Natur des Jahres 2019

Vogel des Jahres
Die Feldlerche
Nur noch wenige kennen und hören den Gesang der Feldlerche am Himmel. Intensivkulturen mit Wintergetreide, Mais und Raps, fehlende Brachflächen und der Rückgang von Insekten verringern ihren Lebensraum und ihre Nahrungsgrundlage. Mit zwischen 1,3 und 2 Millionen Revieren gehört die Feldlerche immer noch zu den häufigen Vögeln Deutschlands. Allerdings befinden sich ihre Bestände in einem deutlichen Sinkflug. Ein Drittel der Feldlerchen sind in den vergangenen 25 Jahren verschwunden.
Die Feldlerche kann in der heutigen Agrarlandschaft oft nur noch eine Brut aufziehen. Die überlebenswichtigen zweiten und dritten Bruten fallen aus. Auch in den Überwinterungsgebieten des Zugvogels haben sich die Nahrungsbedingungen verschlechtert.
Blume des Jahres
Die Besenheide
Jeden Sommer verwandeln sich die Heidelandschaften in ein lilafarbenes Meer. Zu dem Augenschmaus trägt maßgeblich die Besenheide bei, die dem Besucher ihre zierlichen Blütenstände ab August entgegenstreckt. Kaum zu glauben, doch die artenreichen Pflanzbestände wachsen tatsächlich auf mageren, sauren und trockenen Böden. Die Besenheide kann unter diesen Lebensraumbedingungen bis zu 40 Jahre alt werden und ist gerade deswegen für viele, teils seltene Insekten eine nachhaltige und verlässliche Futterquelle und Brutstätte. Nicht nur in der Heidelandschaft, die einst durch ausgewogene Viehhaltung und kontrollierte Heidebrände geschaffen wurde, findet die Blume des Jahres optimale Lebensbedingungen. Auch an anderen offenen, sauren und sandigen Standorten, wie zum Beispiel an Waldrändern, in Sandgruben und Dünen, in Hochmooren, auf älteren Brachen und selbst an Straßenrändern ist die Art zu finden. Ein Großteil ihrer Lebensräume ist sehr selten geworden. Die Gründe hierfür reichen von einer Bebauung bis hin zu einem steigenden Stickstoffeintrag über die Luft.
Baum des Jahres
Die Flatter-Ulme
Wer die buschigen Blüten der Flatter-Ulme einmal im Wind hat tanzen sehen, weiß woher die Art ihren Namen hat. 2019 rückt eine Ulmenart ins Licht der Öffentlichkeit, die bisher wenig bekannt ist. Umso spannender ist ihr vielseitiges Potential – insbesondere im urbanen Bereich. Spricht man von Ulmen, denken die meisten wohl zuerst an das Ulmensterben im vergangenen Jahrhundert. Doch wo Berg- und Feld-Ulme insbesondere durch ihren dramatischen Rückgang traurige Berühmtheit erlangt haben, zeigt die Flatter-Ulme ein ganz anderes Gesicht. Ulmus laevis unterscheidet sich nicht nur botanisch deutlich von ihren bekannteren Schwestern, sie erwies sich auch gegen die Ulmenkrankheit als deutlich widerstandsfähiger. Dass die Flatter-Ulme dennoch eine seltene Baumart in Deutschland ist, hat in erster Linie mit dem Verlust ihres Lebensraumes zu tun. Flussauen und überflutete Gebiete fehlen zunehmend. Alle drei heimischen Ulmenarten mögen feuchte Standorte. Die Flatter-Ulme allerdings ist besonders „nah am Wasser gebaut“. Sie kann bei der Revitalisierung von Bach- und Flussauen eine entscheidende Rolle einnehmen. Auch im urbanen Bereich gibt es geeignete Standorte, auf denen der Baum des Jahres 2019 als widerstandsfähiger, attraktiver Stadtbaum punkten könnte: Viele Parks verfügen über Seen und wassergeprägte Bereiche, die ein geeignetes Biotop darstellen.
Heilpflanze des Jahres
Das Johanniskraut
Das Johanniskraut (Hypericum perforatum) wurde aufgrund seiner vielseitigen Anwendbarkeit als Heilpflanze des Jahres gekürt. Derzeitig wissenschaftlich bestätigte Einsatzgebiete des Johanniskrautes sind: depressive Verstimmungen, Angst- und Unruhezustände, leichte Verdauungsbeschwerden und äußerlich Verbrennungen ersten Grades, kleine Verletzungen und Muskelschmerzen. Volksmedizinisch wird Johanniskraut auch bei Reizblase, Harnwegsinfekten, Blasenentzündungen und zur Harmonisierung des Hormonhaushaltes eingesetzt. Der Ölauszug wirkt heilend bei Sonnenbrand, Neurodermitis, Nervenentzündungen, Rheuma, Ischias oder Muskelschmerzen. Die einfachste Anwendung des Heilkrauts ist der Tee aus frischen oder getrockneten Blüten und Blättern. Diese sollten am besten mit auf zirka 60 °C abgekühltem Wasser übergossen werden. Denn bei dieser Temperatur bleiben alle wichtigen Inhaltsstoffe erhalten. Er lindert leichte Unruhezustände. Die ausdauernde Pflanze wird bis 90 cm hoch und blüht von etwa Mitte Juni bis in den Spätsommer hinein. Die gegenständig angeordneten Blätter sind von oval-länglicher Form. Die zarten, leuchtend gelben Blüten am oberen Ende der Stängel bestehen aus fünf Kronblättern, aus denen zahlreiche lange gelbe Staubblätter herausragen. Blüten und Blätter sind mit löcherähnlichen, durchsichtigen Öldrüsen besetzt. Erkennungsmerkmale des Echten Johanniskrautes gegenüber anderen Johanniskraut-Arten sind der mit Mark gefüllte Stängel und die zwei deutlich fühlbaren Längsleisten des Stängels.

