Himmlische Bienenweide

« Die Hochblätter der Blüten bleiben noch lange haften und verfärben sich zu einem attraktiven Rosarot
Manche Gehölze gelangen nach Europa, begeisternhier die Fachwelt, und sind dem großen Publikum auch nach Jahren noch nahezu unbekannt. Heptacodium miconioides gehört leider in diese Kategorie, dabei hat dieser schöne Blütenstrauch eigentlich nur Vorzüge.
Vor fast zwanzig Jahren gelangte erstmals Saatgut von besagtem Strauch aus Zentralchina nach Deutschland und wurde ausgesät. Er war zwar schon von Alfred Rehder zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts erstmals beschrieben worden, fand aber offensichtlich keinen Eingang in das damalige Pflanzensortiment. Die herangezogenen Pflanzen entwickelten sich gut, und vor etwa fünfzehn Jahren war erstmals in einer Fachzeitschrift darüber zu lesen. Ich gebe zu, der Wunsch, diesen interessanten Strauch in meinem Garten zu kultivieren, erwuchs quasi in diesem Moment. Es sollte noch ein paar Jahre dauern, bis ich ein kleines Exemplar ergattern konnte. Noch nicht einmal einen deutschen Namen hatte das Gehölz. Inzwischen hat sich die direkte Übersetzung des chinesischen Namens durchgesetzt, Heptacodium miconioides wird als Sieben-Söhne-des-Himmels-Strauch (oder -Blume) gehandelt.
Schmetterlinge fliegen auf die Blüten von Heptacodium miconoioides »
Späte Blütenpracht
Was macht den Strauch nun so besonders und begehrenswert? Da gibt es viele Gründe: Die Blütezeit liegt spät, sie beginnt Ende August und reicht manchmal bis in den November hinein. Die kleinen weißen Blüten, die in Büscheln zusammen sitzen, sind nicht spektakulär, aber bei näherem Hinsehen sehr interessant aufgebaut. Dazu duften sie äußerst angenehm. Und sie werden als späte Nektarquelle sehr gerne von Bienen, Hummeln und Schmetterlingen angenommen. Bei schönem Wetter summt und flattert es unentwegt im Gebüsch. Nach dem Verblühen färben sich die Kelchblätter um die reifenden Früchte rosa und behalten diese Farbe eine lange Zeit. Die grünen Blätter erinnern in Form und Anordnung ein wenig an das Laub der eleganten Etagen-Hartriegel und haften lange am Strauch. Die Herbstfärbung ist meist wenig spektakulär, in manchen Jahren verfärben sich die Blätter aber zu einem hübschen Sonnengelb. Dafür kommt im unbelaubten Zustand die schöne Rinde erst richtig zur Geltung. Sie ist graubraun und schält sich an den älteren Trieben sehr dekorativ in faserigen Streifen ab.
Die Wuchsform des Sieben-Söhne-des-Himmels-Strauch ist locker und ein wenig unregelmäßig. Am besten pflanzt man ihn deshalb als Solitär, damit er sich in alle Richtungen gut entfalten kann. Seine endgültige Höhe bei uns liegt wahrscheinlich bei 5 bis 6 Metern, die meisten in den Gärten gepflanzten Exemplare haben aber erst 2 bis 3 Meter erreicht. Am besten pflanzt man den Strauch an einen Platz, den man gut im Blick hat oder an dem man häufig orbeigeht. So kann man sich an dem Gesummse der vielen lnsekten erfreuen, die sich meistens darauf befinden.
Die Ansprüche von Heptacodium miconioides sind nicht hoch. Er liebt einen sonnigen Standort und ist in unseren Breiten ausreichend winterhart. Vielleicht sollte man ihm in klimatisch ungünstigen Gegenden in den ersten Wintern etwas Schutz gönnen, später ist das aber nicht mehr nötig. Er kommt mit frischen bis trockenen Böden gut zurecht, nur Staunässe verträgt er nicht. Auch in Bezug auf den pH-Wert ist er recht tolerant.
Eigentlich ist es unverständlich, dass dieses schöne Gehölz nicht längst in jedem Garten steht, zumal er sich über Stecklinge recht einfach vermehren lässt.
Hier sind die herausragenden Staubgefäße gut zu erkennen
Aus den grünen kugeligen Knospen entwickeln sich im Herbst die weißen Sternchenblüten
Katharina Adams
Diese Artikel sind in den Verbandszeitschriften „Unser Garten“, „Der Hessische Obst- und Gartenbau“ und „Ratgeber für den Gartenliebhaber“ (September 2021) erschienen.
Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung der Unser Garten Verlag GmbH, Kulturzentrum Bettinger Mühle, Hüttersdorfer Straße 29, 66389 Schmelz, Telefon 06887 / 90 32 99 9, Telefax 06887 / 90 32 99 8,
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