Eberesche: Bunter Gartenschatz

« Die aus Westchina stammende zierliche Eberesche Sorbus vilmorinii.
Unter den einheimischen Arten gibt es kaum einen farbenprächtigeren Baum als die Eberesche, auch Vogelbeere genannt. Im Frühjahr ist er mit cremeweißen Doldenblüten bedeckt, im Sommer leuchten seine roten Beeren und im Herbst gibt es ein Feuerwerk der Farben. Was liegt also näher, als sich einen solchen Baum in den Garten zu holen?
Elsbeere »
Die Eberesche (Sorbus aucuparia) kennt man als schlanken Baum, der häufig in unseren Wäldern vorkommt. Seine gefiederten Blätter ähneln zwar denen der Esche, er ist aber nicht mit ihr verwandt, sondern gehört zur Gattung der Mehlbeeren. Hauptvertreter dieser Gattung sind der ebenfalls gefiedertblättrige Speierling (Sorbus domestica), die gelapptblättrige Elsbeere (Sorbus torminalis) und die Echte Mehlbeere (Sorbus aria). Da diese Arten eng miteinander verwandt sind, kommt es zu spontanen Kreuzungen untereinander. So entstanden weitere, teils lokal begrenzte Arten wie die Vogesen-Mehlbeere (Sorbus mougeotii) oder weiter verbreitete wie die Schwedische Mehlbeere (Sorbus intermedia). Sogar eine Badische Mehlbeere (Sorbus badensis) ist bekannt. Insgesamt zählt man rund 100 Arten weltweit. Sie alle kommen auf der Nordhalbkugel in den gemäßigten Breiten vor.
Etwas Besonderes ist der in Deutschland sehr selten gewordene Speierling. Vor einigen Jahrzehnten waren nur noch wenige Hundert Exemplare bekannt. Meist waren es solitär stehende, bis zu 300 Jahre alte Bäume in Kulturlandschaften. Im normalen Hochwald tut sich der Speierling schwer mit seiner natürlichen Vermehrung, denn einerseits sind seine grünbraunen bis gelbroten Früchte begehrtes Wildobst. Andererseits keimen die übrig gebliebenen Samen schlecht und die jungen Bäume wachsen zu langsam, um mit der Konkurrenz mithalten zu können. Erst in den 1990er Jahren ist es gelungen, durch gezielte Pflanzaktionen und verbesserte Nachzuchtverfahren den Bestand wieder zu vermehren. Genutzt werden die wie kleine Äpfelchen aussehenden Früchte traditionell zur Saftgewinnung und Beimischung zum Apfelwein. Aber man muss schon eine Streuobstwiese sein eigen nennen, wenn man etwas zum Erhalt dieser Art tun will. Mit einer imposanten Höhe von 17 m oder mehr und einer Kronenbreite von 20 m wird er zu groß für den Hausgarten. In der Baumschule Rösch in Achern wird der Speierling zwar angeboten, aber dort sagt Claudia Hess: „Von einem Speierling rate ich ab, auch weil er zu langsam wächst.“
Gleiches gilt für die ebenfalls seltene Elsbeere, die 2011 Baum des Jahres war. Die dicht belaubte Baumart mit den kleinen braunen Früchten wird ebenfalls zu groß für den Garten. Die Elsbeere empfiehlt sich aufgrund ihres dekorativen Charakters als Straßen- oder Alleebaum und zur Bepflanzung von Flussläufen.
« Speierling
Für den Garten geeignete Sorten
So kommt man zurück auf die Eberesche. Für die Gartentauglichkeit dieser Baumart wurde in den Baumschulen in den letzten Jahrzehnten viel getan. Wem die natürliche Höhe von ca. 15 m zuhoch ist, kann auf niedrigere Sorten zurückgreifen. Da wäre die Thüringische Säulen-Eberesche (Sorbus × thuringiaca) mit der schon älteren Sorte ‘Fastigiata’ zu nennen. Sie wächst schlank und erreicht eine Höhe von 7 m.
