Herbst

Gemüsegarten: Mischkulturen

Gemüsegarten: Mischkulturen

« Kohlrabi und Salat sind gute Mischkulturpartner, die auch im Halbschatten gedeihen

Kräuter, Blumen und sogar Wildkräuter fördern das Wachstum von Gemüsepflanzen.

Ein Gemüsegarten mit einheitlich bepflanzten Beeten, auf denen nur Zwiebeln oder Kohl wachsen, erscheint auf den ersten Blick übersichtlich und deshalb praktisch. Allerdings fördert eine Anhäufung der gleichen Pflanzenart die Ausbreitung von Krankheiten und Schädlingen. Ohne zeitraubende Suche nach dem nächsten Wirt können sich Zwiebelfliege und Kohlweißling ungehindert vermehren.

In der Natur gibt es keine Monokulturen. Überall bilden verschiedene Pflanzenarten eine Lebensgemeinschaft. Auf 1 m2 Wiese werden bis zu 60 Arten gezählt. Sie ergänzen sich in der Entnahme von Nährstoffen und beeinflussen sich gegenseitig durch Ausscheidungen und Duftstoffe. Der Gemüseanbau in Mischkultur beruht auf der Erfahrung, dass auch bei Kulturpflanzen ein Arten-Mix am besten gedeiht.

Im klassischen Bauerngarten hat die Mischkultur eine lange Tradition, hier wachsen Gemüse und Blumen scheinbar bunt durcheinander. Tatsächlich folgt die Anordnung der Pflanzen aber meist einem durchdachten Plan, da nicht alle Arten miteinander harmonieren. Langjährige Beobachtungen zeigten, welche Mischkulturpartner sich gut vertragen und welche sich gegenseitig hemmen.

Die Gründe dafür sind vielfältig. Alle Pflanzen geben Stoffe über ihre Wurzeln, Blätter und Blüten ab. Bei Gemüsearten, die sich „gut riechen“ können, wurde beobachtet, dass die Wurzeln aufeinander zu wachsen und sich geradezu miteinander verflechten, während unverträgliche Arten sich voneinander zurückziehen und im Wurzelwachstum zurück- bleiben. Das unterschiedliche Wurzelwachstum beeinflusst die Gesamtentwicklung der Pflanze.

mischkulturen 230 02« Kapuzinerkresse als Bodendecker hält Läuse von Bohnen und Obstgehölzen fern

Positive Wechselwirkungen

Der Nutzen kann wechselseitig sein oder ein Partner profitiert besonders von der Nachbarschaft. Die Wurzelausscheidungen von Tomate und Bohne fördern beispielsweise Sellerie im Wachstum. Möhren fördern benachbarte Bohnen, Lauch und Salat. Spinat ist für die meisten Gemüsearten ein guter Mischkulturpartner, da seine Saponine heilsam auf den Boden wirken. Die Mischkulturexpertin Gertrud Franck ging sogar so weit, Spinat im Frühjahr flächendeckend auszusäen und nur dort, wo anderes Gemüse gesät und gepflanzt wurde, Lücken zu schaffen.

Bei besonders günstigen Kombinationen sind oft mehrere Faktoren im Spiel. Klassisches Beispiel ist die Kombination von Möhre und Zwiebel, die beiden nützt. Der Geruch der Möhre hält die Zwiebelfliege ab, während die Möhrenfliege Zwiebelgeruch nicht mag. Gleichzeitig ergänzen sich die tief wurzelnde Möhre und die flach wurzelnde Zwiebel in ihren Platzansprüchen, was eine bessere Beetausnutzung ermöglicht.

