Zierpflanzen: Robust und edel
Augen auf beim Zwiebelkauf
Lilienzwiebeln sind vor Austrocknung schlecht geschützt – und vertrocknete Zwiebeln treiben keine lebensfähigen Pflanzen aus. Oberstes Gebot ist es also, Zwiebeln zunächst auf ihren Zustand zu prüfen und vertrocknete Exemplare nicht zu kaufen. Gleiches gilt für faule oder verpilzte Zwiebeln. Intakte Zwiebeln werden direkt nach Erhalt gepflanzt oder zumindest kühl und luftfeucht aufbewahrt.
Pflanzung im Spätherbst
Lilien-Spezialisten ordern ihre Schätze beim seriösen Anbieter. Die meisten Arten und Sorten werden im Spätherbst verschickt. Solange der Boden offen ist, kann gepflanzt werden – und zwar gut 20 bis 30 cm tief. In diesen Bodenschichten bildet die Zwiebel erst einmal Wurzeln und ist dadurch im Frühling bereits startklar zum Austrieb. Diesen Vorteil haben im Frühjahr gepflanzte Zwiebeln nicht. Dennoch können gute Zwiebelqualitäten auch nach einem Frühjahrs-Pflanztermin bei aufmerksamer Pflege perfekt wachsen und blühen.
Pro Zwiebel eine Pflanze
Die Wuchsform einer Lilie ist unverwechselbar: Ein langer, unverzweigter Stiel wächst gerade aus der Erde, von dem die schmalen Blätter abstehen. Erst im Bereich der Knospen gabelt sich der Stiel. Je älter die Pflanze, umso mehr Blüten bildet sie gewöhnlich auf ihrem Stiel. Jede Zwiebel treibt zunächst nur einen dieser Stiele aus. Hin und wieder zerklüften die Zwiebeln und es erscheinen mehrere Triebe. Mit der Zeit können sich bei wüchsigen Sorten kleine Horste bilden. Doch realistisch ist, dass die eine gepflanzte Zwiebel eine immer kräftigere Pflanze hervorbringt, aber sich kaum in der Menge vermehrt. Bereits bei der Pflanzung einer Liliengruppe sollte man also die beabsichtigte Gruppenstärke im Blick haben und dementsprechend viele Zwiebeln setzen. Es gibt allerdings einen Trick, mit dem ein wenig geübte Gärtner Lilien vermehren können: Im Herbst wird die Zwiebel vorsichtig aus dem Boden genommen, und ebenso vorsichtig nimmt man davon Schuppen ab. Höchstens die Hälfte der Zwiebelschuppen dürfen entfernt werden. Die kleinen Schuppen pflanzt man in Töpfe und kultiviert sie im kalten Kasten. Mit der Zeit bilden sich neue kleine Zwiebeln, die hochgepäppelt werden können, bis sie blühen – doch das dauert mindestens 2 Jahre, meist sogar länger. Eine Lilienart ist durch Samen ebenso schnell vermehrbar wie durch Zwiebelschuppen: Die Königslilie (L. regale). Der Samen kann im Spätsommer abgenommen werden und keimt entweder noch im Herbst oder im Frühjahr des folgenden Jahres. Wer preiswert eine große Liliengruppe haben möchte, sollte die herrlich duftenden Königslilien aussäen.
Lilienprobleme
Auch die gibt es – und die Lilien selbst können nichts dafür! In Gegenden, in denen Wühlmäuse ihr Unwesen treiben, gehören Lilien in Drahtkörbe – und zwar in solche, die Zwiebeln und Austriebe von unten und der Seite schützen. Falls das nicht durchfürhbar ist, sollten die edlen Gewächse in Töpfen kultiviert werden – es gibt ja auch Topfsorten. Lilienhähnchen können eine echte Plage sein. Die kleinen lackroten, länglichen Käfer sind ja schon gefräßig, doch die an den Blattunterseiten sitzenden Larven, die aussehen wie Schlammspritzer, übertreffen sie bei weitem. Hier muss abgesammelt werden – in Befallszeiten fast täglich. Dann hat man nach etwa 10 Tagen den Befall im Griff und die Lilien wachsen (vorerst) ungestört weiter Natürlich machen sich auch Schnecken gerne über austreibende Lilien her, doch dass Sie Schnecken im Garten bekämpfen müssen, ist ja eine Selbstverständlichkeit.
Vorsicht Virus!
Ein Problem muss allerdings ernst genommen werden: Es gibt Lilienarten, die fast immer mit einem Virus infiziert sind. Die Tigerlilie (L. lancifolium) gehört dazu. Ihnen selbst schadet das Virus zwar nicht, doch durch saugende Schädlinge, etwa Blattläuse, kann es leicht auf empfindlichere Arten übertragen werden. Besonders die Madonnenlilie, Oriental-Lilien aber auch die meisten anderen Arten und Sorten reagieren mit Kümmerwuchs oder Missbildungen auf eine Infektion. Bekämpfen lässt sich das Virus nur schwer - regelrechte Virizide gibt es gar nicht. Man kann nur eine möglichst große Pflanzenhygiene einhalten. Befallene Pflanzen mit Symptomen müssen unverzüglich entfernt werden; auch wenn es schwer fällt.
Die robustesten Sorten
Eindeutig die langlebigsten Lilien sind die Königslilien, die sehr ähnlichen, farbigen Trompetenhybriden ('African Queen', 'Pink Perfection', 'Green Magic'), auch turbanartig blühende Arten wie L. henryi und ihre Abkömmlinge sowie der heimische Türkenbund (L. martagon). Die bunten Asiatischen Lilien, die verhältnismäßig preiswert sind, halten nicht immer dauerhaft mit, und die Japanischen Prachtlilien (L. speciosum) oder Goldbandlilien (L. auratum) überdauern kaum eine Vegetationsperiode. Die unerhörte Schönheit der beiden letzten Arten findet sich aber in den neueren Oriental-Hybriden. Man kennt einige dieser großblumigen, duftenden Sorten schon aus dem Blumengeschäft, doch auch für den Garten gibt es sie jetzt.
Späte Blüte – betörender Duft
Oriental-Lilien lassen sich mit wenig Mühe erfolgreich kultivieren. Das besondere Plus ist, dass sie erst ab Mitte Juli blühen, wenn die meisten anderen Lilien bereits verblüht sind. Einige Sorten zeigen sogar erst Anfang September Farbe! Der Duft dieser Lilien ist sehr schwer und intensiv-blumig. Meist blühen sie in der Farbskala zwischen Weiß und Purpurrot – einige haben gelbe Streifen auf weißem Grund (ein Erbteil der Goldbandlilie) oder feine goldbraune Punkte (ein Erbteil der Prachtlilien). Für Töpfe gibt es Oriental- Sorten, die kaum höher werden als 20 cm – die dennoch großen Blüten lassen die Pflanzen allerdings plump wirken. Über solche Züchtungen kann man geteilter Meinung sein, doch – immerhin – auf den letzten internationalen Züchtungs-Ausstellungen waren auch Oriental- Zwergsorten mit kleineren Blüten und daher ausgewogenen Proportionen zu sehen. Das lässt hoffen! Schließlich ist die Lilie eine stilvolle Blume – und dazu gehört eben auch ihr Stiel.
Andreas Barlage, Porta Westfalica
Artikel aus Obst&Garten (9/2002), mit freundlicher Genehmigung Verlag Ulmer, Stuttgart.