Bedeutung der Streuobstwiese
Die Bewirtschaftung von Obstwiesen hat in unserer Region eine lange Tradition. Bis ins vorige Jahrhundert hinein dienten sie der Bevölkerung als wichtiger Lieferant von Früchten aller Obstarten. Sie prägten das Bild der bäuerlichen Kulturlandschaft mit. Die ökologische Bedeutung der Obstwiesen für unsere Region und ihr kulturhistorischer Wert sind sehr groß.
Im Laufe der Zeit hat sich vieles geändert. Die Bedeutung der Obstwiesen wurde geringer. Der wirtschaftliche Nutzen spielte nur noch eine untergeordnete Rolle. Die Pflege der Obstbestände wurde vernachlässigt. Aus den einst geschlossenen Baumbeständen, die um die Siedlungen herum gepflanzt waren, sind lückenhafte Streuobstwiesen geworden. Baulanderschließungen, Infrastrukturmaßnahmen und aufgegebene Pflege der Obstwiesen haben sie dezimiert.
EG-Rodungsprämien und bewußte Kampagnen gegen den hochstämmigen Obstanbau liegen hinter uns. Politik und Gesellschaft sind sich heute darüber im Klaren, daß die Streuobstwiesen eine große Bedeutung haben. Sowohl aus landschaftsästethischen und kulturellen als auch aus funktional-ökologischen Gründen ist der Erhalt und die Pflege der Streuobstbestände wichtig Auch für den Tourismus spielen sie eine große Rolle. Wirtschaftliche Gesichtspunkte dürfen zwar derzeit nicht in den Vordergrund gestellt werden, sollten aber für die Zukunft durchaus in Betracht gezogen werden.
Die in den letzten Jahren erfolgte Bewußtseinsänderung stellt einen Schritt in die richtige Richtung dar. Nach wie vor kann aber nicht von einer wirklich verbesserten Situation gesprochen werden. Viele alte Obstwiesen sind in einem schlechten Zustand. Die Bäume sind abgängig, die Bestände werden schlecht oder gar nicht gepflegt und dringend notwendige Ergänzungspflanzungen erfolgen nur sehr vereinzelt. Mit Hilfe staatlicher Förderungen oder im Zuge von Ausgleichsmaßnahmen sind in den letzten Jahren wieder neue Anlagen (insbesondere bei den Kommunen) entstanden. Hier ist leider festzustellen, dass eine nachhaltige Pflege nur in wenigen Fällen gewährleistet wird und viele Neubestände die ersten Jahre nicht überdauern.
Eine Schlüsselfunktion bei der Erhaltung und der Neuanlage von Streuobstwiesen kommt sicherlich der nachhaltigen Nutzung zu. Nur durch großes Engagement vieler einzelner Privatpersonen wird die Erhaltung der Streuobstwiesen zu erreichen sein. Bei allen künftigen Planungen und Förderprogrammen muss auf diesen Umstand das Hauptaugenmerk gerichtet werden.
An diesem Punkt setzt auch der Verband der Gartenbauvereine an. Mit zahlreichen Veranstaltungen und Aktionen wirbt er für den Streuobstbau. Und das nicht nur bei den eigenen Mitgliedern sondern bei der breiten Öffentlichkeit. Die Bedeutung des Streuobstbaus soll bei der Bevölkerung wieder ins rechte Licht gerückt werden. Das nötige Fachwissen, das zur Pflege der Obstwiesen notwendig ist, wird in vielen Vorträgen, Seminaren und Kursen vermittelt. Zahlreiche vereinseigene Keltereien und Brennereien stehen zur Verfügung, so daß die anfallende Obsternte sinnvoll verwertet werden kann. Mit Unterstützung des saarländischen Ministeriums für Umwelt wurden die Kelterein der Vereine modernisiert und auf den heuten stand der Technik gebracht.
Ziel des Verbandes ist es mit gezielten Aktivitäten, wie Obstwiesenfesten oder Streuobstwanderungen den heimischen Obstbau erlebbar zu machen - sozusagen „Streuobst zum Anfassen“ anzubieten. Die kulturelle Bedeutung und die Philosophie des Streuobstbaus wieder und wieder in öffentliche Bewußtsein zu bringen und positive Kontakte zur traditionellen Obstwiese zu schaffen.
Der Verband möchte Menschen dazu animieren sich für den Erhalt der Streuobstwiesen einzusetzen, alte Obstwiesen wieder instand zu setzten und neue Obstwiesen anzulegen.