Allen Beteiligten gleichermaßen dient die gemeinsame Pflanzung von Kohl, Tomate und Sellerie auf einem Beet. Der Kohlweißling wird durch den Geruch von Tomate und Sellerie irritiert, die Wurzelausscheidungen der Tomate kommen Sellerie zugute. Zudem wehrt Sellerie Erdflöhe ab, die junge Kohlpflanzen befallen.

mischkulturen 230 01« Verträgliche Mischkulturpartner wachsen dicht zusammen, halten den Boden feucht und nutzen den Platz optimal (hier Pastinaken und Brokkoli)

Negative Wechselwirkungen

Es gibt auch Pflanzen, die sich im Wachstum hemmen. So profitieren Möhre, Rote Bete, Gurke, Erdbeere, Strauch- und Baumobst von der pilzabwehrenden Wirkung von Zwiebel und Knoblauch. Bohnen und Erbsen gedeihen in ihrem Dunstfeld allerdings deutlich schlechter. Tomaten vertragen sich schlecht mit Erbsen, Fenchel und Gurken.

Grundsätzlich entziehen eng verwandte Pflanzen dem Boden häufig die gleichen Nährstoffe und ziehen die gleichen Schädlinge an. So legt der Kohlweißling seine Eier auf Kohlarten wie auch auf anderen Kreuzblütlern wie Radies und Rauke ab. Die Nachtschattengewächse Tomate und Kartoffel werden beide von Kraut- und Knollenfäule (Phytophthora) befallen. Auch Echter Mehltau an Gurke, Zucchini und Kürbis (alle Familie Curcubitae) breitet sich bei benachbarter Pflanzung besonders schnell aus.

Gerade durchsetzungsstarke Pflanzen können ihre schwächeren Mischkulturpartner bedrängen. Hier ist genügend Pflanzabstand wichtig oder es sollten ebenbürtige Partner gewählt werden. Kürbis ist sehr starkwüchsig und überwuchert die meisten Beetnachbarn rasch. In Kombination mit Mais ergänzen sich die Platzansprüche: Mais wächst aufrecht in die Höhe, die Kürbistriebe bedecken die Fläche und halten den Boden feucht. Beide lieben sonnige, warme Lagen, allerdings sind beide Starkzehrer, weshalb auf gute Nährstoffversorgung zu achten ist. Die Nährstoffausnutzung lässt sich durch gezielte Mischkultur verbessern, indem Stickstoff sammelnde Bohnen einbezogen werden. Dabei empfiehlt sich eine nicht zu stark rankende Bohnensorte; ideal ist die „Stockbohne“ ‘Margret’, die nur 150 cm hoch wird.

Bei hoch wachsenden Arten wie Stangenbohne, Mais, Tomate oder hohen Erbsen ist der Schattenwurf zu beachten. Günstig sind Reihen in Nord-Süd-Richtung. Manche Blattgemüse wie Salat, Spinat, Mangold und Petersilie nehmen allerdings etwas Schatten nicht übel, sie gedeihen hier sogar besser als in praller Sonne.

mischkulturen 230 03« Knoblauch schützt Erdbeeren vor Pilzbefall

Kräuter in der Mischkultur

Viele einjährige Kräuter fügen sich gut in die Mischkultur ein. Bohnenkraut ergänzt sich nicht nur im Kochtopf, sondern auch im Beet mit Bohnen, denn es wehrt Läuse von niedrig wachsenden Buschbohnen ab. Auch Kapuzinerkresse zwischen Stangenbohnen und auf Obstbaumscheiben schützt vor Bohnen- und Blutlaus. Gleichzeitig bleibt der Boden schattig und feucht. Tomate und Kartoffel gedeihen in ihrer Nachbarschaft ebenfalls gut. Dill fördert die Keimung benachbarter Pflanzen, dazu werden einfach einige Dillsamen unter die Saatreihe gemischt. Besonders gut passt Dill zu Möhre, Zwiebel, Rote Bete, Erbse, Gurke und Salat.

