Gartenboden im Winter
« So „sauber“ umgegraben möchten viele ihren Garten im Spätherbst haben
Traditionell werden viele zum Spaten greifen und die Nutzfläche umgraben, um damit eine „Frostgare“ zu bekommen, und zudem sehen die Beete dann „sauber“ aus. Als Frostgare bezeichnet man einen schön feinkrümeligen Boden, der dadurch entsteht, dass der in den umgegrabenen Boden eingedrungene Niederschlag im Winter gefriert und der Frost die groben Bodenpartikel in feine Krümel sprengt. Allerdings ist diese physikalische Bodengare recht instabil. Während der Boden im Frühjahr noch top aussieht, backen die feinen Krümel durch die Witterung wieder zu Klumpen zusammen. Eine gute Bodengare mit feinen Krümeln bekommt man nur, wenn diese aufgebaute physikalische Gare mit Hilfe von den unzähligen Bodenlebewesen zusammen gehalten wird.
Allerdings bringt man mit dem Umgraben die normale Bodenschichtung und das Bodenleben durcheinander. Da die Bodenlebewesen Sauerstoff benötigen, bewohnen sie nur die obere Bodenschicht von etwa 10 bis 15 cm. Da der Boden mit dem Umgraben gewendet wird, gelangen die sauerstoffbedürftigen Mikroorganismen in tiefere Schichten, wo zu wenig Sauerstoff ist, und gehen ein. Das macht begreiflich, dass Umgraben heutzutage nicht mehr als unbedingt notwendige Bodenbearbeitungsmaßnahme angesehen wird. Allenfalls bei sehr schweren Böden bringt die Frostgare Vorteile. Allerdings können solche Böden über die Jahre mit Kompostgaben und auch Sandzumischungen deutlich verbessert werden.
« Umgraben – eine mühevolle Arbeit!
Sinnvoller jetzt im Herbst ist es, den Boden mit organischem Material zu bedecken und so über Winter zu schützen. Das kann eine winterfeste Gründüngung (z.B. Winterzottelwicke, Inkarnatklee, Winterraps, Winterroggen) sein, die man im Spätsommer gesät hat, oder auch eine nicht winterharte (z.B. Phacelia). Die dann bei Frost erfrorene Grünmasse bleibt ebenfalls als schützende Bodendecke bis zum Spätwinter liegen. Möglich ist es auch, Laub über Winter (bis zu den ersten warmen Spätwintertagen) auf die Beete zu legen.
Wenn vorhanden, dann eignet sich auch Stroh gut als Mulchauflage. Ebenfalls möglich ist die Auflage von halbreifem Kompost auf die Beete, auf die im kommenden Jahr Starkzehrer wie Kohlarten, Gurken, Tomaten, Kürbisarten, Kartoffeln gepflanzt werden. Im Gegensatz zur Mulchauflage, die vor der Bodenbearbeitung abgeharkt werden muss, wird der Kompost dann im Spätwinter oder Frühjahr eingearbeitet. Gut geeignet zur Bodenbearbeitung und auch zum Einmischen von Kompost oder anderem Dünger ist die Doppel-Grabegabel. Leider ist das Gerät nicht im normalen Handel zu bekommen, aber über Internet zu bestellen. Es ist zwar relativ teuer, aber unverwüstlich! Zudem ermöglicht dieses Gerät nicht nur eine bodenschonende, sondern auch eine rückenschonende Arbeit, da das kraftaufwändige Heben der Erdschollen entfällt. Diese Spezialgabel wird etwa alle 10 cm in den Boden eingestochen, leicht vor und zurück bewegt und der beidhändige Griff herunter ge- drückt und beim Rückwärtsgehen heraus gezogen. Dadurch zerfällt der Boden –je nach Garezustand- in mehr oder weniger feine Krümel. Diese Arbeit geht schnell und relativ (je nach Bodenart) leicht von der Hand.
« Besser als umgraben ist die Bodenlockerung mit der Doppelgrabgabel
Die Reste von winterharten Gründüngungen sollten im Spätwinter weder untergegraben, noch mit einer Doppelgrabgabel verarbeitet werden.
Am besten wird das oberirdische Material abgetragen und kompostiert (und kommt dann später über die Kompostgabe dem Boden zu Gute), und erst danach wird der Boden wie oben beschrieben bearbeitet.
Ulrike Lindner
Quelle:
Dieser Artikel ist in den Verbandszeitschriften „Unser Garten“, „Der Hessische Obst- und Gartenbau“ und „Ratgeber für den Gartenliebhaber“ (11/2012) erschienen. Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung der Unser Garten Verlag GmbH, Kulturzentrum Bettinger Mühle, Hüttersdorfer Straße 29, 66389 Schmelz, Telefon 06887 / 90 32 99 9, Telefax 06887 / 90 32 99 8,
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