Natur des Jahres 2019 im Überblick
- Arzneipflanze: Weißdorn
- Studienkreis „Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzenkunde“ an der Universität Würzburg
- www.uni-wuerzburg.de
- Bambus: Borinda spec. ‘KR5287’
- Europäische Bambusgesellschaft Sektion Deutschland
www.bambus-deutschland.de - Baum: Flatter-Ulme
- Kuratorium „Baum des Jahres“ (KBJ)
www.baum-des-jahres.de - Blume: Besenheide
- Loki Schmidt Stiftung Naturschutz Hamburg
www.stiftung-naturschutz-hh.de - Boden: Kippenboden
- Kuratorium Boden des Jahres,
www.boden-des-Jahres.de - Einzeller: Süßwasser-Amöbe Nuclearia
- Deutsche Gesellschaft für Protozoologie (DGP)
www.protozoologie.de - Fisch: Atlantischer Lachs
- Deutscher Angelfischerverband (DAFV)
www.dafv.de - Flechte: Breitlappige Schüsselflechte
- Bryologisch-lichenologische Arbeitsgemeinschaft für Mitteleuropa (BLA M)
www.blam-hp.eu - Flusslandschaft: (2018/2019) Lippe
- Naturfreunde Deutschland (NFD) und Dt. Angelfischerverband (DAFV)
www.naturfreunde.de; www.dafv.de - Gefährdete Nutztierrasse: Rote, Blonde und Schwalbenbäuchige Wollschwein
- Gesellschaft zur Erhaltung gefährdeter Haustierrassen
www.g-e-h.de - Gemüse: Gurke
- Verein zur Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt (VEN)
www.nutzpflanzenvielfalt.de - Gestein: Schiefer
- Berufsverband dt. Geowissenschaftler (BDG) u. Dt. Ges. für Geowissenschaftler (DGG)
www.gestein-des-jahres.de - Giftpflanze: Aronstab
- Botanischer Sondergarten Wandsbek
www.hamburg.de/giftpflanze-des-Jahres - Heilpflanze: Echtes Johanniskraut
- NHV Theophrastus
www.nhv-theophrastus.de - Höhlentier: Gemeine Höhlenstelzmücke
- Verband der deutschen Höhlen- und Karstforscher
www.hoehlentier.de - Insekt: Rostrote Mauerbiene
- BFA Entomologie im NABU
www.nabu.de - Kaktus: Feigenkaktus
- Deutsche Kakteen-Gesellschaft e. V.
www.dkg.eu - Libelle: Schwarze Heidelibelle
- Gesellschaft deutschsprachiger Odonatologen und Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND)
www.bund.net - Lurch: Bergmolch
- Deutsche Gesellschaft für Herpeteologie und Terrarienkunde (DGHT),
www.dght.de - Mikrobe: Magnetospirillum gryphiswaldense
- Vereinigung für Allgemeine und Angewandte Mikrobiologie (VAA M),
www.mikrobe-des-jahres.de - Moos: Einseitswendige Verstecktfruchtmoos
- Bryologisch-lichenologische Arbeitsgemeinschaft für Mitteleuropa (BLAM)
www.blam-hp.eu - Orchidee: Dreizähniges Knabenkraut
- Arbeitskreis Heimischer Orchideen (AHO)
www.europorchid.de - Pilz: Grüner Knollenblätterpilz
- Deutsche Gesellschaft für Mykologie (DGfM)
www.dgfm-ev.de - Schmetterling: Schachbrett
- BUND NRW Naturschutzstiftung
www.bund-nrw-naturschutzstiftung.de - Staude: Disteln
- Bund deutscher Staudengärtner (BdS)
www.stauden.de - Streuobstsorten:
- Baden–Württemberg: 'Öhringer Blutstreifling'
Landesverband für Obstbau, Garten- u. Landschaftsbau Baden-Württemberg e.V.
www. logl-bw.de - Hessen: 'Kalbfleischapfel'
Landesgruppe Hessen des Pomologenvereins
www.pomologen-verein.de/hessen.html - Saarland / Rheinland-Pfalz: 'Mosel-Eisenapfel'
Verband der Gartenbauvereine Saarland / Rheinland-Pfalz e.V.
www.gartenbauvereine.de
Sachsen: 'Kleiner Herrenapfel'
Landesgruppe Sachsen des Pomologenvereins
www.pomologen-verein.de/sachsen.html - Vogel: Feldlerche
- Naturschutzbund Deutschland e.V. (NABU)
www.nabu.de - Waldgebiet: Urbane Wäder an Rhein und Ruhr
- Bund Deutscher Forstleute (BDF)
www.bdf-online.de - Wildbiene: Senf-Blauschillersandbiene (Schwarzblaue Sandbiene)
- Arbeitskreis Wildbienen-Kataster
www.wildbienen-kataster.de - Wildtier: Reh
- Deutsche Wildtier Stiftung
www.deutschewildtierstiftung.de
Zusammenstellung: Monika Lambert-Debong
Quelle:
Dieser Artikel ist in den Verbandszeitschriften „Unser Garten“, „Der Hessische Obst- und Gartenbau“ und „Ratgeber für den Gartenliebhaber“ (Januar/2019) erschienen.
Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung der Unser Garten Verlag GmbH, Kulturzentrum Bettinger Mühle, Hüttersdorfer Straße 29, 66389 Schmelz, Telefon 06887 / 90 32 99 9, Telefax 06887 / 90 32 99 8,
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