Natur des Jahres 2018

« Foto: Georg Dorff
Vogel des Jahres
Star
Der Star (Sturnus vulgaris) ist bekannt als Allerweltsvogel – den Menschen vertraut und weit verbreitet. Doch seine Präsenz in unserem Alltag täuscht, der Starenbestand nimmt ab, denn seine bevorzugten Lebensräume nehmen ab. Er benötigt Baumhöhlen zum Brüten und Nahrungsflächen mit kurzer Vegetation, wo er Würmer und Insekten findet.
Parks und Friedhöfe mit ihren zum Teil alten und höhlenreichen Bäumen sowie den kurzrasigen Wiesen stellen wichtige Ersatzlebensräume dar. Garten- oder Hausbesitzer können der Wohnungsnot des Stars mit einem Nistkasten begegnen, naturnah gärtnern und Beeren tragende Gehölze pflanzen und dem Star zu ausreichend Nahrung verhelfen.
« Foto: a. Jahn, Loki Schmidt Stiftung
Blume des Jahres
Langblättriger Ehrenpreis
Wo der Langblättriger Ehrenpreis (Veronica maritima) noch vorkommt, säumt er in einem leuchtenden blau-lila Band die sommerlichen Ufer großer Flüsse. Dort lebt er zusammen mit unglaublich vielen anderen, hochspezialisierten Tier- und Pflanzenarten wie dem Braunkehlchen, der Rotbauchunke und dem Wiesen-Alant. Seine Blüten erfreuen sich bei zahlreichen Insekten großer Beliebtheit und dienen besonders in unserer blütenarmen Kulturlandschaft als wichtige Nahrungsquelle. Der Langblättrige Ehrenpreis ist mittlerweile in ganz Deutschland gefährdet und in Thüringen sogar bereits ausgestorben. Die mehrjährige Staude entwickelt sich mit ihren langen Blütenrispen zu einem echten Hingucker – auch für Balkon und Garten. Wer sich selbst und auch den Insekten etwas Gutes tun möchte, ist mit dem Langblättrigen Ehrenpreis bestens beraten.
Braunschuppiger Wiesen-Champignon (Foto: Karl Wehr) »
Pilz des Jahres
Wiesen-Champignon
Der schmackhafte Wiesen-Champignon (Agaricus campestris) ist eine von mehr als 60 Champignonarten in Deutschland. Alle Vertreter der Gattung wachsen auf Erde, Kompost, Laubund Nadelstreu und ernähren sich von abgestorbenem Pflanzenmaterial. Die Fruchtkörper des Wiesen-Champignons erscheinen zwischen Juli und Oktober, insbesondere in trockenen und warmen Sommern nach ergiebigen Regenfällen und sprießen dann oft zu Hunderten in großen Gruppen aus dem Boden.
Viele Pilzsammler berichten, dass der einst in Massen auftretende Speisepilz immer seltener wird. Denn seine Lebensräume – naturverträglich bewirtschaftetes Grünland – schwinden.
« Foto: R. Manderbach (www.deutschlands-natur.de)
Schmetterling des Jahres
Großer Fuchs
Der Große Fuchs (Nymphalis polychloros) kommt nicht häufig vor, ist aber weit verbreitet. Er lebt in trockenwarmen halboffenen Landschaften, an sonnigen Waldrändern aber auch in naturnahen Gärten und auf Streuobstwiesen. Leider ist er vom Aussterben bedroht. Die Tagschmetterlingsart überwintert nicht als Raupe sondern ausgewachsener Falter. Daher braucht er schon im zeitigen Frühjahr Nahrung. Die erste Futterquelle sind blühende Weidenkätzchen, die leider häufig entfernt werden, da ihr Holz nur wenig Geld einbringt.
Das ist ein Hauptgrund für den Rückgang des Falters
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Foto: DGHT »
Lurch des Jahres
Grasfrosch
Obwohl der Grasfrosch eine recht anpassungsfähige, in Deutschland noch fast flächendeckend verbreite Art ist, sind gerade bei ihr seit vielen Jahren sehr starke Bestandsrückgänge und Populationseinbrüche zu beobachten. Er gilt in den Roten Listen Deutschlands derzeit noch als „ungefährdet“, seine Populationen werden aber mit „mäßig zurückgehend“ eingestuft. In den regionalen Roten Listen der meisten deutschen Bundesländer steht die Art schon auf der Vorwarnliste, in drei Bundesländern gilt sie als „gefährdet“.
Durch die Neuanlage von Kleingewässern sowie Pflege und Erhalt von bestehenden Gewässern und die Schaffung von reich strukturierten Lebensräumen an Land kann dem Grasfrosch geholfen werden.
« Foto: NHV Theophrastus
Heilpflanze des Jahres
Ingwer
Ingwer (Zingiber officinale) verleiht zum einen Speisen eine interessante fernöstliche Würze, zum anderen hat er erwiesenermaßen ein breites Wirkspektrum auf medizinischem Gebiet.
Wissenschaftliche Studien belegen, dass der Ingwer-Wurzelstock bei Übelkeit und der Reisekrankheit ebenso effektiv wirkt wie synthetische Medikamente. Ferner hat er verdauungsfördernde, schmerzstillende sowie entzündungs- und tumorhemmende Effekte. Ätherisches Ingwer-Öl ist hautfreundlich und seelisch stabilisierend.
