VGiD Jahrestagung 2021 in Steinfurt
Verbandsarbeit
Garten – mehr als ein Hobby
Jahrestagung des Bundesverbandes der Obst- und Gartenbauvereine
Wie in vielen Kreisverbänden und Ortsvereinen war die Durchführung der Jahrestagung des Verbandes der Gartenbauvereine in Deutschland e.V. (VGiD) nicht ganz einfach. Nach Absage in 2020 und Verschiebungen in 2021 zeigten sich die Verbandsvertreter erfreut, dass zum Ende des Jahres 2021 ein Präsenztreffen möglich war. Gastgeber war der Landesverband Nordrhein-Westfalen. Vor der Kulisse des spätherbstlich gezeichneten Kreislehrgarten in Steinfurt, wurde im Kötterhaus getagt.
Die Aufgabe des VGiD
Der Verband der Gartenbauvereine in Deutschland e.V., seine Bezirks- und Kreisverbände und an vorderster Stelle die örtlichen Obst- und Gartenbauvereine, treten für einen höheren Stellenwert des Freizeitgartenbaus und eine bessere öffentliche Wahrnehmung in Politik und Öffentlichkeit ein. Alle sind sich einig: „Garten“ ist mehr als ein Hobby.
Die Bedeutung der Hausgärten ist vielfältig. Lange wurde der Garten fast ausschließlich als Rückzugsort für seine Besitzer gesehen, als Ort der Entspannung, der Ruhe und als Ort für körperliche Ausgleichstätigkeiten, fürs Gärtnern. „Gärten“, ebenso wie öffentliche Grünflächen, sind aber vielmehr! Die Diskussionen um Klimawandel, Artenschutz, Nachhaltigkeit, Lebensqualität usw. haben die Sichtweise auf das kleine Stückchen Erde, das man Garten nennt, verändert.
Vielfältige Gärten sind Zentren der Biologischen Vielfalt. Für Mensch und Natur sind sie von unschätzbarem Wert. Gut geplant bieten sie Lebensraum und Nahrungsquellen für Biene, Hummel und Co. Bäume, Sträucher und Stauden verbessern das Klima, CO2 wird gebunden und schattige Plätze im Sommer geschaffen. Gärten steigern die Lebensqualität und tragen zu einem positiven Erscheinungsbild bei, fördern die Gesundheit, stärken Körper und Geist. Im Garten wachsen gesunde Lebensmittel: regional, nachhaltig, biologisch, frisch und lecker. Die Liste könnte noch fortgeführt werden, aber auch so zeigt sie, wie wichtig Haus- und Kleingärten sind und welche Leistung die Freizeitgärtnerinnen und –gärtner erbringen, auch für die Allgemeinheit.
Der VGiD hat sich dies bei der Tagung nochmal klar vor Augen geführt und sich einmal mehr vorgenommen, diese positiven Aspekte der Haus- und Kleingärten verstärkt in die Öffentlichkeit zu tragen und Anerkennung für die Freizeitgärtner einzufordern. Die Gartenakademien der Länder müssen gestärkt und besser personalisiert werden, das Angebot der Offizialberatung für Haus- und Kleingärtner muss insgesamt verbessert werden. In Forschung und Entwicklung muss das Augenmerk stärker auf passende Sorten, Produkte, Geräte und ökologisch ausgerichtet Hilfsmittel für diesen Bereich gelegt werden. Dafür setzen sich die Verbände des VGiD in ihren Bundesländern und auf Bundesebene ein, in enger Zusammenarbeit mit der Deutschen Gartenbau-Gesellschaft 1822 e.V. und in der „NAP-Fachgruppe HuK“, die sich im Nationalen Aktionsplan Pflanzenschutz für die Belange des Freizeitgartenbaus einsetzt.
Ganz wichtig bei den Treffen des VGiD ist aber der Austausch untereinander. Die Vertreter der Verbände berichten über ihre Aktivitäten, Projekte und ihre Erfahrungen – positiv wie negativ. So profitieren alle voneinander und nehmen viele Anregungen und Ideen mit, die sie dann in der täglichen Verbandsarbeit umsetzen und in ihr Veranstaltungs- und Weiterbildungsprogramm zur Vermittlung von gärtnerischem Fachwissen einfließen lassen. Dabei haben sie alle Altersgruppen im Blick. Die Verbände wollen insbesondere dem deutlich gestiegenen Interesse junger Menschen und Familien mit Kindern fürs Gärtnern gerecht werden und hier „frische“ Angebote, auch Social-Media-Angebote, schaffen.
