruchtfall und Anfälligkeit für Schorf, Mehltau und Rote Spinne kann ein Anbau der Sorte jedoch nicht empfohlen werden.
‘Delprim’ zeichnet sich durch eine ausgeprägte Rotfärbung und einen angenehmen feinsäuerlichen Geschmack des knackigen, saftigen, weißen Fruchtfleisches aus. Leider bleiben die Früchte zu klein, zudem wächst der Baum sehr stark bei einer geringen Verzweigungsneigung, so dass es zu Erziehungsproblemen kommt. Eine verminderte Ertragsleistung ist die Folge.
‘Jamba’ entstand ebenfalls aus einer Kreuzung mit ‘James Grieve’ und reift wenige Tage vor der Vatersorte. Trotz guter Baum- und Fruchteigenschaften wurde die Sorte wegen ihrer hochgradigen Stippeanfälligkeit aus der Anbauempfehlung gestrichen.
‘Summerred’ ist ein Abkömmling von ‘Golden Delicious’ und galt wegen der intensiven dunkelroten Färbung vor Jahren als echte Alternative zu ‘James Grieve’. Inzwischen hat die Sorte jedoch an Bedeutung verloren. Als nachteilig erwies sich die kurze Haltbarkeit; vor allem gut ausgefärbte Früchte werden schnell mehlig. Die Fruchtgröße lässt bei gutem Behang zu wünschen übrig, eine Handausdünnung ist zwingend erforderlich.
Für den Kleingärtner sind die hohe Schorfanfälligkeit, die Empfindlichkeit gegenüber Feuerbrand und die ausgeprägte Alternanz problematisch. Trotzdem kann ‘Summerred’, auch als guter Pollenspender, in geeigneten und schorffreien Lagen das Frühsortiment ergänzen.
‘Prima’ ist eine schorfresistente Sorte. Mit einer Reifezeit von 10 bis 14 Tagen nach
‘James Grieve’ könnte sie die Lücke bis zu den Frühherbst-sorten schließen. Doch die frohwüchsige und gesunde Sorte kann die Geschmacksanforderungen nicht erfüllen. Negativ ist auch die hohe Stippeanfälligkeit. Zudem färben die Früchte nicht immer befriedigend aus, bleiben oft grünlich und entwickeln sich in der Form sehr ungleichmäßig. Ein Anbau kommt nur im extensiven Streuobstbau in Frage.

Empfehlenswerte neue Apfelfrühsorten

‘Piros’ entstammt einer Kreuzung von ‘Helios’ ? ‘Apollo’ und wurde in Dresden-Pillnitz gezüchtet. Die Reifezeit liegt zwischen ‘Klarapfel’ und ‘James Grieve’. Bei einer gleichmäßigen Ausreife lassen sich die Früchte ca. 3 Wochen lagern. Sie sind gleichmäßig groß und rund mit einer leuchtend zinnoberroten Deckfarbe und schmecken angenehm feinsäuerlich aromatisch.
Der Baum wächst eher schwach und baut sich locker auf. Die Blüte fällt mittelfrüh. ‘Piros’ ist ein guter Pollen-spender. Die Früchte hängen meist einzeln. Die Sorte trägt regelmäßig, ein Vorerntefruchtfall tritt nicht auf. ‘Piros’ ist schwach anfällig für Schorf und Mehltau, nicht anfällig für Stippe, jedoch hoch anfällig für Feuerbrand. Die Neuzüchtung kann als Sommersorte für den Anbau im Garten empfohlen werden.
‘Arkcharm’ ist eine Neuzüchtung aus den USA mit ‘Prima’ als Muttersorte. Sie reift ca. 1 Woche vor ‘James Grieve’. Der Baum ist schwachwüchsig und neigt zur Bildung längerer Kahlstellen, weshalb Schnitteingriffe auf eine bessere Verzweigung und die Bildung von Kurztrieben ausgerichtet sein müssen. Die großen bis sehr großen Früchte färben leicht streifig bis geflammt und bis zu 50 % leuchtend rot aus. Das Fleisch ist weiß, sehr saftig und schmeckt feinsäuerlich aromatisch. Vollreife Früchte halten sich nur begrenzt, daher sollte die Grundfarbe beim Pflücken noch grün sein. Die Sorte erweist sich als sehr fruchtbar, eine gewisse Mehltauanfälligkeit konnte beobachtet werden. Nach ersten Erfahrungen gilt ‘Arkcharm’ durchaus als interessante Frühsorte.