Wer die sehr Vitamin C-reichen Früchte gerne verwerten möchte, sollte sich eine Sorte der Süßen Eberesche (Sorbus aucuparia var. moravica), auch Edeleberesche oder Mährische Eberesche genannt, zulegen. Die Sorten ‘Rosina’, gefunden 1947 in Sebnitz/Sachsen, ‘Konzerta’ und ‘Edulis’ haben größere Früchte, sind weniger bitter und enthalten kaum Parasorbinsäure. ‘Edulis’ erreicht eine Höhe von 10 m. Die Früchte werden gekocht und zu Konfitüre oder Saft verarbeitet oder Apfelwein beigegeben. Mit der Ernte muss man sich gegebenenfalls beeilen, denn Stare können einen Baum innerhalb weniger Tage leer räumen.
Durch Einkreuzung asiatischer Arten sind auch Sorten entstanden, die gelbe Beeren tragen, z.B. ‘Golden Wonder’ (Sorbus × arnoldiana). Strauchförmig mit einer Höhe von 5 bis 6 m wächst die aus Westchina stammende Eberesche Sorbus vilmorinii.
Doch ein Nachteil soll nicht verschwiegen werden. Claudia Hess: „Ebereschen gehören zu den Rosaceaen und sind wie alle Mitglieder dieser Familie anfällig für Feuerbrand. Ich rate deshalb zu der neuen Sorte ‘Dodong’, sie ist feuerbrandresistent. Deshalb behält sie ihre Blätter länger und zeigt eine besonders schöne Herbstfärbung.“ ‘Dodong’ geht zurück auf die Japanische Eberesche (Sorbus conmixta). Die Samen für diese neue Züchtung aus Schweden wurden 1976 auf der südkoreanischen Insel Ullungo gesammelt. Deshalb wurde der dortige Hafenort Dodong namensgebend für die neue Sorte.
Mehlbeere »
Weitere Vorzüge der Eberesche
Neben dem dekorativen Aussehen gibt es weitere Gründe, die für die Pflanzung einer Eberesche sprechen. So sind die roten Beeren nicht nur für zahlreiche Vögel eine Bereicherung des Speiseplans, auch viele Säugetiere wie Siebenschläfer und Haselmaus profitieren von den Beeren. Auch seltene Schmetterlingsarten und Käfer nutzen den Baum. Ein weiterer Vorteil ist die lichte Krone. Durch das Laub kann noch genügend Sonne und Licht für einen Unterwuchs durchdringen. Auch verrottet das Laub schnell, wodurch der Rasen darunter weniger belastet wird. Schnittarbeiten fallen kaum an, da der Baum nach einer Anfangsphase später nur noch langsam wächst. Starken Rückschnitt ins alte Holz sollte man generell vermeiden.
« Früchte der Edelebersesche (Sorbus aucuparia var. Moravica)
Die Eberesche ist generell pflegeleicht, sie gedeiht auf jedem Gartenboden, wenngleich sie natürlicherweise häufiger auf saueren, humosen, leicht feuchten Standorten anzutreffen ist. Die übrigen Sorbus-Arten bevorzugen eher kalkreiche, trockene Böden. Raues Klima macht der Eberesche nichts aus. Bei großer Trockenheit sollte man vor allem jungen Bäumen eine Bewässerung gönnen. Auch benötigt das Senkwurzelsystem der Eberesche genügend Raum, damit sie ihre kräftigen Wurzeln seitlich ausbreiten kann.
Wenn man sich nach all diesen Vorzügen entschlossen hat eine Eberesche zu pflanzen, sollte man den Herbst dafür wählen, wenn der Boden feuchter, aber noch warm genug für ein Anwurzeln ist. Die meisten Sorten gibt es als Containerpflanzen, die ganzjährig gesetzt werden können.
Vera Reith, Bötzingen



Quelle:
Dieser Artikel ist in den Verbandszeitschriften „Obst & Garten“ (Oktober/2016) erschienen. Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Verlages Eugen Ulmer, Wollgrasweg 41, 70599 Stuttgart, www.ulmer.de / www.oug.de.
Fotos: Reith