Einige Beispiele aus den Berichten der Teilnehmerinnen und Teilnehmer.
- Der LOGL Baden-Württemberg, mit über 100.000 Mitgliedern der größte Landesverband, sieht einen Trend zur Entsiegelung von Flächen. Dies wird als deutlicher Erfolg der Beratung gegen Schottergärten gewertet.
- Der LOGL Hessen bietet die Fachwartausbildung seit kurzem in Kooperation mit dem Landesbetrieb Landwirtschaft in Hessen (LLH) als Bildungsurlaub an. Konsequente Jugendarbeit oder beispielsweise die Gründung von Hochbeetgruppen in den Vereinen werden als Möglichkeiten für eine erfolgreiche Mitgliederwerbung und Verjüngung der Vereine genannt.
- Der Landesverband Nordrhein-Westfalen öffnet sich durch eine Satzungsänderung auch für Gruppen und Einzelmitglieder, die die Arbeit des Landesverbandes in besonderer Weise unterstützen oder am Vereinszweck des Landesverbandes interessiert sind.
- Der Vertreter des Bundeministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) im VGiD verweist auf die Initiativen des BMEL zum torf- und plastikfreien Gärtnern (www.torffrei.info).
- Die Geschäftsführerin des VGiD ist Präsidiumsmitglied in der Deutschen Gartenbau-Gesellschaft 1822 e.V. (DGG) und berichtet über deren Aktivitäten zu den Themen „Garten und Medizin“ und „Tausende Gärten – Tausende Arten“.
Monika Lambert-Debong, Dr. Petra Bloom
Ein Rundgang durch den Kreislehrgarten und eine Stadtführung durch die historische Altstadt von Burgsteinfurt rundeten die Sitzung des VGiD ab (vlnr): VGiD-Vorsitzender Clemens Lindemann und Roger Marti (LV Saarland / Rheinland-Pfalz), Sigrid Erhardt (LOGL Baden-Württemberg), Dieter Kellermeiner (LV Niedersachsen), Monika Lambert-Debong (Geschäftsführerin VGiD), Dr. Petra Bloom und Erika Fischer (LV NRW), Johannes Graf (BMEL)
Fürsprecher der Freizeitgärtner
Der Verband der Gartenbauvereine in Deutschland e.V. (VGiD) ist ein Zusammenschluss der Landesverbände der Obst- und Gartenbauvereine in Deutschland. Die Landesverbände Baden-Württemberg, Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Saarland / Rheinland-Pfalz arbeiten hier eng zusammen.
Der VGiD tritt für die Belange der Freizeitgärtner in Deutschland ein und versteht sich als deren Fürsprecher. Der VGiD ist beim Deutschen Bundestag als Interessenverband für den Hobby- und Freizeitgartenbau gemeldet und somit grundsätzlich in Gesetzgebungsverfahren, die die Belange des Hobby- und Freizeitgartenbaus betreffen, involviert. Dies spielte beispielsweise beim Nationalen Aktionsplan Pflanzenschutz (NAP) eine Rolle, wo der VGiD gemeinsam mit dem Bundesverband Deutscher Gartenfreunde e.V. und vielen weiteren Verbänden, Organisationen und Behörden eine Stellungnahme formuliert hat, um ein Totalverbot von Pflanzenschutzmitteln im Freizeitgartenbau abzuwenden. Gleichzeitig gibt diese Leitlinie Empfehlungen zum vorbeugenden Pflanzenschutz nach guter gärtnerische Praxis sowie zum fachgerechten Umgang mit Pflanzenschutzmitteln.
Im Hinblick auf Nachhaltigkeit und Umweltverträglichkeit gehören Schulung und Beratung zu allen gärtnerischen Themen – weit über die Anwendung von Pflanzenstärkungs- und Pflanzenschutzmittel hinaus - zu den wichtigsten Aufgaben der Verbände im VGiD.
Derzeit sind über 220.000 Mitglieder in mehr als 2.000 Vereinen in den Mitgliedsverbänden des VGiD aktiv. Die Mitgliederzahlen verdeutlichen den Stellenwert des Freizeitgartenbaus in Deutschland. Gemeinsam mit der Deutschen Gartenbau-Gesellschaft 1822 e.V. (DGG) tritt der VGiD für die Erhaltung der Gartenkultur und die Pflege der Kulturlandschaft ein und trägt die gemeinsamen Zielvorgaben und Aufgabenschwerpunkte nach außen, um ihnen politisches Gewicht zu verliehen.