Stauden-Auswahl: Begleiter von Rosen
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Welche Pflanzen passen überhaupt zu Rosen? Wem Buchsbaum zu konventionell ist und wer erkannt hat, dass Lavendel und Rosen völlig unterschiedliche Standortansprüche haben, macht sich am besten auf die Suche im großen Reich der Stauden.
Wenn es darum geht, langlebige und problemlos gedeihende Pflanzenkombinationen zu finden, ist das A und O bei der Auswahl der Partner die Beachtung gleicher oder zumindest vergleichbarer Ansprüche der Pflanzen an den Standort. Bei Rosenbegleitstauden gibt die Rose natürlich vor, wie das Terrain beschaffen sein soll: sonnig, aber nicht heiß; weder staubtrocken noch klitschnass und einigermaßen nährstoffhaltig. In erster Linie eignen sich also Beet- und Prachtstauden für die gute Gesellschaft. Lavendel liebt jedoch durchlässigen, eher sandigen, kargen Boden und mediterrane Hitze – neben einer Rose in ihrem perfekten Boden hat er nur wenig Chancen, seine volle Schönheit auszuspielen.
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Entscheidungskriterien
Verzichten Sie auf jeden Fall auf stark wuchernde Arten. Rosen mögen es ganz und gar nicht, wenn aufdringliche Wurzeln ihnen zu nahe kommen und buchstäblich das Wasser abgraben. Weit besser eignen sich Gewächse, die von ihrem Pflanzenzentrum aus unbewurzelte Triebe bilden, die sich durchaus an die Rosen anschmiegen dürfen – Polsterglockenblumen sind ein sehr gutes Beispiel dafür.
Höhe und Charakter der Rosensorten geben die Gestaltung vor: Je höher die Rose wächst, desto opulenter darf auch ihr Begleiter sein. Fingerhut (Digitalis purpurea) etwa macht sich bestens neben Strauchrosen, die mindestens 150 cm hoch wachsen, während er für Beetrosen eine Spur zu groß ist; die blühenden Rosen müssen immer Vorrang haben. Neben plakativen Pflanzen, die mehr Aufmerksamkeit auf sich ziehen als sie selbst, wirken Rosen immer deplatziert – daher sind Dahlien oder Sommerblumen und selbst überaus üppige Phloxe, Rittersporne oder Sonnenbraut kritisch; sie beanspruchen die Führung in einem Staudenbeet.
In diesem Sinne eignen sich alle Stauden mit feinen, filigranen Blütenständen ideal zu Rosen. Da ist es (fast) egal, welche Ausmaße die Pflanzen haben, solange sie nicht höher werden als die Königin der Blumen. Blütenwolken schmeicheln Rosen immer.
Tabelle 1: Fünf reizvolle Begleitstauden, die vor den Rosen blühen
Name | Beschreibung; Blütezeit (Monate IV-IX) | Bemerkenswertes | passt zu |
---|---|---|---|
Pfingstrosen (Paeonia) | sehr große, einfache bis gefüllte Blüten auf knie- bis hüfthohen Büschen; fast alle Farben; je nach Art und Sorte V-VIIh | Wildarten und Paeonia officinalis blühen meist vor den Rosen; späte P. lactiflora passen gelegentlich die Rosen noch ab; Intersektionelle Päonien steuern warme Farbtöne bei | Beet- und Strauchrosen |
Wiesen-Iris (Iris sibirica) | weiß, lila, violett, rosalila, gelb; feine Irisblüten über straffen, etwa halbmeterhohen grasartigen Laubhorsten; V-VI |
stellvertretend für ähnlich wachsende Iris-Arten, etwa Iris pseudacorus; das Laub der beliebten Bartiris (Iris barbata) ist im Sommer nicht ganz so reizvoll | allen Rosenklassen |
Bergenien (Bergenia) |
weiß, rosa, pink, rot; Blütenbüschel auf kahlen Stielen über Blatthorsten aus ledrigen rundlichen Blättern; IV-V | neue Sorten sind wirklich sehr attraktiv! Das Laub bildet nach der Blüte einen eher formalen Rahmen und einige Sorten färben sich im Winter dunkelrot | allen Rosenklassen |
Pfingstveilchen (Viola sororia) |