apfel3 230‘Earligold’ sieht als Abkömmling von ‘Golden Delicious’ dieser Sorte sehr ähnlich, nur zeigt sich die Schale glatter, glänzender, ohne Berostung und ohne die markant ausgebildeten Lentizellen. Das feste Fruchtfleisch ist saftig und feinsäuerlich ohne das Süßaroma der Muttersorte. ‘Earligold’ reift einige Tage vor ‘James Grieve’. Die Früchte halten sich mehrere Wochen, Stippigkeit tritt nicht auf. Der Ertrag ist für eine Frühsorte hoch bei geringer Alternanzneigung. Die Sorte blüht mittelfrüh und eignet sich gut als Pollenspender. ‘Earligold’ kann als früh reifender, glattschaliger und berostungsfreier ‘Golden Delicious’ bezeichnet werden.

Delbarestivale überzeugt durch beste Fruchteigenschaften

apfel2 136‘Delbarestivale’ (Synonym ‘Delcorf’) wurde in Frankreich von der Baumschule Delbard aus der Kreuzung ‘Stark Jon Grimes’ ? ‘Golden Delicious’ gezüchtet. Die Sorte reift etwa 1 Woche nach ‘James Grieve’ und zeigt eine ausgezeichnete Haltbarkeit ohne Qualitätsverluste. Die mittelgroß bis großen Früchte sind rund bis hoch mit einer ansprechenden Form. Die Schale färbt gelbgrün und nur sonnenseitig gestreift rot. Die Ausfärbung setzt jedoch erst kurz vor der Reife ein. Das Fleisch ist knackig, saftig mit betonter Süße und gutem Zucker-Säure-Verhältnis. ‘Delbarestivale’ wird auf Grund des ähnlichen Geschmacks auch als „Sommerjonagold“ bezeichnet.
Die Früchte von ‘Delbarestivale’ werden nicht stippig und sind gut transportfähig. Die Sorte ist wenig anfällig für Schorf und Mehltau. Nachteilig ist der Vorerntefruchtfall, der ein mehrmaliges Überpflücken erforderlich macht. Der Baum blüht mittelfrüh, wächst mittelstark und zeigt ein ausgeprägtes Alternanzverhalten. Deshalb sollte auf wüchsigen Böden auf schwächer wachsende Unterlagen wie P 16, P 22 oder gar M 27 gepflanzt werden.
Auf Grund der hervorragenden Fruchteigenschaften und guter Pollenspendereigenschaften stellt ‘Delbarestivale’ eine Bereicherung des Apfelsortiments dar und kann für einen Anbau im Garten und in Erwerbsanlagen uneingeschränkt empfohlen werden. Von der Sorte stehen einige rot ausfärbende Mutanten zur Verfügung wie ‘Ambassy’ und ‘Celeste’. Durch die gute Haltbarkeit der Früchte lässt sich die Zeit bis zur Ernte der ersten Herbstsorten wie ‘Gala’ und ‘Elstar’ gut überbrücken. Auf den Anbau von Spätsommersorten wie ‘Alkmene’ kann dann verzichtet werden.
‘Sunrise’ entstammt einer Kreuzung von ‘Golden Delicious’ ? ‘Mc Intosh’ und reift 3 bis 5 Tage vor ‘Delbarestivale’. Die Blütezeiten beider Sorten fallen zusammen, weshalb ‘Sunrise’ eine Bedeutung als Befruchtersorte für ‘Delbar-estivale’ erlangen kann, die auf einen guten Pollenspender angewiesen ist. Bei praktisch gleichen Reifezeiten kann ‘Sunrise’ in eine ‘Delbarestival’-Anlage eingestreut und in gleichen Pflückdurchgängen abgeerntet werden.
Auch ‘Sunrise’ erfordert mehrere Pflückdurchgänge. Dabei ist festzustellen, dass die erste Pflücke in der Ausfärbung sehr gut ausfällt, die Nachfärbung aber nur zögernd erfolgt. Auch fallen die guten Geschmackseigenschaften bei späteren Pflücken ab.

Garlef Steinborn, Worms

Artikel aus Obst&Garten 9/99, mit freundlicher Genehmigung Verlag Ulmer

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