Wild- und Fruchtrosen: Hagebutten

Wildrosen sind im Herbst besonders zierend, die Früchte lassen sich vielseitig nutzen.
Hagebutten gewinnt man nicht nur von Wildrosen. Gerade deren Auslesen und Züchtungen, die als Frucht- und Vitaminrosen bekannt sind, dienen speziell der Hagebutten-Produktion. Es gibt etwa 200 Wildrosen-Arten, aber nur wenige eignen sich zur Fruchtverwertung. Die meisten dieser Rosen wachsen aufrecht bis überhängend, sie werden 1, eher 2 bis 3 m hoch und ebenso breit. Ihre Triebe sind bestachelt und tragen wechselständig angeordnete, gefiederte Blätter. Die 3 bis 5, selten bis 9 cm gro- ßen Schalenblüten stehen endständig an kurzen Seitentrieben. Je nach Art sind sie einzeln oder zu mehreren, manchmal auch in Schirmrispen angeordnet; sie sind selbstfruchtbar.
« Früchte von Hundsrose
Zur Fruchtverwertung sind folgende Arten am gebräuchlichsten:
Hundsrose, Heckenrose (Rosa canina): Die 2 bis 3 m hohe, frostharte Pflanze hat bogig überhängende Triebe mit gekrümmten Stacheln, unangenehm sind die Wurzelausläufer. Aus den weißen bis blassrosa Blüten entwickeln sich ab August reifende, scharlachrote, ovale, süß-säuerliche Hagebutten (2 bis 3 cm, 400 bis 500 mg Vitamin C/100 g Frischsubstanz). Die Sorte ‘Kiese’ mit ihren großen, schalenförmigen, roten Blüten hat besonders große Hagebutten und ist resistent gegen Pilz- und Rostkrankheiten.
« Pillnitzer Vitamin-Rose PiRo3
Pillnitzer Vitamin-Rose PiRo3 (Rosa dumalis × R. pendulina): Die starkwüchsige, locker aufgebaute, ertragreiche Hybride wird 2,5 m hoch und breit. Die Langtriebe sind fast unbestachelt. Im Juni entfalten sich große, zartrosa Blüten, aus denen 3 cm lange und 1,5 cm dicke, ziegelrote, leicht pflückbare Früchte entstehen. Die gleichmäßig reifenden Hagebutten werden schnell weich und lassen sich gut verwerten.
« Kartoffelrose
Kartoffelrose (Rosa rugosa, auch Japanische Apfel-Rose genannt): Die aus Nordwest- und Ostasien stammende Art wurde 1854 nach Europa eingeführt und ist hier stellenweise verwildert. Die sehr frostharte, anpassungsfähige, robuste Wildrose wächst auch noch auf sandigen und salzbelasteten Böden, verträgt allerdings keinen Kalk bzw. keine hohen pH-Werte. Der straff aufrechte, stark Ausläufer treibende Strauch von 1 bis 2 m Wuchshöhe hat dicke, borstig bestachelte Triebe mit glänzend dunkelgrünen, gefiederten Blättern. Die duftenden, 6 bis 9 cm breiten Blüten sitzen in mehrblütigen Dolden und öffnen sich von Mai bis Oktober. Die Blütenfarbe variiert von Weiß über Rosa bis Karminrot. Daraus entwickeln sich von August bis Oktober bis 2,5 cm große, flachkugelige, scharlachrote, fleischige Hagebutten mit bleibenden Kelchblättern und hohem Pektingehalt. Es gibt zahlreiche Zierformen und Selektionen speziell für die Fruchtnutzung (‘Besshipnyj’, ‘Nektar’).
« Apfelrose
Echte Apfelrose (Rosa villosa, Syn. R. pomifera): Das frostharte Pioniergehölz kommt von Europa bis zum Kaukasus vorwiegend in Gebirgsgegenden vor. Der dicht verzweigte, leicht ausläufertreibende, 1 bis 2 m hohe Strauch hat Triebe mit dünnen, geraden Stacheln und Borsten. Die zartrosa, bis 3 bis 6 cm großen Blüten stehen einzeln oder zwei bis drei zusammen und erscheinen im Juni. Die rundlichovalen, 2 bis 3 cm dicken, ziegelroten Früchte sind auffällig borstig behaart, die Kelchblätter fallen nicht ab. Diese Hagebutten reifen einheitlich ab August, maschinelle Ernte ist möglich. Besonders Vitamin-C-reich ist die Sorte ‘Karpatia’.
Ebenfalls verwertbar sind die Hagebutten der heimischen Essig-Rose (R. gallica), der Rotblättrigen Rose oder Hechtrose (R. glauca) und der Gebirgs- oder Alpen-Rose (R. pendulina).
Obst & Garten Rezept
Hagebutten-Marmelade
500 g Hagebutten, 1⁄2 Zimtstange, 250 ml Wasser (oder Apfelsaft), Samen aus 6 Kardamom-Kapseln, Saft einer Zitrone, 150 g Honig
« Foto: Buchter
Hagebutten putzen, mit Wasser oder Saft bedeckt über Nacht stehenlassen. Am nächsten Tag Zitronensaft und Zimt zugeben, alles weich kochen und durch ein Sieb passieren. Kardamom-Samen zerstoßen und mit Honig zugeben. 10 Minuten schwach kochen lassen. Sofort in Gläser füllen und verschließen.
Werden nur Hagebutten, Wasser/ Saft und Zucker verwendet, erhält man das fruchtig-milde Hägenmark.
Info: www.auendorf.net/haegenmark.htm
Dr. Helmut Pirc, Wien
Quelle:
Artikel aus „Obst & Garten “ (10/2012).
Mit freundlicher Genehmigung Verlag Ulmer, Stuttgart