Veilchenblüten in Weiß bis Purpur über nierenförmgem Laub; 30 cm; IV-V | auch hier darf der Boden nicht ganz austrocknen; die Pflanzen vertragen auch Halbschatten; eine hübsche Bereicherung ist auch das dunkellaubige Viola labradorica | Beetrosen |
Echtes Hornveilchen (Viola cornuta) | weiß, gelb, violett; erinnert in Blüte und Pflanze an kleine Stiefmütterchen; 15 cm; V-VIII | frischer Boden ist das Wichtigste; achten Sie auf echte Staudensorten wie ‘Alba Minor‘, ‘Roem von Aalsmeer‘, ‘Boughton Blue‘ oder ‘Bowle‘s Black‘, sät sich aus, ohne lästig zu werden. | Beet- und Strauchrosen, Alte Rosen |
» Salvia nemorosa eignet sich besser zu Rosen als etwa Lavendel
Herausforderung Edelrosen
Während sich Beet- und Strauchrosen durch ihren annehmbaren und nicht selten sogar malerischen Strauchwuchs recht gut zusammen mit Stauden zu einem schönen Bild fügen, ist bei der Suche nach Partnern für Edelrosen mehr Fingerspitzengefühl erforderlich. Ihr aufrechter, zuweilen steifer Wuchs macht sie für formale Einsatzgebiete - etwa als Begleitung eines Weges oder für die Unterteilung verschiedener Gartenbereiche als blühende Grenze - zur Idealbesetzung. Ihr strenger Charakter lässt sich durch Weichmacher wie Schleierkraut oder Frauenmantel etwas mildern, doch können ebenfalls straff wachsende Stauden sie reizvoll ergänzen, solange die Pflanzenerscheinung nicht zu massiv wirkt. Diverse Gräser passen beispielsweise immer, aber auch Blatthorste verschiedener Iris-Arten wie Wiesen-Iris (Iris sibirica), Steppen-Iris (Iris orientalis) und sogar Sumpf-Iris (Iris pseudacorus), die übrigens auch abseits eines Teiches bestens wachsen, sofern sie nicht völlig austrocknen.
» Stehen Echte Hornveilchen nicht zu trocken, blühen sie bis weit in den Sommer - wie `Bowie’s Black´
Zeitliche Blühabfolge
Liebhaber von Prachtstauden, die ihre besten Gartenplätze an Rosen vergeben haben, brauchen nicht auf üppige Stauden zu verzichten – wenn sie Arten auswählen, die ihren Blütenhöhepunkt bereits vor den Rosen haben. Pänonien, Bart-Iris oder Orientalischer Mohn ziehen die Blicke auf sich, ehe der Rosenflor voll da ist. Gerade bei Päonien ist es ausgesprochen attraktiv, wenn sich die letzten Sorten in ihrer Vollblüte mit den ersten Rosen treffen, vor allem wenn es sich um Strauchrosen handelt.
» Auch der Fingerhut kommt bei nicht zu trockenem Boden bestens in der Sonne klar
Der zeitliche Spieß lässt sich aber auch umdrehen. Schließlich gibt es eine Reihe äußerst wüchsiger und schöner Rosensorten die nur einmal im Jahr blühen - meist handelt es sich um Alte Rosen, etwa Gallicas, Albas, Damaszenerrosen oder Zentifolien. Es spricht gar nicht dagegen, sie mit Prachtstauden zu vergegesellschaften, die etwa ab Juli blühen - im Gegenteil. Nach ihrem Blütehöhepunkt nehmen sich derartige Rosen sowieso zurück und bilden dann einen akzeptablen grünen Rahmen für Astern, Herbstanemonen, Phloxe oder Sonnenhüte.
» Die vergleichsweise kleinen Belladonna-Rittersporne gehören zu den Klassikern zu Rosen
Es braucht also nur ein wenig Nachdenken und Erkennen von Zusammenhängen, um seinen Lieblingsrosen ganz individuell die passenden Begleiter an die Seite zu stellen. Alles darüber hinaus ist dem eigenen Geschmack überlassen. Da in der Farbpalette der ein klares Blau fehlt, sind freilich blau blühende Stauden durchaus begehrt. Aber man sollte sich nicht darauf fixieren. Gerade die vielen Rosa-Nuancen verschiedener Rosensorten lassen sich bestens auch durch Stauden betonen. Und wenn Ihnen die Blütenkombinationen zu rauschend vorkommen, streuen Sie einfach ein paar Blattschmuckstauden ein. Als Allheilmittel sei das dunkellaubige Purpurglöckchen Heuchera micrantha ‘Palace Purple’ empfohlen; dieser Klassiker enttäuscht nie und geht immer.