Wer sich in Mitteleuropa eigenen Ingwer heranziehen möchte, kann das in einem Topf in der Wohnung tun. Ein etwa 5 cm großes Stück einer Knolle wird in durchlässige Gartenerde gelegt, dabei nur dünn mit Erde bedeckt. Die Pflanze sollte hell, nicht zu sonnig, an einem gleichmäßig warmen Platz stehen und immer feucht gehalten werden. Wenn nach etwa 8 Monaten das Laub zu welken beginnt, kann man den Ingwer ernten
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Das ist ein Hauptgrund für den Rückgang des Falters
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Natur des Jahres 2018 im Überblick
- Arzneipflanze: Andom
- Studienkreis „Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzenkunde“ an der Universität Würzburg
- Bambus: Phyllostachys aureosulcata 'Spectabilis'
- Europäische Bambusgesellschaft Sektion Deutschland
www.bambus-deutschland.de - Baum: Esskastanie
- Kuratorium „Baum des Jahres“ (KBJ)
www.baum-des-jahres.de - Blume: Langblättriger Ehrenpreis
- Loki Schmidt Stiftung Naturschutz Hamburg
www.stiftung-naturschutz-hh.de - Boden: Alpiner Felshumusboden
- Kuratorium Boden des Jahres,
www.boden-des-Jahres.de - Einzeller: Tintinnen (Gehäusebauende Wimpertiere)
- Deutsche Gesellschaft für Protozoologie (DGP)
www.protozoologie.de - Fisch: Dreistacheliger Sichling
- Deutscher Angelfischerverband (DAFV)
www.dafv.de - Flechte: Fransen-Nabelflechte
- Bryologisch-lichenologische Arbeitsgemeinschaft für Mitteleuropa (BLA M)
www.blam-hp.eu - Flusslandschaft: (2018/2019) Lippe
- Naturfreunde Deutschland (NFD) und Dt. Angelfischerverband (DAFV)
www.naturfreunde.de; www.dafv.de - Gefährdete Nutztierrasse: Altwürttemberger Pferd
- Gesellschaft zur Erhaltung gefährdeter Haustierrassen
www.g-e-h.de - Gemüse: Steckrübe
- Verein zur Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt (VEN)
www.nutzpflanzenvielfalt.de - Gestein: Steinkohle
- Berufsverband dt. Geowissenschaftler (BDG) u. Dt. Ges. für Geowissenschaftler (DGG)
www.gestein-des-jahres.de - Giftpflanze: Rizinus
- Botanischer Sondergarten Wandsbek
www.hamburg.de/giftpflanze-des-Jahres - Heilpflanze: Ingwer
- NHV Theophrastus
www.nhv-theophrastus.de - Höhlentier: Schwarzer Schnurfüßer
- Verband der deutschen Höhlen- und Karstforscher
www.hoehlentier.de - Insekt: Gemeine Skorpionsfliege
- BFA Entomologie im NABU
www.nabu.de - Kaktus: Echinopsis chamaecereus
- Deutsche Kakteen-Gesellschaft e. V.
www.dkg.eu - Libelle: Zwerglibelle
- Gesellschaft deutschsprachiger Odonatologen und Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND)
www.bund.net - Lurch: Grasfrosch
- Deutsche Gesellschaft für Herpeteologie und Terrarienkunde (DGHT),
www.dght.de - Mikrobe: Lactobacillus
- Vereinigung für Allgemeine und Angewandte Mikrobiologie (VAA M),
www.mikrobe-des-jahres.de - Moos: Echtes Apfelmoos
- Bryologisch-lichenologische Arbeitsgemeinschaft für Mitteleuropa (BLAM)
www.blam-hp.eu - Orchidee: Torfmoos-Knabenkraut (Torfmoos-Fingerwurz)
- Arbeitskreis Heimischer Orchideen (AHO)
www.europorchid.de - Pilz: Wiesen-Champignon
- Deutsche Gesellschaft für Mykologie (DGfM)
www.dgfm-ev.de - Schmetterling: Großer Fuchs
- BUND NRW Naturschutzstiftung
www.bund-nrw-naturschutzstiftung.de - Spinne: Fettspinne
- Arachnologische Gesellschaft (AraGes)
www.arages.de - Staude: Taglilie
- Bund deutscher Staudengärtner (BdS)
www.stauden.de - Streuobstsorten:
- Baden–Württemberg: 'Knausbirne'
Landesverband für Obstbau, Garten- u. Landschaftsbau Baden-Württemberg e.V.
www. logl-bw.de - Hessen: 'Ruhm aus Kelsterbach'
Landesgruppe Hessen des Pomologenvereins
www.pomologen-verein.de/hessen.html - Saarland / Rheinland-Pfalz: 'Mirabelle von Nancy'
Verband der Gartenbauvereine Saarland / Rheinland-Pfalz e.V.
www.gartenbauvereine.de
Sachsen: 'Maibiers Parmäne'
Landesgruppe Sachsen des Pomologenvereins
www.pomologen-verein.de/sachsen.html - Vogel: Star
- Naturschutzbund Deutschland e.V. (NABU)
www.nabu.de - Waldgebiet: Wermsdorfer Wald
- Bund Deutscher Forstleute (BDF)
www.bdf-online.de - Wildbiene: Gelbbindige Furchenbiene
- Arbeitskreis Wildbienen-Kataster
www.wildbienen-kataster.de - Wildtier: Wildkatze
- Deutsche Wildtier Stiftung
www.deutschewildtierstiftung.de
Zusammenstellung: Monika Lambert-Debong
Foto: Zdenek Tunka
Quelle:
Dieser Artikel ist in den Verbandszeitschriften „Unser Garten“, „Der Hessische Obst- und Gartenbau“ und „Ratgeber für den Gartenliebhaber“ (Januar/2018) erschienen.
Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung der Unser Garten Verlag GmbH, Kulturzentrum Bettinger Mühle, Hüttersdorfer Straße 29, 66389 Schmelz, Telefon 06887 / 90 32 99 9, Telefax 06887 / 90 32 99 8,
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