Basilikum beugt Mehltaubefall an Gurke und Zucchini vor. Kerbel schützt Salat vor Läusen und Ameisen und soll zugleich Schnecken abwehren, die das würzige Kraut nicht mögen. Kamille unterstützt kränkelnde Nachbarpflanzen, besonders schätzen das Lauch, Zwiebel, Kohl und Sellerie. Boretsch lockt nicht nur Bienen an, die Wurzeln geben auch heilkräftige Saponine ab, die Nachbarn wie Erdbeere, Kohl, Salat, Gurke und Zucchini fördern. Einige Kräuter beeinflussen den Geschmack ihrer Nachbarn. So schmecken Möhren süßer, wenn sie mit Dill in einer Reihe wachsen. Koriander und Kümmel verbessern das Aroma von Gurke, Rote Bete, Kohl und Kartoffel. Pfefferminze steigert den Wohlgeschmack der Kartoffel, während sie neben Kohl Erdflöhe und Kohlweißling abwehrt.

Mehrjährige Pflanzen lassen sich eher schlecht in jährlich wechselnde Mischkulturen integrieren, aber als Randbepflanzung können sie die Gemüsepflanzen auf dem benachbarten Beet unterstützen. Salbei, Ysop, Rosmarin und Thymian wehren Läuse und andere Schadinsekten ab. Besonders deutlich zeigt sich dies bei Kohl, Salat, Möhre, Bohne und Fenchel. Meerrettich soll am Kartoffelbeet gepflanzt Kartoffelkäfer abhalten.

Selbst manches Wildkraut entfaltet positive Einflüsse im Beet. So lohnt es, vom Löwenzahn einige Pflanzen stehen zu lassen, da seine langen Wurzeln Nährstoffe in tiefen Bodenschichten erschließen. In der Nähe von Brennnesseln entwickeln Minze, Salbei und Majoran mehr ätherische Öle und damit Aroma. Die Wilde Malve (Malva sylvestris) beeinflusst Salat, Möhre und Petersilie günstig. Petersilie ist eine eher heikle Pflanze, da sie weder die Nähe anderer Doldenblütler erträgt noch als deren Nachkultur wachsen will. Im Umfeld von Tomate, Zwiebel, Ringelblume und Tagetes kann sie sich aber entfalten. Tagetes wirkt allgemein güns- tig in der Nachbarschaft und als Vorkultur, da ihre Wurzelausscheidungen Nematoden vertreiben. Neben Lauch hilft Tagetes bei der Abwehr der Lauchmotte. Auch die an ätherischen Ölen reiche Ringelblume wirkt bodengesundend und auf alle Nachbarpflanzen heilsam.

Manche Kräuter sollten für sich alleine stehen. Liebstöckel ist so starkwüchsig, dass das Wachstum der Nachbarn leicht beeinträchtigt wird. Wermut hemmt die meisten Nachbarpflanzen bis zu einem Umkreis von 1 m. Besonders empfindlich reagieren Fenchel, Salbei und Zitronenmelisse. Nur auf Johannisbeere wirken die Wurzelausscheidungen des Wermuts günstig: sie schützen vor Säulenrost.

mischkulturen 230 04« Gurken, Dill und Rote Bete fördern sich gegenseitig im Wachstum

Fazit

Oft ist es nicht einfach, alle Vorlieben und Abneigungen (Tabelle) unter einen Hut zu bringen, zumal auch die jeweiligen Ansprüche an Standort und Fruchtfolge zu berücksichtigen sind. Dann gilt zunächst, ausgesprochen ungünstige Nachbarschaften zu vermeiden. Es lohnt sich selbst zu experimentieren und an den eigenen Garten angepasste Kombinationen zu entwickeln. Letztlich beruht das Wissen um Mischkulturen auf Erfahrung und entwickelt sich ständig weiter.

 

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Anke Brosius, Freiburg
Fotos: Brosius

Quelle:
Artikel aus „Obst & Garten“ (11/2013).
Mit freundlicher Genehmigung Verlag Ulmer, Stuttgart

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