» Sibirische Wieseniris blühen vor den Rosen und bilden haltbare grasartige Blattstrukturen
» Pänonien wie `Bowl of Beauty´ blühen vor den Rosen und setzen erste Höhepunkte
Tabelle 2: Zehn reizvolle Begleitstauden, die gemeinsam mit Rosen blühen
Name | Beschreibung; Blütezeit (Monate IV-IX) | Bemerkenswertes | passt zu |
---|---|---|---|
Polsterglockenblume (Campanula porscharskyana) |
blaue oder weiße Glockenblütchen an langen, niedrig wachsenden Trieben; V-IX | steht stellvertretend für alle polsterig wachsende Glockenblumen | allen Rosenklassen |
Pfirsichblättrige Glockenblume (Campanula persicifolia) | blaue oder weiße Glockenblüten an dünnen aufrechten Stielen; V-VI; remontiert nach Rückschnitt | versamt sich meist selbst, ohne lästig zu werden | Beet- und Strauchrosen |
Zierlicher Frauenmantel (Alchemilla episila) |
grünlich gelbe Blüten über gebuchtetem niedrigen Laub; ca. 25 cm hoch; VI-VII |
zu niedrigen Rosen besser geeignet als die sich stark verbreitende bekanntere, höhere Art Alchemilla mollis | Beet- und Edelrosen |
Prachtspiere (Astilbe japonica) |
fedrige Blütenstände aus winzigen Einzelblüten; aufrechter Wuchs; ca. 40 cm; VI-VII | ist der Boden feucht genug gedeiht sie auch bestens in der Sonne; aus der Farbskala passen Rottöne und pudriges Rosé am besten | Beet- und Strauchrosen |
Schleierkraut (Gypsophila repens) |
rosa oder weiße Blütenwolken; 30-40 cm; V-VI; remontiert nach Rückschnitt | Grenzfall hinsichtlich des Bodens, da es nicht vernässen darf; das höhere Gypsophila paniculata passt besser zu Strauchrosen | Beet- und Edelrosen |
Ziersalbei (Salvia nemorosa) |
weiß, llilablau, dunkelviolett; 40 cm; VI; remontiert nach Rückschnitt | eine gangbare Alternative zum Lavendel, aber nässeempfindlich; wundervoll zu lila und weißen Rosen | allen Rosenklassen |
Katzenminze (Nepeta faassenii) |
weiß, lavendelblau; 60 cm; V-VI remontiert nach Rückschnitt | sehr buschig wachsend – ausreichend Abstand besonders von niedrigen Rosen halten; auftretende Sämlinge entfernen | allen Rosenklassen |
Purpurglöckchen (Heuchera) |
wollweiß, rosa, rot; dünne Blütenstiele mit zarten Blüten über niedrigen, hübsch beblätterten Blattpulks; 50 cm (Blüten), 25-30 cm (Laub); je nach Sorte V-IX | hier steht ein sehr reiches Sortiment auch an blattschönen Sorten bereit; Boden darf nicht zu trocken sein und Halbschatten (auch von höheren Rosen) wird gut vertragen; sehr verlässlich sind ‘Palace Purple‘ oder ‘Scintillation‘ | allen Rosenklassen |
Fingerhut (Digitalis purpurea) |
weiß, rosa, purpurn; lange Kerzen mit tütenförmigen Blüten; Rosetten aus breiten Blättern; je nach Sorte 50-120 cm hoch; V-VII | gedeiht bei ausreichender Bodenfeuchte bestens in der Sonne und ist ein herrlicher Gegenspieler besonders zu hohen Rosen | Strauchrosen, Alten Rosen |
Belladonna-Rittersporn (Delphinium Belladonna-Gruppe) | weiß, diverse Blautöne; Blüten kerzenartig angeordnet; aufrechte Pflanze, rund meterhoch; VI-VII; remontiert nach Rückschnitt | diese Rittersporngruppe ist vergleichsweise feingliedrig und stiehlt den Rosen nicht die Schau | Strauchrosen |
Andreas Barlage, Bielefeld
Quelle:
Fotos: Gaissmayer
Dieser Artikel ist in der Verbandszeitschrift „Obst & Garten“ (05/2014) erschienen. Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Verlages Eugen Ulmer, Wollgrasweg 41, 70599 Stuttgart, www.ulmer.de / www.oug.de